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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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geborgen hatte, draußen hinter Devil’s Bridge; dass der Mast des Boots mit Silberdollars besetzt war und der Mann, dem es gehörte – dessen Vater hatte es gebaut –, diese Münzen selbst am Mast angebracht hatte, insgesamt achtzehn Stück, er hatte alle achtzehn zurückhaben wollen. »Doch als ich da unten war«, sagte Ray zu Marne, »und den Mast abtrennte, fand ich neunzehn.« Marne antwortete, aber ihre Stimme war zu leise, als dass ich sie hätte verstehen können. Ich sah Rays Schatten vor dem Fenster, eine Schulter hob sich, als er in seine Hosentasche griff. »Hier«, sagte er, dann herrschte Stille und ich wusste, was er getan hatte. Er hatte ihr diese Münze geschenkt. Ich warf Carl einen kurzen Blick zu und sah an seinem Gesichtsausdruck, dass auch er es wusste, und die Art, wie seine Augen auf meinem Gesicht ruhten, erinnerte mich an jenen Sommer, als der Highway eröffnet wurde, jenen Sommer, bevor die alte Brücke abgerissen wurde.
    Damals gehörten der Himmel, die Felder, die Bäume, das Licht auf dem Fluss uns ganz allein, all das, wir waren hier aufgewachsen, es war unser Eigentum. Es kam uns nicht in den Sinn, dass es anders sein könnte, nie kam uns der Gedanke, dass wir bereits von etwas anderem mitgezogen wurden, von einer neuen Zukunft, in einer Geschwindigkeit, auf die wir nicht vorbereitet waren und die wir nicht verstanden.
    Als ich gestern Carl in der Küche gegenübersaß, dachte ich daran und ich sah es so deutlich vor mir: das Scharnier, das jener Sommer gewesen war. Carls Blick schweifte von meinem Gesicht ab, huschte über meinen Körper. Ich schmelze noch immer dahin, wenn er mich so ansieht.

Pusterohr
    HUCK, VIERZEHN
    Sommer 1962
    Bis dahin war der Sommer ruhig gewesen. Sie waren mit dem Mäher nur durch ein Kaninchennest gefahren, die Kaninchenbabys, von den Messern zu quietschenden Stücken zerhackt, flogen kreuz und quer durch die Luft. Danach kamen gute Tage zum Heutrocknen, dann eine lange Woche zetten, wenden, damit das Grün verschwindet, zu Schwaden rechen. Eine lange Woche den Wender fahren, Hucks Fuß auf dem Pedal, sein Vater, das Schwein Silas, kommandierte ihn herum, schrie ihn an, er solle die Schwaden gerade ziehen, schimpfte ihn jedes Wort für »dumm« unter der Sonne. Seine beiden älteren Brüder, Scott und Junie, gingen inzwischen beide auf Fischfang, Junie legte Hummerfallen aus, stach von Fairhaven aus in See, Scott war auf Schwertfisch unten in den Dumping Grounds, sodass Huckie der Einzige im Haus war, der Einzige, auf dem das Schwein Silas noch seinen Daumen hatte, eingespannt für die Knochenarbeit. Und es war eine lange Woche Arbeit: die erste Mahd in die Scheune bringen, der Schweiß lief Huck in die Stiefel, Blasen an den Händen, die Luft auf dem Heuboden schwer und blau vor Heudunst – Staub im Hals, Grassamen auf dem Rücken, in den Klamotten, zwischen den Beinen, sie juckten, und Hucks Gesicht ramponiert grau, die Samen klebten diese eine lange Arbeitswoche an seiner Haut, und er fragte sich, wozu der ganze Scheiß gut war. Eine lange Woche, in der er sich jeden Tag auf nichts anderes freuen konnte, als dass er ein Ende nahm – bestenfalls noch auf etwas Gutes, das seine Mutter vielleicht zum Abendessen gekocht hatte, einmal einen Eintopf, ein andermal Kabeljau und Kartoffeln mit diesen Plätzchen, die mit Erdbeermarmelade bestrichen waren. Eine lange Woche, in der Huck mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne blinzelte und wusste, dass er ums Verrecken kein Heumacher werden wollte.
    Als seine Mutter dann am Samstag mit dem Ruderboot flussabwärts zum Anleger fuhr, um sich mit ihrer Freundin zu treffen, begleitete Huck sie, schloss sich dort Pard an, und gemeinsam lösten sie eine Stunde lang vier Dutzend Littlenecks für Pritchard aus, Mr. P., den Inhaber des Fisch- und Gemischtwarenladens. Die Littlenecks, kleine Venusmuscheln, waren für ein Gartenpicknick mit Musik oben auf dem alten Valentine-Grundstück bestimmt. Sie waren am Vortag bestellt worden, die Leute wollten nur die kleinen Muscheln, keine Cherrystones, und zwar in der halben Schale auf Eis. Es war Huck, der die Idee hatte, ungefähr jede achte nicht vollständig von der Muschelschale zu trennen. Er wechselte sich mit Pard ab, wählte eine Venusmuschel und schnitt sie fast vollständig durch, aber nicht ganz, ließ noch eine Sehne stehen.
    »Kannst du dir das vorstellen?«, sagte Huck und musste lachen, »wie so ein Trottel den Kopf in den Nacken legt, an der Schale

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