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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Major griff nach seinem Bier. »Ich habe auch schon etwas ganz Bestimmtes im Sinn.«  
    *  
    »Wie oft wollen sie uns denn noch filzen?«, kam es leise von Samuel. Er stand neben Duncan, sein roter Scheitel berührte fast das strohgedeckte Hüttendach, durch das Wasser tropfte. Seit Duncans Rückkehr ins Straflager war der Hüne sein Bettnachbar. Niemand sonst wollte neben Samuel schlafen, und Duncan störte es nicht.  
    Es regnete seit Tagen. Was zwar bedeutete, dass ihnen nicht von morgens bis abends die Sonne auf den Kopf brannte und sie der Durst plagte, aber die ständige Nässe war auch kaum besser. Alles stank nach klammen, verschwitzten Kleidern und Dreck. Seit einigen Tagen droschen sie in der neuerrichteten großen Dreschhütte Berge von goldenen Garben – der Weizen war zum Glück noch vor dem Regen geerntet worden. Es war eine schweißtreibende Arbeit; der aufgewirbelte Staub, die feuchte Hitze und die körperliche Anstrengung erschöpften auch die Stärksten.  
    Vor wenigen Minuten hatte man sie zurückbeordert, um eine Durchsuchung durchzuführen. Alle siebzehn Sträflinge ihrer Hütte hatten sich hinter ihren Schlafplätzen aufstellen müssen. Wieder einmal. So etwas kam inzwischen fast jede Woche vor. Hauptsächlich suchte man nach versteckten Waffen; die Angst vor einem Aufstand der irischen Gefangenen war noch immer groß.  
    Auch wenn es eine willkommene Unterbrechung der kräftezehrenden Arbeit war, hatte Duncan ein ungutes Gefühl. Vor allem deswegen, weil neben den Aufsehern und Lagerverwalter Sergeant Penrith heute auch dessen Bruder, der allseits gefürchtete Major Penrith, vor der Hütte wartete. Was tat der Mann hier? Duncan konnte sich nicht helfen – jedes Mal, wenn er den Major sah, gab es Ärger. Großen Ärger.  
    Die Aufseher begannen, die spärlichen Habseligkeiten der Sträflinge zu durchwühlen und die Decken zurückzuschlagen. Ein paar Töpfe kamen zum Vorschein, Schüsseln, etwas Mehl. Wasserflaschen. Duncan runzelte die Stirn. Hatte er heute Morgen seine Decke genauso zurückgelassen? Irgendwie sah sie anders aus. Als läge etwas seitlich darunter.  
    Seine Decke wurde zurückgeschlagen. Duncan stockte der Atem, als ein Teil eines männerfaustgroßen Beutels zum Vorschein kam. Die andere Hälfte lag unter Samuels Decke.  
    Er starrte den braunen Stoffbeutel an, und eine eisige Hand schien seinen Rücken hinaufzukriechen. Was immer das war, er hatte nichts damit zu tun. Aber das würde man ihm nicht glauben. Auch Samuel keuchte erschrocken auf.  
    »Major, Sir!«, rief Aufseher Farelly nach draußen. »Wir haben etwas gefunden!«  
    »Das gehört mir nicht! Das hat mir jemand untergeschoben!«, fuhr Samuel auf. Duncan hielt seinen Arm fest und schüttelte leicht den Kopf. Es nützte niemandem, wenn der Hüne jetzt die Nerven verlor.  
    Die Penrith-Brüder betraten die Hütte. Der Major rümpfte die Nase über den strengen Geruch, dann fiel sein Blick auf den Beutel. »Die beiden?«, fragte er mit einer Kopfbewegung hin zu Duncan und Samuel.  
    »Ja, Sir. O’Sullivan und Fitzgerald.«  
    Der Major sah Duncan an. »O’Sullivan. Schon wieder.«  
    »Das ist nicht von mir«, brachte Duncan mit Nachdruck hervor.  
    »Natürlich«, höhnte der Major. »Und wahrscheinlich hast du auch keine Ahnung, wie es dorthin kommen konnte.« Gelächter der Aufseher erscholl. »Schickt die anderen Bastarde raus. Nur die beiden bleiben.«  
    Stumm sah Duncan zu, wie bis auf Samuel alle Sträflinge zum Ausgang strebten und eilig die Hütte verließen.  
    »Öffnen!«  
    Als Aufseher Farelly den Beutel in die Hand nahm, klang es metallisch. Duncan ahnte, was man darin finden würde. Vor Entsetzen zog sich alles in ihm zusammen. Im nächsten Moment griff Farelly in den Beutel und holte ein paar Münzen heraus.  
    »Es ist Geld, Sir.«  
    Der Major ergriff eine der Münzen und wog sie in der Hand. »Seht genauer hin, Mann! Das ist Falschgeld, geprägt aus minderwertigem Metall. Man erkennt es am geringeren Gewicht.« Er wies mit seiner Reitgerte auf Duncan. »Wie hast du das gemacht? Aus Löffeln? Gürtelschnallen? Und was hattest du damit vor? Wolltest du dir damit deine Flucht erkaufen? Aufseher bestechen?«  
    Duncan biss die Zähne zusammen, damit er nichts Unüberlegtes sagte. Am liebsten wäre er auf den Major losgegangen. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er sehr wohl hassen konnte.  
    Der Major schlug sich den Griff der Reitgerte in die Handfläche. »Hast du mir

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