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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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King.  
    Fitzgerald drehte sich um. Seine Röte ähnelte inzwischen seiner Haarfarbe. »Ich … Euretwegen. Ich musste doch auf Euch aufpassen.«  
    Mrs King sah ihn lächelnd an. »Das war sehr freundlich von Euch.« Ein Schlag von einer Faust an der Tür ließ sie zusammenzucken.  
    »Macht auf!«, grölte jemand. »Wir wollen auch unseren Spaß mit den Weibern!«  
    »Meine Herren«, sagte Mrs King leise, nun sichtbar besorgt. »Ich bitte nicht für mich. Aber denkt an meine kleine Tochter Elizabeth. Ich weiß nicht, wie lange diese Tür Eure Leute davon abhalten wird, hier einzudringen. Und ich …« Sie sah kurz zu Duncan, der ihr offenbar vertrauenswürdig erschien. »Ich gebe Euch mein Wort, dass ich Eure Geisel bleibe und nicht versuche zu fliehen, wenn Ihr mein Kind rettet.«  
    Fitzgerald kaute auf seiner Lippe. »Ich denke nicht, dass –«  
    »Doch«, unterbrach Duncan ihn, dann wandte er sich an Mrs King. »Ihr gebt mir Euer Wort?«  
    Sie nickte.  
    »Steh auf«, sagte Duncan zum Kindermädchen, das sich gehorsam erhob. »Du heißt Mary?«  
    Sie nickte stumm. Duncan erklärte seinen Plan, und endlich kam Leben in Mary. Sie öffnete einen Schrank und nahm drei Bettlaken heraus, die sie rasch zu einem festen Seil verknotete.  
    »Wir spielen ein Spiel.« Moira hatte sich zu der kleinen Elizabeth gebeugt, die das eigenartige Treiben stumm und mit großen Augen beobachtete. »Wenn du ganz leise bist, darfst du gleich huckepack reiten.«  
    Sie banden Mary das Kind auf den Rücken, dann öffnete Fitzgerald das Fenster und schob das Bett darunter. Duncan knotete das Bettlakenseil an das schwere eiserne Bettgestell, das stabil genug aussah, um Marys Gewicht zu tragen, und ließ es aus dem Fenster hängen.  
    »Bringt euch in Sicherheit«, schärfte Mrs King dem Kindermädchen ein. »Lauf zum Gasthaus von Mr Knebworth!«  
    Mit Duncans Hilfe kletterte Mary auf die Fensterbank. Einen Augenblick schreckte sie vor der Höhe zurück, dann presste sie die Lippen zusammen und ließ sich an dem Seil hinab. Sobald sie und Elizabeth sicher unten angekommen waren, zog Duncan das Seil wieder nach oben. Mary rannte mit der Kleinen auf dem Rücken den Hügel hinab und verschwand zwischen den Weinstöcken. Keiner der Sträflinge, die die andere Richtung eingeschlagen hatten, bemerkte sie.  
    Als Mrs King sich wieder zu ihnen umdrehte, standen Tränen in ihren Augen. »Ich danke Euch. Das werde ich Euch nicht vergessen.«  
    Duncan sah sie an. »Ist der Gouverneur wirklich in Sydney?«  
    Mrs King warf Moira einen raschen Blick zu, dann schüttelte sie den Kopf.  
    Fitzgerald blieb der Mund offen stehen. »Er … ist gar nicht in Sydney? Aber … dann werden wir gar nicht freigelassen?«  
    Mrs King atmete tief ein. »Nein, Mr Fitzgerald«, sagte sie langsam. »Ich fürchte, das werdet Ihr nicht. Eure Leute haben keine Chance.«  
    »Das sind nicht unsere Leute«, widersprach Duncan. »Männer, die unschuldige Kinder –«  
    Ein Knall ließ sie zusammenfahren.  
    »Wir müssen hier weg!«, drängte Moira. »Sicher werden bald die Soldaten des New South Wales Corps hier auftauchen, und dann –«  
    »Sie sind schon da«, murmelte Duncan.  
    »Was?«  
    Dann hörte auch sie es. Das Geräusch mehrerer abgefeuerter Musketen. Schmerzensschreie. Füße trampelten über eine Treppe. Ein schwerer Gegenstand – ein Körper? – polterte über die Stufen. Moiras Herz krampfte sich vor Angst zusammen. Angst um Duncan.  
    »Wir sitzen hier wie die Maus in der Falle!« Fitzgerald blickte wild um sich, als suche er nach einer Waffe. »Aber noch einmal kriegen sie mich nicht. Eher lasse ich mich erschießen!« Er lief zum Fenster. »Hier hinten ist noch alles frei. Los, Duncan, komm!«  
    »Er hat recht«, sagte nun auch Mrs King. »Ihr müsst fliehen! Schnell, solange das Haus noch nicht vollständig umstellt ist!«  
    Der Kampf schien sich auf die Hausvorderseite und den Eingangsbereich zu konzentrieren. Aber jeden Moment konnten sie auch an der Rückseite des Hauses sein. Fitzgerald ließ die verknoteten Bettlaken erneut aus dem Fenster und kletterte daran hinaus. Das Bettgestell bog sich unter seinem Gewicht.  
    Duncan zog den Schlüssel, mit dem er das Zimmer abgeschlossen hatte, aus der Tasche und gab ihn Moira. »Nimm ihn.«  
    »Was soll das?« Dann begriff sie. »O nein, ich bleibe nicht hier! Ich lasse dich nicht schon wieder –«  
    Sein Kuss, leidenschaftlich, aber viel zu kurz,

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