Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
sozusagen meine Viertelcousins, oder? Was hab ich mit denen zu tun?«
    Kura wandte ihr hübsches Gesicht wieder den Noten zu. Glücklicherweise stand auch in Queenstown ein Klavier, dessen hatte sie sich versichert. Und vielleicht verstand diese Miss Helen ja wirklich etwas von Musik, womöglich mehr als Miss Heather. Tiare würde sie sowieso nicht vermissen. Natürlich war es nett, sich von ihm bewundern, küssen und streicheln zu lassen, aber sie würde doch niemals riskieren, schwanger zu werden! Vielleicht hielt Grandma Gwyn sie ja für dumm, und Miss Heather lief sowieso immer gleich rot an, wenn es irgendwie um »Geschlechtliches« ging. Aber Kuras Mutter war nicht so prüde; das Mädchen wusste durchaus, wie Kinder entstanden. Und in einem war sie sich sicher: Von Tiare wollte sie keins. Im Grunde hielt sie nur deshalb an der Beziehung zu ihm fest, um Grandma Gwyn ein bisschen zu ärgern.
    Wenn sie es recht bedachte, wollte Kura überhaupt keine Kinder. Das Erbe von Kiward Station war ihr herzlich egal. Sie war bereit, jeden und alles hinter sich zu lassen, wenn sie damit ihrem eigentlichen Ziel näherkam. Kura wollte Musik machen, sie wollte singen. Und egal, wie oft Grandma Gwyn das Wort »unmöglich« sagte – Kura-maro-tini würde an ihren Wünschen festhalten!
     

3
    William Martyn hatte Goldwaschen bisher stets für eine ruhige, ja kontemplative Tätigkeit gehalten. Man hielt ein Sieb in einen Bach, schüttelte es ein wenig – und dann blieben Goldnuggets darin hängen. Vielleicht nicht gleich und jedes Mal, aber doch genug, um auf die Dauer Millionär zu werden. In Queenstowns Realität gestaltete sich die Sache jedoch ganz anders. Genau genommen hatte William überhaupt kein Gold gefunden, bis er sich mit Joey Teaser zusammengetan hatte. Und das, obwohl er sich für die hochwertigsten Gerätschaften aus dem O’Kay Warehouse entschieden und dabei erneut das Vergnügen genossen hatte, mit Elaine O’Keefe zu plaudern. Die Kleine hatte sich dabei vor Begeisterung kaum halten können, ihn wiederzusehen, und je länger dieser erste Tag des Goldschürfens mit Joey voranschritt, desto intensiver überlegte William, ob in der Bekanntschaft mit diesem Mädchen nicht vielleicht die wahre Goldader schlummerte. Sofern er überhaupt zum Überlegen kam. Joey, ein erfahrener Goldsucher von fünfundvierzig Jahren, der aber wie sechzig aussah und sein Glück vorher schon in Australien und an der Westküste versucht hatte, begutachtete Williams frisch abgesteckten Claim nur kurz, erklärte ihn für durchaus aussichtsreich und fing sofort an, Holz für den Bau einer Waschrinne zu schlagen. William hatte dabei ein wenig verwirrt dreingeschaut, worauf Joey ihm eine Säge in die Hand drückte und den Befehl erteilte, die Stämme zu Brettern zu schneiden.
    »Kann man ... kann man die Bretter nicht kaufen?«, erkundigte William sich unglücklich, nachdem der erste Versuch kläglich gescheitert war. Wenn sie tatsächlich eine zwanzig Meter lange Rinne selbst bauen wollten, wie Joey vorzuhaben schien, würden sie mindestens zwei Wochen brauchen, bevor das erste Gold darin hängen blieb.
    Joey verdrehte die Augen. »Man kann alles kaufen, Junge, wenn man Geld hat. Aber haben wir welches? Ich zumindest nicht. Und du solltest deins auch zusammenhalten. Lebst sowieso auf ganz schön großem Fuß, mit deiner Pension und dem ganzen Kram, den du da gekauft hast ...«
    Neben den wichtigsten Gerätschaften zum Goldschürfen hatte William auch in eine ordentliche Campingausrüstung und ein paar Jagdwaffen investiert. Konnte schließlich sein, dass man hier auf dem Claim mal die Nacht verbringen musste – spätestens dann, wenn es Gold zu bewachen galt. Und dann wollte William sein Lager auf keinen Fall unter freiem Himmel aufschlagen.
    »Hier jedenfalls haben wir Bäume, eine Axt und eine Säge. Da bauen wir die Waschrinne doch am besten selbst. Greif dir jetzt die Axt. Beim Umhauen von Bäumen kannst du nichts falsch machen. Ich nehme die Säge und mach die Feinarbeit!«
    Seitdem fällte William Bäume, wenn auch nicht sonderlich schnell; er hatte gerade mal zwei mittelgroße Südbuchen geschafft. Aber die Arbeit war schweißtreibend. Während die Männer morgens noch beim Paddeln zu ihrem Claim gefröstelt hatten, schufteten sie jetzt, gegen zehn Uhr, schon mit bloßem Oberkörper. Und William konnte kaum glauben, dass nicht einmal der halbe Tag zu Ende war.
    »Versuchen Sie es lieber mit einer Arbeit, die Ihnen wirklich liegt.«

Weitere Kostenlose Bücher