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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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zurück und streckte die langen Beine aus. »Ich denke darüber nach, den ausgeschriebenen Posten des Lieutenant Governor von Norfolk Island anzunehmen. Das wäre gut für meine Karriere. Was haltet Ihr davon?«  
    »In der Tat, ein vielversprechender Schritt in Eurer militärischen Laufbahn. War es das, worüber Ihr mit mir reden wolltet?«  
    Der Major lachte auf. »Seit wann brauche ich Eure Zustimmung zu meinen Plänen? Nein, mir geht es um etwas anderes.« Er warf einen beiläufigen Blick auf seine gepflegten Hände. »Ich habe mich letztens ein wenig mit Eurer kleinen Sträflingsdirne unterhalten. Diesem Mädchen, dieser … Anna oder wie sie heißt.«  
    »Mit Ann, Sir?« Alistair hatte plötzlich das Gefühl, als würge ihn jemand. Wusste der Major etwa Bescheid?  
    »So ist es. Ich musste ihr erst ein bisschen gut zureden, aber dann hat sie mir alles erzählt.« Er beugte sich über den groben Holztisch. »Euer Frauchen hat Euch Hörner aufgesetzt, McIntyre. Mit diesem O’Sullivan, diesem dahergelaufenen papistischen Sträfling! Und Ihr wusstet davon. Diese ganze Geschichte von der angeblichen Entführung war nichts als ein Schwindel.«  
    Alistair überlief es erst heiß, dann kalt, während sich vor seinem inneren Auge ein Bild des Schreckens formte. Sein Ruf, den er sich hier mühsam wieder aufgebaut hatte, war dahin, man würde ihn als lächerliche Gestalt verunglimpfen, ihn verhöhnen … Schnell warf er einen Blick auf den einsamen Gast, der gerade einen lauten Schnarcher ausstieß. »Was wollt Ihr von mir, Major? Mich … erpressen?«  
    Penrith lächelte schmal. »Aber nicht doch, McIntyre! Ich will Euch nichts Böses. Im Gegenteil, ich will Euch warnen. Und Euch meine Hilfe anbieten.«  
    »Eure Hilfe, Sir?« Alistair verstand überhaupt nichts mehr.  
    »Dann wisst Ihr nicht, dass die beiden sich schon wieder getroffen haben?«  
    Alistair schluckte noch an seinem ersten Schrecken, als ihn dieser nächste Keulenschlag traf. »Wie bitte?«  
    »Es ist immer gut, ein paar Spitzel zu haben. Euer Kollege, der gute Dr. Wentworth, scheint mir auf der falschen Seite zu stehen. Allem Anschein nach unterstützt er sogar diese lasterhafte Beziehung. Man hat mir berichtet, Mrs McIntyre und dieser O’Sullivan hätten sich vor wenigen Tagen bei ihm getroffen.«  
    Alistair durchfuhr ein scharfer Stich der Eifersucht. Die Vorstellung, dass ein anderer Duncan berührte, schmerzte wie ein kranker Zahn. Gleich darauf brandete ohnmächtiger Hass in ihm auf. Wie konnten die beiden es wagen? Ein paar Sekunden lang brachte er kein Wort über die Lippen. Er umklammerte seinen Becher. »Ihr habt einen Spitzel auf O’Sullivan angesetzt?«, fragte er dann, wie vor den Kopf geschlagen.  
    »Nicht auf ihn. Auf Eure Frau. Seit dieser Bastard wieder in Toongabbie ist. Ich wollte eigentlich dafür sorgen, dass man ihm so bald wie möglich noch einmal das Fell gerbt, aber jetzt ist mir eine bessere Idee gekommen. Der Mann muss verschwinden. Sobald er sich erneut mit Eurem Frauchen trifft«, der Major hob die Arme und legte auf ein imaginäres Ziel an, »Peng! Auf der Flucht erschossen.«  
    »Nein!«, entfuhr es Alistair, bevor er sich zurückhalten konnte.  
    »Nein?« Der Major ließ die Arme sinken und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »McIntyre, allmählich habe ich einen sehr unschönen Verdacht. Für meinen Geschmack hängt Ihr ein bisschen zu sehr an dem Kerl. Wie erklärt Ihr mir das?«  
    Alistairs Handflächen wurden feucht. »Was?«, lachte er gequält auf. »Er … war mir ein guter Gehilfe, das ist alles«, brachte er mit verkrampftem Kiefer hervor. »Und jetzt, wo er fort ist, gehen auch meine Forschungen nicht mehr so gut voran. Schickt ihn … schickt ihn meinetwegen in ein anderes Straflager, das sollte reichen.«  
    Genau, das wäre die Lösung! Ein anderes Straflager. Wo Duncan ihm aus den Augen und hoffentlich auch endlich aus dem Sinn wäre. Ihm, und natürlich auch Moira.  
    »Wie wäre es mit Norfolk Island?«, schlug der Major vor. »Es soll bei den Sträflingen ziemlich gefürchtet sein, heißt es. Und ich könnte dort ein Auge auf diesen Bastard haben.«  
    Die Teufelsinsel? Kaltes Blut mischte sich unter Alistairs heißen Zorn. Wieso eigentlich nicht? »Wie wollt Ihr das durchsetzen? Dorthin schickt man meines Wissens nur die unverbesserlichen Sträflinge.«  
    »Das lasst nur meine Sorge sein, McIntyre. Es wäre doch gelacht, wenn sich da nichts finden würde.« Der

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