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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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ganzen Horden von Touristen überfallen werden. Wenn wir eingeborenen Berliner nicht ausgehen …«
    Bettina drückte sich das Kissen vors Gesicht und schrie ihre Frustration hinein. Ich konnte das Lachen nicht länger zurückhalten, und sie sah mich daraufhin böse an. »Du bringst mich noch ins Grab. Mensch, du bist siebzehn, da müsstest du jeden Tag was losmachen.«
    »Aber nicht, wenn ich jeden Morgen um sechs aufstehe und wie eine Blöde schufte.«
    »Das tun wir doch alle! Egal, wer ist denn jetzt der Typ?«
    Wenn ich sie jetzt noch länger auf die Folter spannte, würde sie mir vermutlich an den Hals springen. Kurz überlegte ich, wie viel ich ihr erzählen sollte. Ich hatte Thomas Bettina gegenüber noch nie erwähnt. Schließlich dachte ich schon genug an ihn, da wollte ich nicht auch noch über ihn reden. Vor allem, wenn es nichts zu erzählen gab. »Einer von der Arbeit.«
    Bettina zog ihr angewidertes »Bäh, der ist sicher alt«-Gesicht, und bevor sie damit herausplatzen konnte, kam ich ihr zuvor.
    »Es ist der Geselle, der letztes Jahr ausgelernt hat.«
    Sogleich glätteten sich ihre Gesichtszüge wieder. »Ist er knackig? Was für Haare hat er? Augenfarbe? Und sein Hintern?«
    »Er sieht gut aus, hat braune Haare und braune Augen.« Mein Urteil über Thomas’ Hintern behielt ich lieber für mich.
    »Klingt langweilig. Ich hab eher was für Blonde oder Rothaarige übrig.«
    »Er ist nicht langweilig!« Das hatte jetzt etwas heftiger geklungen als geplant. Bettina zog wissend die Augenbrauen hoch. Mist!
    »Jetzt muss ich mich aber fertig machen«, sagte ich schnell, um nicht einem weiteren Verhör unterzogen zu werden.
    »Behalt einfach deinen Blaumann an, darin kennt er dich schon«, spöttelte Bettina.
    »Haha, sehr witzig.«
    Damit tauchte ich in meinen Schrank ab und kramte ein paar halbwegs ansehnliche Hosen und T-Shirts hervor. Schweigend betrachtete Bettina meine Auswahl und begann dann in ihrem Schminkkoffer herumzuwühlen, ohne Zweifel auf der Suche nach irgendeinem blöden Zeugs, zu dem sie mich überreden würde. Ich wusste, dass das Thema Thomas noch lange nicht abgeschlossen war, aber mein Outfit war jetzt erst mal wichtiger.
    »He, was ist das für ein Lied, das du da summst?«
    Ich schreckte auf und stieß mir den Kopf am Regalbrett des Schranks. »Was?«
    »Na, du summst. Das ist ganz schön nervig.« Bettina ließ zwei knallrote Pumps, die sie aus ihrem Schrank gezogen hatte, an ihren Fingern baumeln. »Oder merkst du vor lauter Vorfreude auf dein Date gar nicht mehr, was du machst?«

    Hatte ich wirklich gesummt? Mir war eine Melodie durch den Kopf gegangen, irgendwas getragenes, das ich mal im Radio aufgeschnappt haben musste. Aber mir war echt nicht aufgefallen, dass ich sie laut gesungen hatte. Seltsam.
    »’tschuldigung. Ich war in Gedanken.«
    »Vielleicht solltest du öfter bei dir selbst reinhören, sonst verpasst du noch was.«
    Erst verdrehte ich die Augen, aber dann grinste ich. »Ich kann entweder mir beim Denken oder dir beim Plappern zuhören. Beides zusammen geht nicht.«
    »Na, dann ist die Entscheidung ja wohl klar. Schließlich brauchst du dringend jemanden, der dich mit Schminktipps versorgt.«

    Zehn Minuten später stand ich vor dem halbblinden Spiegel des Gemeinschaftswaschraums. Das Mädchen, das mich daraus anblickte, erschien mir fremd.
    In Jeans, Pullover oder Blaumann fühlte ich mich wohl, das weit ausgeschnittene lila Shirt über der schwarzen Röhrenhose wirkte in meinen Augen dagegen wie eine Verkleidung.
    Natürlich war Bettina schuld. Ich hatte eigentlich etwas anderes anziehen wollen, aber sie hatte mich zu diesem Outfit überredet. Die hochhackigen Schuhe hatte ich allerdings rundheraus abgelehnt und auf meine bewährten Ballerinas bestanden. Wenn ich den farblich zu dem Shirt passenden Lidschatten ebenfalls verschmäht hätte, wäre das Resultat vermutlich ein Blutbad gewesen.
    Während ich mich mit dem blöden Schaumstoffapplikator abmühte, um Farbe auf meine Lider aufzutragen, was mich sicher aussehen lassen würde, als hätte mir jemand zwei Veilchen verpasst, bemerkte ich plötzlich eine Bewegung im Spiegel.
    Blitzschnell wirbelte ich herum. Hatte da etwa jemand durch das Klofenster gespannt? Ich ging ein paar Schritte auf das Fenster zu, konnte jedoch niemanden entdecken. Wahrscheinlich hatte ich mir die Bewegung nur eingebildet, oder es war einfach nur der Baum vor dem Fenster. Oder der Spanner war bei meinem Anblick vor Schreck vom Ast

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