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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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liegen.
    O Gott, bitte, bitte … lass es vorbei sein … bitte!
    Ich wusste nicht, ob ich die Worte laut aussprach oder ob sie sich nur als Litanei in meinem Kopf wiederholten. So oder so halfen sie nichts …
    Erneut schlugen die Männer auf mich ein, dann traten sie zu. Mit ihren schweren Stiefeln traten sie gegen meinen Rücken, meine Hüften und meine Beine. Um meinen Bauch zu schützen, krümmte ich mich wie ein Fötus zusammen.
    Als mich ein harter Fußtritt in den Rippen traf, war ich mir sicher, sterben zu müssen, und betete, dass ich ohnmächtig werden möge. Doch mein Körper hielt durch.
    Irgendwann wurde ich hochgerissen. Als weitere Schläge ausblieben, blickte ich benommen auf. Mein rechtes Auge und meine Lippen fühlten sich geschwollen an, ich schmeckte Blut, und Tränen verklebten mir die Augen.
    Ich wollte nur noch, dass es aufhörte.
    Aber dann blitzte etwas vor mir auf.
    Das Mondlicht fing sich auf einem länglichen Gegenstand, den ich Sekundenbruchteile später als Dolch erkannte.
    Sie wollten mich töten. Sie wollten mich wirklich töten!
    Ich hatte nicht geahnt, dass ich noch mehr Angst haben könnte, doch der Anblick des Dolches löste etwas in mir aus, was die Schläge nicht vermocht hatten. Verzweifelt wehrte ich mich und versuchte mit aller Kraft, mich loszureißen.
    »Nein, bitte, was auch immer ich getan haben soll, ich war’s nicht!« Ich krümmte und wand mich, trat um mich, warf den Kopf zurück. Es gelang mir tatsächlich, einen Arm loszureißen, doch sofort packten mich die Hände wieder und hielten mich erbarmungslos fest.
    Der Mann mit dem Dolch musterte mich mit kalten Augen, dann riss er den Arm hoch.
    Ich schrie.

3. Kapitel
    I ch schrie.
    Ich schloss die Augen und schrie aus vollem Halse, mit allem, was in mir war. Der Ton hallte von den Wänden wider, wurde lauter, viel lauter, als meine Stimme es vermocht hätte. Es hörte sich an, als würde dieser Schrei meine Seele tragen oder als würde die Erde selbst schreien, denn das Geräusch, das über den Hof hallte, hatte etwas zutiefst Urtümliches in sich – und klang gleichzeitig völlig unmenschlich.
    Schmerzen spürte ich nicht. Fühlte es sich so an, wenn man starb? Hatte ich das Messer bereits im Herzen?
    Plötzlich ließen mich meine Häscher los. Sofort brachen meine Knie ein und ich fiel zu Boden. Schmerzen zuckten durch Knie und Hände.
    Ungläubig blinzelnd öffnete ich die Augen und starrte auf die Pflastersteine unter meinen Händen, auf das Blut, das aus meinem Gesicht auf den grauen Boden tropfte.
    Nach einigen endlos erscheinenden Momenten hob sich mein Blick.
    Was ich dann sah, ließ mich an meinem Verstand zweifeln. Die Angreifer lagen am Boden und bei jenem, der mir am nächsten war, erkannte ich, dass ihm Blut aus Nase und Ohren rann.
    Mehrere Sekunden starrte ich wie gebannt auf die Szene vor mir, bevor ich mich mit einem Aufschluchzen in Bewegung setzte. Ich krabbelte rückwärts, weg von dem Mann mit dem Dolch, und kam schwankend auf die Beine. Der Blutgeschmack in meinem Mund war Übelkeit erregend, doch übergeben konnte ich mich nicht.
    Blut. Da war überall Blut an meinen Händen. Blut, das eben noch nicht da gewesen war. Winzige Glasscherben klebten an meiner Haut, kleine Schnitte verteilten sich über die Handflächen.
    Ich sah wieder von meinen Händen hoch und merkte, dass der ganze Hof glitzerte. Überall lagen Glassplitter, als hätte sie jemand über den Innenhof ausgeschüttet. Kein einziges Fenster hatte mehr Scheiben, nur hier und da hingen noch Scherben wie Zähne in den Rahmen.

    Ich fühlte mich taub, konnte mir nicht erklären, was passiert war. Irgendwann ging mir auf, dass ich noch immer verwirrt zwischen den bewusstlosen Schlägern stand.
    Ich rannte los, so schnell ich konnte.

    Wie ich zum Wohnheim gekommen war, konnte ich später nicht sagen, denn ich hatte den Weg wie in Trance zurückgelegt. Ich konnte nicht mal sagen, ob ich die U-Bahn genommen hatte oder in einen Bus eingestiegen war. Erst als ich vor der Tür stand und instinktiv die Schlüssel aus meiner Tasche zog, kam ich wieder zu mir.
    Essensgeruch stieg mir in die Nase, und von oben dröhnte mir donnerndes Heavy Metal entgegen. Das war Niko, den alle heimlich »den Vampir« nannten, weil er sich tagsüber nicht blicken ließ. Nur abends ging bei ihm die Anlage an und spielte »Doom of Hell« rauf und runter.
    Ich wollte mich nur noch in mein Bett verkriechen. Zum Glück begegnete ich niemandem, als ich die Treppen

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