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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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los.
    Meiner Kehle entrang sich ein ersticktes Keuchen, ich stolperte zurück und wäre in meiner Hast beinahe hingefallen. Im nächsten Moment sprintete ich auch schon durch die Straße und schwor mir, meinen offensichtlich sehr zutreffenden Verfolgungswahn nie wieder als Einbildung abzutun.
    Ich stürmte um die nächste Hausecke, wobei eine Katze bösartig kreischend zur Seite stob. Die Kerle klebten weiterhin an mir wie ein Bienenschwarm und wahrscheinlich würde das auch die nächsten Blocks so bleiben. Entrinnen konnte ich ihnen nicht.
    Erst jetzt realisierte ich in vollem Umfang, dass mein Leben in Gefahr war. Warum sonst sollten meine Verfolger so hartnäckig sein?
    Mein Herz raste, und auf einmal bekam ich vor Angst kaum noch Luft. Ich brauchte Hilfe, einen Ausweg, irgendwas. Die Eiseskälte stach wie mit Nadeln auf mich ein. Die Stiefelschritte hinter mir klangen laut wie Kanonenschüsse.
    Vielleicht konnte ich mich ja verstecken, wenn ich lange genug aus ihrem Sichtfeld verschwand? Wie dumm diese Idee war, merkte ich erst, als ich auf dem Hinterhof eines verlassenen Hauses zum Stehen kam.
    Keuchend schaute ich mich um, und in meiner Panik irrte mein Blick so schnell umher, dass ich kaum etwas wahrnahm. Doch es gab auch nicht viel zu sehen. Blanke Backsteinwände, durchbrochen nur von dem Tor hinter mir und einigen Fenstern hoch über meinem Kopf. Zwei tote Topfpflanzen in einer Ecke, ein paar Fetzen Müll und vertrocknete Blätter verstreut auf dem Pflaster.
    O Gott, ich saß in der Falle.
    Dem zufriedenen Grinsen der Schläger nach zu schließen, war ihnen das ebenfalls klar, als sie wenige Sekunden nach mir durch den Torbogen stürmten und mich in Windeseile einkreisten.
    Hatten sie schon vorhin so bleiche Gesichter gehabt? Im Neonlicht der U-Bahn sah kaum jemand normal aus, aber nach dieser Hetzjagd hätten sie doch rot wie Feuerlöscher sein müssen! Gingen normalen Leuten etwa auch solche absurden Gedanken durch den Kopf, wenn sie überfallen wurden? Oder war das nur bei mir so? Vermutlich hatten die Panik und diese furchtbare Kälte mein Gehirn in einen Eisblock verwandelt.
    »Hast du geglaubt, dass du uns entkommen kannst?«, zischte einer von ihnen.
    Ich wollte ihm antworten, dass alles ein furchtbares Missverständnis sein müsse, dass ich nicht wisse, wovon sie überhaupt redeten. Doch ich brachte keinen Ton heraus.
    Da ich in ihren Augen offenbar nichts zu sagen hatte, stürzten sich die Kerle nur Sekundenbruchteile später auf mich.
    Ich sprang nach hinten, stieß mit der Schulter gegen die Mauer und wurde zurückgerissen, als einer von ihnen seine Hände wie Schraubstöcke um meine Arme legte.
    »Was wollt ihr von mir?«, kreischte ich. »Hilfe! Hilfe! Bitte.« Es musste doch noch jemand in der Nähe sein, der mir beistehen konnte.
    Aber niemand erschien. Ich war allein … allein mit diesen vier Männern.
    Ich versuchte, einen ruhigen, vernünftigen Ton anzuschlagen, doch meine Stimme überschlug sich. »Ich habe nur zwanzig Euro dabei. Ihr könnt alles nehmen. Bitte, ich will nur …«
    Weiter kam ich nicht, denn einer der Kerle holte aus. Ich zuckte zurück, die Hände hinter mir hielten mich, und er schlug mir mit der Faust ins Gesicht.
    O Gott, ich hatte nicht gewusst, dass ein Schlag so weh tun konnte!
    Schmerz explodierte in meinem Kopf, und mir wurde schwarz vor Augen. Ich schmeckte Blut in meinem Mund und konnte nicht sagen, ob ich mir selbst auf die Zunge gebissen hatte oder ob meine Lippe aufgeplatzt war.
    Was … was geschah hier? Das konnte mir unmöglich wirklich gerade passieren.
    Leider blieb es nicht bei diesem einen Schlag. Jemand stieß mich nach vorn, eine Faust landete in meinem Magen, eine andere auf meinem Rücken. Mein Körper bog sich hin und her, ohne dass ich etwas tun konnte. Meine Eingeweide schmerzten, und an Luft holen war nicht mehr zu denken. Die Kerle schleuderten mich herum, als sei ich eine Flickenpuppe. Weder mein Schreien noch meine schwachen Versuche, die Hiebe abzuwehren und mein Gesicht zu schützen, konnten etwas ausrichten. Ein Schlag landete so hart auf meinem Ohr, dass ich das Gefühl hatte, mein Trommelfell würde platzen. Kurze Zeit später drosch eine Faust auf meinen Kiefer ein, dann noch eine. Das Knirschen hallte durch meinen gesamten Kopf, Schwindel erfasste mich, die Sicht verschwamm vor meinen Augen.
    Ein weiterer heftiger Schlag gegen die Schläfe riss mich schließlich von den Füßen, und ich blieb wimmernd auf den Pflastersteinen

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