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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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welche Unruhe sie verströmte – eigentlich ganz ähnlich wie Huck –, dieses Besondere an ihr, das nicht geglättet oder eingedämmt werden kann.
    Man wünscht sich das nicht für sein Kind. Man möchte es sesshaft wissen. Kinder wachsen auf, werden erwachsen, und man will immer noch sicher sein, dass sie beschützt in ihrem Bett liegen, wenn man hineingeht, um das Licht auszumachen.
    Das dachte ich, als ich den Pick-up vorfahren hörte, kurz durch das Fenster blickte und sah, dass es Ray war.
    »Das Mädchen ändert sich nicht mehr«, sagt Ada jetzt. »Ich hab letztens noch zu Huckie gesagt: Dieses Mädel, das dein Bruder Ray nicht aus dem Kopf kriegt, das wird nicht zur Vernunft kommen. Solche kenne ich zur Genüge.«
    Sie sagt das so beiläufig, so nebenbei, als redete sie mit sich selbst, als hätte sie vergessen, dass ich da bin, als hätte sie vergessen, dass mein Vater mein Vater war und Marne ebenso zu mir gehört. Sie hat es nicht vergessen. Sie sagt es mit Absicht. Will mich verletzen.
    Ihre Finger, die leicht auf den Tisch geklopft haben, halten inne. Ihr Blick ist gesenkt, der Schatten ihrer Wimpern auf der Wange.
    Ich sehe über ihre Schulter in die Ferne, zur anderen Seite der Mauer am Sumpfwald, auf die wenigen Grabmale dort, eigentlich nur Stümpfe, Steine aus dem weißen Marmor, der früher verwendet wurde, einige der Steine sind so alt, dass die Namen ausgewaschen sind.
    Ada legt N-I-E-T , ergattert ein Feld mit doppeltem Wortwert. »Für den Fall, dass du noch eine Chance brauchst.«
    Ich lächle. »Nein. Ich gucke woanders.«
    »In einem anderen Winkel?«
    »Kann sein.«
    »Ich bin Zweite, nicht?«, fragt sie.
    Ich nicke.
    Sie zieht ein Gesicht, greift nach neuen Buchstaben. »Von vorne bis hinten nur Vokale.«
    Ich betrachte das Spielbrett und mir kommt der Gedanke, dass ich das Ende bereits kenne. Dieses Gefühl hatte ich schon öfter, in anderen Partien, die wir gespielt haben, Partien, die so knapp waren wie diese hier. Es ist schon da. Das Ende. Im Raster dessen, was wir bereits ausgelegt haben. In diesen letzten Buchstaben, die noch unaufgedeckt sind.
    Als Ray gestern vorbeikam, ging Marne nach draußen. Wir konnten sie auf der Veranda hören, ihre Stimmen rieselten mit der leichten Brise durch das Fenster. Anfangs war die Stimmung steif zwischen ihnen, schwerfällig und verlegen. Dann schienen sie aufzutauen. Ray fragte Marne nach Kalifornien, warum sie zurückgekommen sei, und sie erzählte ihm, dass man dort ganz gut leben könne, die Leute fingen um sieben Uhr morgens an zu arbeiten und um drei seien sie fertig, damit sie dann segeln, wandern oder Ski fahren könnten. Einmal, erzählte sie, sei sie mit einem Freund in die Bucht von Tiburon rausgefahren, und als sie wendeten, habe sie zurückgeblickt und die Häuser am Ufer gesehen. Sie seien so hübsch gewesen, sagte sie, diese Häuser, aber sie hätte das Gefühl gehabt, hindurchgreifen zu können, und das war’s dann, sie wusste es, mit Kalifornien war sie durch. Mit mir hat sie noch nicht mal halb so viel gesprochen. Draußen auf der Veranda verstummte Marne und kurz schwieg auch Ray, dann fragte er, ob sie glaube, dass sie hierbleiben würde. »Weiß nicht genau, wo ich sonst hin soll«, erwiderte sie, aber es klang nicht ganz so locker. Dann sprach eine Zeit lang keiner von beiden und ich saß einfach drinnen mit Carl am Tisch und aß einen Haferkeks. Ich sah mich in der Küche um, immer noch keine Schränke, nur Regale, und über der Spüle verliefen die Rohre an der Wand, so wie sie damals gelegt worden waren, und ich dachte an das erste Jahr unserer Ehe. In jenem ersten Winter hatten wir kein fließendes Wasser, nur einen Abtritt draußen, hinten bei der alten Maisscheune, und einen Brunnen, der immer wieder zufror, wir mussten das Eis mit einem Stock aufbrechen. Damals hatten wir zwei Öfen in der Küche, einen Petroleumkocher, außerdem einen von diesen ersten Kühlschränken, einen Kelvinator mit Motor obenauf, der nur hin und wieder funktionierte. Jener erste Winter, als wir hier wohnten, war ein strenger Winter, und wir bewegten uns durch das kalte Haus, zwischen uns eine Spannung wie zwischen Fremden.
    Gestern blickte Carl irgendwann von der Zeitung auf und wies mit dem Kinn zum Fenster.
    »Hörst du sie da draußen?« Er sprach mit leiser Stimme. »Er lacht über ihre Witze.« Er lächelte mich an. Auf der Veranda sprachen sie wieder, Marne und Ray. Er erzählte ihr von einem Boot, das er in der vergangenen Woche

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