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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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ab. »War ein altes Wörterbuch.«
    Ray wirft mir einen kurzen Blick zu. »Interessant«, sagt er. Mit dem Kinn weist er auf meinen Ball. »Du bist weiter weg, du bist dran.«
    »Du bist näher, mach du.«
    Er locht vorsichtig ein, der Ball fällt über den verschrammten Plastikwulst ins Loch.
    So ein nichtssagendes Wort. Interessant . Warum habe ich überhaupt damit angefangen?
    Wir machen weiter, die nächste Bahn, dann die übernächste, schweigend, ein Schweigen der sperrigen Art.
    »Spielst du auch manchmal mit deiner Mutter?«, fragt er.
    »Was, Minigolf?«
    »Nein, Scrabble.«
    »Ich? Nein. Früher manchmal, als ich kleiner war, da musste ich mit ihr spielen. Sie geht ja immer noch jede Woche hin, zum Spielen, so wie eh und je. Als würde sich nie was ändern. Ist dir das schon mal aufgefallen? Egal was passiert, hier scheint sich nie irgendwas wirklich zu ändern. Jeden Freitag geht mein Vater mit ihr frühstücken, sie macht einen Spaziergang, dann bringt er sie zum Seniorenzentrum, genau wie immer, er fährt weiter und kauft ein paar Lebensmittel ein, holt ein Rezept ab, solche Sachen, holt sie später wieder ab.« Ich erkläre das alles – die Logistik, die Details –, mehr, als ich erklären müsste. Ich kann irgendwie nicht damit aufhören. Als würden die Details mein Gerede rechtfertigen. »Sie machen sich einen schönen Tag, wie man so sagt. Selbst als es in der zweiten Maiwoche total heiß war – an dem Freitag muss es an die vierzig Grad gewesen sein. Man hätte meinen können, sie würde eingehen.«
    Ray sieht mich fragend an, dann lächelt er. »Nein. Hätte ich nicht gemeint.«
    Das lässt mich innehalten. Wie er das sagt. So sachlich. Dieses Lächeln.
    »Manches ändert sich schon«, sagt er.
    Hinter uns sind eine Mutter und vier Kinder. Sie hat einen riesengroßen Becher von Dunkin’ Donuts in der Hand. Ich hoffe für sie, dass er voller Koffein ist.
    Ray greift mir um die Taille, zieht mich vom Weg in den Kies. »Wir lassen sie vor, okay?«
    »Du kommst mir furchtbar nah«, sage ich.
    »Nicht nah genug«, flüstert er, die Lippen an meinem Ohr.
    »Das kitzelt«, sage ich.
    Er lässt nicht los. »Glaub ja nicht, dass ich unsere Abmachung vergessen habe.«
    Danach ist meine Konzentration dahin.
    Er schlägt mich vernichtend mit mindestens zwanzig Punkten Vorsprung. Noch einmal berührt er meinen Körper mit den Händen, ungefähr bei Bahn sechzehn, dem kleinen, schiefen Haus – seine Finger auf meiner Haut, wo mein T-Shirt sich hochgeschoben hat –, ich schmettere den Ball über den Rand der Bahn hinaus.
    Ray fischt ihn für mich aus dem Brunnen, seine Hand ist nass, Wasser tropft mir auf die Finger, als er mir den Ball zurückgibt.
    »Ein Strafpunkt«, bemerkt er.
    Ich schüttle den Kopf. »Ich wurde vorsätzlich abgelenkt.«
    »Du zweifelst deinen Strafpunkt an?« Seine Stimme ist durchtrieben, ich antworte nicht. Ich lege meinen Ball wieder hin, stelle mich daneben, beherrscht, hole aus und schlage ihn erneut über das Feld hinaus.
    »Das Spiel ist so was von vorbei«, sage ich. Ray lacht mich an. »Ich brauche ein Eis. Zwei Kugeln, jetzt sofort.«
    »Glaubst du, das macht dich ruhiger, Marne?«
    »Hör auf!«
    »Glaube ich nicht.«
    »Hör besser auf, dich mit mir anzulegen.«
    »Das macht aber so viel Spaß.«
    »Erspar mir bitte diese Demütigung. Ich glaube nicht, dass ich noch zwei Bahnen spielen kann.«
    »Willst du jetzt aufgeben?«
    »Gönn mir doch einen Rest Würde. Lass mich jetzt aufhören. Ich war immer schon schlecht in diesem Spiel.«
    Er lacht, lehnt sich gegen eine Holzbank, die zwischen zwei Abschlägen steht – der Becher von Dunkin’, den die Mutter von den vieren in der Hand hatte, enthält nur noch Eiswürfel.
    »Hör auf, mich auszulachen. Herrgott! «
    Er hört nicht auf. Ich schieße nach vorn, schnappe den Ball von der Matte, nehme meinen Schläger, gehe zu ihm hinüber. Ich bleibe direkt vor Ray stehen. Er ist gute fünfzehn Zentimeter größer als ich und es ist schwindelerregend, von diesem Blickwinkel aus zu ihm aufzuschauen, wo er so nah ist, so dicht.
    »Hör auf!«
    Ich erwarte, dass er reagiert, die Arme um mich schlingt, zumindest einen. Dass er die Hand in meinen Nacken legt, um meine Schädelbasis, dass ich ein Ziehen an den Haaren fühle, seine Finger, diese Berührung. Doch er bewegt sich nicht, steht reglos da, lehnt sich in seinem deutlich abgegrenzten Raum gegen die Bank, schaut auf mich herab, dieses Lächeln in den Augen.

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