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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Belangen der Farm desinteressierten, nur auf dem Klavier klimpernden Kura – für Tonga wäre das zweifellos der Höhepunkt seines Lebens, aber undenkbar für Gwyn.
    »Es wird nichts helfen, Kura jetzt ein paar Wochen nach Queenstown zu schaffen«, meinte James. »Im Gegenteil. Da werden nur Dutzende von Goldsuchern vor ihr auf den Knien liegen. Sie wird in Komplimenten baden, jeder wird sie hinreißend finden – und am Ende hat sie noch mehr Oberwasser. Und wenn sie zurückkommt, ist Tiare immer noch da. Und falls du daran denkst, ihn hier irgendwie wegzuloben – Tonga findet einen anderen. So bringt das nichts, Gwyn.«
    »Sie wird immerhin älter und verständiger«, wandte Gwyneira ein.
    James verdrehte die Augen. »Gibt es dafür irgendwelche Anzeichen? Bis jetzt wird sie nur immer verrückter! Und diese Heather Witherspoon macht es auch nicht besser. Die würde ich als Erstes nach England zurückschicken, ob es der kleinen Prinzessin passt oder nicht.«
    »Aber wenn Kura sich sturstellt, ist auch nichts gewonnen. Damit treiben wir sie den Maoris in die Arme ...«
    James hatte sich zu Gwyn aufs Bett gesetzt, und sie schmiegte sich trostsuchend an ihn.
    »Dass das aber auch alles so schwer sein muss«, seufzte sie schließlich. »Ich wünschte, Jack wäre der Erbe, dann müssten wir uns keine Gedanken mehr machen.«
    James zuckte die Achseln. »Die bräuchten wir uns auch nicht zu machen, wenn Fleurette die Erbin wäre. Aber nein, dieser Gerald Warden musste ja unbedingt noch einen männlichen Nachkommen zeugen, und sei es mit Gewalt. Es bereitet mir immerhin eine gewisse Genugtuung, dass er sich jetzt zweifellos im Grabe herumdreht! Sein Kiward Station nicht nur in der Hand eines halben Maori, sondern obendrein eines Mädchens!«
    Gwyneira musste lächeln. Was Erbschaftsangelegenheiten anging, waren die Maoris jedenfalls entschieden vernünftiger. Hier hatte es keine Probleme gegeben, als Marama ein Mädchen zur Welt brachte; Männer und Frauen waren in der Erbfolge gleichberechtigt. Schade nur, dass Kura so völlig aus der Art schlug und von der tatkräftigen und weniger musisch als praktisch orientierten Gwyneira nicht mehr geerbt hatte als die azurblauen Augen.
    »Jetzt nehme ich sie erst mal mit nach Queenstown«, sagte Gwyn schließlich entschieden. »Vielleicht kann Helen ihr ja den Kopf zurechtsetzen. Manchmal findet ein Außenstehender eher Zugang. Helen spielt immerhin Klavier. Die wird Kura ernst nehmen.«
    »Und ich muss ohne dich zurechtkommen«, schmollte James. »Der Viehtrieb ...«
    Gwyneira lachte und legte ihm die Arme um den Hals. »Der Viehtrieb sollte dich ausgiebig beschäftigt halten. Jack freut sich schon darauf. Und du könntest Miss Heather mitnehmen – auf dem Küchenwagen. Vielleicht geht sie hinterher freiwillig!«
    Es war März, und vor dem kommenden Winter mussten die halbwild lebenden Schafe im Bergland zusammengesucht und zurück zur Farm getrieben werden. Jedes Jahr eine mehrtägige Beschäftigung, die alle Arbeiter einer Farm in Anspruch nahm.
    »Sei vorsichtig mit deinen Ratschlägen!« James streichelte ihr übers Haar und küsste sie zärtlich. Ihre Umarmung hatte ihn erregt. Und was war auch gegen ein bisschen Liebe am Vormittag einzuwenden? »Ich habe mich schon mal in eine Frau verliebt, die auf dem Küchenwagen mitfuhr!«
    Gwyneira lachte. Auch ihr Atem ging jetzt schneller. Geduldig hielt sie still, während James die Haken und Ösen an ihrem leichten Sommerkleid löste.
    »Aber nicht in eine Köchin«, erklärte sie. »Ich erinnere mich noch gut, wie du mich gleich am ersten Tag herausgeschickt hast, um versprengte Schafe einzutreiben.«
    James küsste ihre Schulter, dann ihre immer noch recht festen Brüste.
    »Das diente der Lebensrettung der Truppe«, bemerkte er lächelnd. »Nachdem wir deinen Kaffee probiert hatten, musste ich dich aus dem Weg schaffen ...«
     
    Während Gwyneira und James die ruhige Stunde genossen, begab sich Heather Witherspoon zu ihrem Zögling Kura. Sie traf das Mädchen am Klavier an – und würde ihr jetzt vom Beschluss ihrer Großmutter berichten müssen, die Lehrerin nicht mit nach Queenstown zu nehmen. Kura nahm es erstaunlich gelassen auf.
    »Ach, sehr lange werden wir sowieso nicht bleiben«, bemerkte sie. »Was sollen wir bei diesen Hinterwäldlern? Wenn es noch Dunedin wäre. Aber dieses Goldgräberkaff? Und mit den Leuten da bin ich kaum verwandt. Fleurette ist so etwas wie meine Halbtante und Stephen, Elaine und George

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