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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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zu Wentworth löschte er abends die Kerze, stieg ins Bett und lag dann ein paar Sekunden reglos neben ihr, bis sie eine gleichmäßige Bewegung unter der Bettdecke bemerkte. Fasste er sich etwa an? Moira schloss die Lider und stellte sich schlafend, riss die Augen aber gleich darauf erschrocken auf, als McIntyre die Decke anhob und ihr Nachthemd nach oben schob. Mit einem Laut des Abscheus schlug sie seine Hände weg.  
    »Wagt es nicht!«, fauchte sie in die Dunkelheit. Sie wand sich, strampelte mit den Beinen und versuchte zu verhindern, dass er sich über sie wälzte. In ihrer Verzweiflung schlug sie nach ihm, traf ihn mitten im Gesicht.  
    McIntyre erstarrte. War sie erlöst? Dann traf ein harter Schlag ihre Wange, ihr Kopf flog auf das Kissen zurück.  
    »Was bildest du dir ein?« Er bog ihre Arme nach oben, griff nach ihren Handgelenken und umfasste sie mit einer Faust, dann drängte er sich zwischen ihre Beine. Moira hätte sich vor Ekel fast übergeben, Sterne tanzten vor ihren Augen. Ihre Gegenwehr war sinnlos. Jäh erschlaffte ihr Körper. Wenn sie sich nicht wehrte, das wusste sie inzwischen, tat es nicht so weh.  
    Es tat weh, aber wenigstens dauerte es nicht lange. Nach wenigen Stößen, verbunden mit Schnaufen und einem abschließenden langen Stöhnen, wälzte McIntyre sich wieder auf seine Seite des Bettes. Moira hatte noch immer das Gefühl, würgen zu müssen. Dennoch wartete sie, bis er eingeschlafen war, dann stieg sie aus dem Bett, tastete im Dunkeln nach ihrem Umhang und eilte aus der Schlafstube, hinaus auf die Veranda. Dort lehnte sie sich gegen einen der hölzernen Pfeiler und blickte hinaus in die sternenfunkelnde Nacht. Es war warm, ein leichter Wind spielte mit ihrem Haar.  
    Sie weinte nicht. Weinen hätte nichts geändert. Und Duncan hatte noch viel Schlimmeres durchmachen müssen. Duncan. Wie eine Klammer legte es sich um ihr Herz. Jetzt schluchzte sie doch auf. Das Kutschenhaus schimmerte hell durch die Dunkelheit. Aber er war nicht mehr dort. Er konnte ihr nicht helfen. Das musste sie schon selbst tun.  
    Wütend drängte sie die Tränen zurück. Den ganzen Tag schon überlegte sie, wie sie sich und Duncan aus ihrer beider Zwangslage befreien könnte. Schmiedete Pläne und verwarf sie sogleich wieder. Wie konnte sie noch einmal zu ihm gelangen? Ob Wentworth ihr auch dabei helfen würde? Wie konnte sie Duncan befreien? Und wie konnte ihnen die Flucht gelingen? Womöglich mit Fitzgeralds Hilfe? Aber selbst wenn es glückte – wohin sollten sie gehen? Nicht nur für die ersten Tage, sondern für immer? Sicher nicht über die Berge. Zurück nach Irland oder England konnten sie auch nicht – einem zur Deportation verurteilten Sträfling, der unerlaubt zurückkam, drohte die Todesstrafe. Und falls sie scheiterten und man sie wieder einfing, würde Duncan eine weitere harte Bestrafung bevorstehen. Außerdem wusste sie nicht, was McIntyre in diesem Fall tun würde. Das konnte sie nicht riskieren.  
    Wie sie es auch drehte und wendete, eine erneute Flucht schied aus. Sie hatte nur eine einzige Möglichkeit, eine, die ihrem Wesen vollkommen entgegenlief: Sie musste sich gedulden. Warten, bis Duncan die Ketten wieder los war, und nebenbei Kontakte knüpfen, sich umhören. Womöglich gab es jemanden in der Kolonie, der ihnen helfen konnte. In der Zwischenzeit würde sie sich bemühen, eine gute Ehefrau zu sein. McIntyre in Sicherheit wiegen. Er wollte eine fügsame Frau? Die sollte er bekommen. Auch wenn das bedeutete, ihr Leben und ihr Bett noch länger mit dem alten Bock teilen zu müssen. Sie tat es für Duncan. Für ihre gemeinsame Zukunft. Daran musste sie immer denken.  
    *  
    Reverend Marsdens volltönende Stimme drang sicher bis in die hintersten Reihen der Gemeinde. Bislang war die aus hölzernen Planken errichtete Kirche in Parramatta das einzige Gotteshaus der Kolonie. An der neuen Kirche, aus Stein und dreimal so groß, baute man noch. Solange wurde der Gottesdienst hier abgehalten.  
    Der Reverend sprach über die Verpflichtung der Gläubigen zur Demut. Der Raum war gut gefüllt; vor sich in der ersten Reihe sah Alistair Major Penrith und dessen Bruder William, dahinter Dr. Wentworth mit seinen Söhnen und weitere honorige Mitglieder der Gemeinde. Auf der anderen Seite, bei den Frauen und Mädchen, saß Moira, starr nach vorne blickend.  
    Wenigstens hatte sie bewiesen, dass sie ein Kind empfangen konnte. Noch war nicht alles verloren. Noch konnte sie ihm den Sohn

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