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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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sein. Der Anleger ist ruhig, die Straße ist ruhig, keine Autos kommen vorbei, überall Flaute.
    Auf dem mittleren Steg, neben dem Platz, wo sonst die Laura May liegt, Swig Lyons’ achtunddreißig Fuß lange Novie, sitzt Carleton Dyer auf einem umgedrehten Nagelfass, Hemdsärmel aufgerollt, und flickt ein Netz. Jane hält kurz inne, ihr Blick folgt seinen Händen, die die Nadel über die gerissenen Stellen in den Maschen führen und sie wieder schließen. Er bindet einen Knoten, schaut hoch, erblickt sie.
    »Wie geht’s dir, Jane?«, sagt er.
    Seine Kappe, bemerkt sie, ist ein wenig nach hinten geschoben. Der Schirm überschattet sein Gesicht nicht ganz. Er hat braune Augen, ein tiefes, kräftiges Braun, doch mit einem flinken Lichtblitz, als er sie taxiert. Es bringt ihre Haut zum Knistern.
    »Gut, danke«, erwidert sie bedächtig, geht weiter, spürt seinen Blick in ihrem Rücken, den schwachen Druck, den er hinterlässt. Carleton Dyer. Sie lässt sich seinen Namen durch den Kopf gehen, probiert ihn aus. Sie kennt ihn natürlich schon ihr ganzes Leben lang. Unten vom Anleger. Von der Schule. Er war einer wie jeder. Ein paar Jahre älter. Hatte Probleme mit dem Schreiben – das weiß sie noch, warum? –, war Linkshänder. Ging zur See, zur Marine. Ist jetzt anscheinend wieder zurück. Nichts weiter.
    Jane läuft die Main Road entlang. Vorbei am Geschäft von Evinrude mit dem handgeschriebenen Schild, auf dem steht: RUDERBOOTE ZU VERLEIHEN .
    Es hat zu regnen begonnen, weiche Tropfen auf ihrem Gesicht, in ihrem Haar aufgereiht. Es ist ein leichter Regen, flüchtig. Sie mag seine kühle Nässe, unter der sich ihre Haut zusammenzieht.
    Sie geht ins Postamt – eine Schlange am Fenster, länger, als sie warten will, doch sie wartet trotzdem –, ein Paket für ihre Mutter ist da, das Schnittmuster, das sie bei Sears bestellt hat, um Sommervorhänge zu nähen.
    Als Jane aus dem Postamt tritt, das Päckchen unter dem Arm, läuft sie in den großen Ingenieur. Er hat einen Schirm dabei, und da er die Sorte Mann ist, für die sie ihn hält, bietet er ihr den Schirm an, und weil es zu kompliziert ist, ihm zu erklären, dass es ihr lieber wäre, die kurze Strecke, die sie noch laufen muss, einfach im Regen zu gehen, nimmt sie an. Er geht neben ihr, hält den gekrümmten schwarzen Bogen des Schirmgriffs in der Hand, begleitet sie an der Pension vorbei, wo er wohnt, zu ihrer Großmutter, zwei Häuser weiter. Am Tor bleibt er stehen, hält ihr den Schirm hin, und als sie protestiert, winkt er ab, ganz Kavalier. Ich hole ihn mir ein andermal wieder, sagt er, ein sauber blitzendes Lächeln. Dann geht er durch den Regen die Straße hinunter und Jane ist betroffen von dieser Sinnlosigkeit − mit etwas Geliehenem in beiden Händen dazustehen: in der einen das kostbare Buch, in der anderen den ungewollten Regenschirm, ohne um das eine wie das andere gebeten zu haben, aber jetzt mit beiden am Hals, und sie wünscht sich, dass er nicht darauf bestanden hätte, dieser Mann, wünscht sich nun, es gäbe keine Verbindung zwischen ihnen, die unbestimmt in die Zukunft reicht.
    Nicht dass etwas Unangenehmes an ihm wäre. Vor einer Woche war er an ihren Großvater herangetreten, weil er das alte Austernhaus mieten wollte, das auf Gids Grundstück stand, unten am kleinen Hang, nah am Fluss. Es stand seit mehreren Jahren leer. Der Ingenieur erklärte, er bräuchte es als eine Art Büro, nur für die Dauer der letzten Monate, die er noch hier wäre. An der Tür seines Zimmers in der Pension gebe es kein Schloss, erklärte er, und hin und wieder habe er bei seiner Rückkehr das Gefühl gehabt, jemand sei an seinen Papieren gewesen. Das möge er nicht, sagte er mit einem kurzen, selbstkritischen Lachen, nicht dass dort etwas Geniales zu holen wäre. Er möge es einfach nicht, wenn an seinen Sachen herumhantiert werde.
    Jane war zu jenem Zeitpunkt in der Küche ihrer Großmutter und rollte einen Teig aus, sie konnte fast den gesamten Wortwechsel mithören.
    Was sie überraschte, war, dass Gid einverstanden gewesen war. Allerdings hatte der Ingenieur angeboten, das Doppelte dessen zu zahlen, was die Hütte wert war, und Jane nahm an, dass es das Geld war, das Gid umgestimmt hatte.
    Er war ein gut aussehender Mann, sehr groß, das Haar leicht ergraut, Strähnen in diesem satten, glänzenden Ton, den Blond annehmen kann. Er trug es zurückgekämmt, altmodisch. Der Ingenieur hatte etwas an sich, eine gewisse Neugier, die ihr aufgefallen war, wenn

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