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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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hatte sie einen Rückfall erlitten und drei Tage lang krank im Bett gelegen. Und auch jetzt hielt McIntyre sie wie eine Gefangene. Sie durfte kaum aus dem Haus gehen, sie durfte Elizabeth Macarthur nicht besuchen, und er erlaubte ihr schon gar nicht, nach Parramatta und dort womöglich ins Lazarett zu fahren.  
    Nur aus Angst, dass McIntyre Duncan noch immer des Diebstahls bezichtigen konnte, hielt sie sich daran. Dabei machte es sie fast rasend, nicht zu ihm zu können und nicht zu wissen, wie es ihm ging. Er war nur wenige Meilen entfernt und doch so weit fort, als befände er sich im fernen Europa. Dennoch war die Sehnsucht nicht einmal das Schlimmste. Das waren die Sorge und die Angst. Zu oft hatte sie gehört, dass ausgepeitschte Sträflinge an Infektionen starben.  
    Natürlich hätte sie McIntyre nach Duncan fragen können. Wahrscheinlich erwartete er das sogar. Aber das tat sie nicht. Lieber hätte sie sich die Zunge abgebissen. Genau genommen sprach sie überhaupt nicht mehr mit ihrem Mann, strafte ihn mit eisigem Schweigen und Nichtbeachtung – ihre einzige Waffe gegen ihn. Es schien ihn nicht zu kümmern. Er ließ sich ohnehin fast nur zu den Mahlzeiten blicken. Und wenn es unbedingt etwas mitzuteilen gab, war Ann die Mittlerin.  
    Helles Kinderlachen klang durch die geöffneten Fenster.  
    »Wie großzügig von Euch«, riss Mrs Zuckermans Stimme sie aus ihrem Trübsinn, »Euch um Dr. Wentworths Kinder zu kümmern. Also, ich könnte das nicht. Da käme ich mir ja vor wie eine Gouvernante.« Sie goss sich noch eine Tasse Tee ein. Offenbar hatte sie nicht vor, demnächst wieder zu gehen. »Was meint Ihr: Ob Dr. Wentworth sich bald wieder binden wird? Ich meine, so ganz ohne Frau kann er ja nicht leben.« Sie seufzte so inbrünstig, dass ihr Doppelkinn ins Wackeln geriet. »Zu schade, dass ich schon vergeben bin.« Sie gab Milch und Zucker in ihren Tee, rührte um und steckte sich mit der anderen Hand ein weiteres Stück Backwerk in den Mund. »Aber, seien wir doch mal ehrlich«, schmatzte sie. »Ein Mann wie Dr. Wentworth – und eine ehemalige Sträflingsfrau. Das war doch nichts.«  
    Moira ertrug es nicht länger. »Liebt Ihr Euren Mann, Mrs Zuckerman?«, fragte sie scharf.  
    Die dralle Gestalt stieß mit dem Löffel fast die Teetasse um. »Wie bitte?«  
    »Ich fragte, ob Ihr Euren Mann liebt.«  
    Mrs Zuckerman hatte ihre Fassung rasch wiedergefunden. Bedächtig klopfte sie den Löffel ab und legte ihn neben die Tasse. »Ach, was ist schon Liebe? Ein Luxus, den sich die wenigsten leisten können. Ich bevorzuge Sicherheit.« Sie tätschelte Moiras Hand, die diese nicht mehr rechtzeitig hatte zurückziehen können. »Aber Ihr seid natürlich noch immer aufgewühlt, das verstehe ich. Dieses schreckliche Erlebnis hat Euch doch sehr mitgenommen.«  
    In dieser Art plapperte sie weiter, aber Moira hörte kaum hin. Was ist schon Liebe? Sie hätte die Antwort gewusst. Es war mehr als das bloße körperliche Verlangen nach dem anderen. Mehr als stummes Verstehen und das Gefühl der Einheit. Seit sie erfahren hatte, wie es war, jemanden zu lieben, wusste sie auch, was sie vermisste. Sie sehnte sich so sehr nach Duncan, dass es weh tat.  
    »Mrs McIntyre?«  
    »Entschuldigung.« Moira blickte auf. »Was habt Ihr gesagt?«  
    »Ich sagte, sicher bekommt Ihr bald einen Ersatz für den Wüstling, jetzt, wo Euch doch ein Sträfling fehlt.«  
    Auf diesen Gedanken war Moira noch gar nicht gekommen. Aber Mrs Zuckerman hatte recht, und das würde alles noch endgültiger machen. Duncan würde nicht zu ihnen zurückkehren. Bei dieser Vorstellung schien sich ein stumpfes Messer in ihre Brust zu bohren.  
    »Am besten ersucht Ihr nach einem älteren Sträfling. Die älteren sind leichter zu handhaben. Ich sehe es ja an Fletcher.«  
    Fletcher war einer der den Zuckermans zugewiesenen Sträflinge, ein Mann von über fünfzig Jahren. Er hatte Mrs Zuckerman hierher gefahren und wartete jetzt vor dem Kutschenhaus auf sie. Dort, wo Duncan früher gearbeitet und geschlafen hatte. Moira biss die Zähne zusammen und zwang sich, diesen Gedanken zu vertreiben.  
    Das Knirschen von Rädern auf Sand erklang, dann sah sie vor dem Haus einen Zweispänner vorfahren. Wentworth! Endlich! Aufatmend erhob Moira sich, ihr Herz raste. Sie musste sich bremsen, um nicht hinauszurennen und ihm entgegenzustürzen.  
    »Entschuldigt mich für einen Moment.«  
    Ohne Wentworth wäre sie wahrscheinlich vollends verzweifelt; er

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