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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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widerspenstiges Frauchen hält Euch ganz schön auf Trab. Wie sieht’s aus, McIntyre? Schon Nachwuchs in Sicht?«  
    »Wir haben erst kurz vor der Abfahrt geheiratet«, erwiderte Alistair ausweichend.  
    Widerspenstig. Das war das richtige Wort, um Moira zu beschreiben. Widerspenstig und eigensinnig. Alistair hatte sich von der Heirat ein leichteres Leben versprochen, vor allem aber einen Erben. Doch bis auf die Tatsache, dass er wieder eine Ehefrau vorzuweisen hatte, war nichts davon eingetreten. Moira machte ihm keine Freude, und schwanger war sie auch noch nicht. Offenbar hatte er das Pech, immer an unfruchtbare Frauen zu geraten. Aber noch war nicht alles verloren. Noch war Zeit, auch wenn er sich jede Woche mehr zum Beischlaf zwingen musste. Dass Moira nachts wie ein kalter Fisch unter ihm lag, machte es auch nicht einfacher. Und das, was er wirklich wollte, durfte er nie wieder zulassen …  
    »Rum«, riss ihn die Stimme des Majors aus seinen Gedanken. »Die Währung der Macht. Wisst Ihr, wie man uns hier nennt?« Er beugte sich vor. »Das Rum-Corps. Ha!«  
    Alistair verzog höflich das Gesicht zu einem angedeuteten Lächeln. Der Name war treffend gewählt. Das Monopol auf den Rumhandel verschaffte den Offizieren des New South Wales Corps Einfluss und sorgte für ihre führende Rolle.  
    »Was kann ich für Euch tun, McIntyre?«  
    Doktor McIntyre, wollte Alistair berichtigen, schluckte es aber hinunter. Der Mann war immerhin sein Vorgesetzter. »Sir, ich brauche einen Berechtigungsschein für weiteres Material.«  
    »Wofür genau?«  
    »Metall, Draht. Auch Papier.«  
    »Metall?« Der Major hob eine Braue und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Das ist hier sehr kostbar. Wie Ihr sicher wisst, müssen wir all diese Materialien, die wir noch nicht selbst herstellen können, aus England einführen. Wozu braucht Ihr das alles?«  
    »Für meine Forschungen. Ich bin dabei, ein Gerät zu entwickeln. Eine neue Erfindung. Auf medizinischem Gebiet.«  
    »Also etwas fürs Renommee? Habt Ihr es nötig?« Der Major sah ihn scharf an, erwartete aber offenbar keine Antwort. »Erzählt mir mehr davon. Was ist das für ein Gerät?«  
    Alistair zögerte. Er hatte gehofft, nicht zu viel darüber preisgeben zu müssen. So knapp wie möglich beschrieb er sein Vorhaben und legte auch mehrere Zeichnungen vor. Querschnitte durch den menschlichen Oberkörper, Detailansichten von Kehlkopf und Speiseröhre sowie ein paar skizzenhafte Entwürfe des oculus introspectans.  
    »Sehr interessant, wenn auch reichlich theoretisch«, unterbrach ihn der Major, als Alistair gerade eine weitere Zeichnung erläutern wollte. »Wisst Ihr, dass auch ich forsche? Kommt mit, das muss ich Euch zeigen!«  
    Alistair packte seine Unterlagen zusammen und erhob sich, erleichtert, nicht länger Rede und Antwort stehen zu müssen. Allerdings schien der Major auch den Berechtigungsschein vergessen zu haben.  
    Das Zimmer, in das der Major Alistair führte, lag direkt neben dem Salon und hatte die Ausmaße eines normalen Wohnraums, allerdings ohne die übliche Einrichtung. Rechts und links der beiden Fenster türmten sich Regale mit Einmachgläsern in unterschiedlichen Formen und Größen. Die restlichen Wände waren bedeckt mit Sammlungen von aufgespießten Insekten, Schmetterlingen und Spinnen in gerahmtem Glas. In der Mitte des Raums stand ein Tisch, auf dem sich ein weiterer, vorbereiteter Rahmen befand.  
    »Sehr … beeindruckend«, murmelte Alistair.  
    Der Major wies auf das linke Regal. »Hier habe ich einige der giftigsten Kreaturen dieses Kontinents versammelt.«  
    Alistair war gezwungen näher zu treten, um die Gläser zu begutachten, in denen in Alkohol eingelegte Schlangen und Spinnen zu sehen waren. Er spürte ein säuerliches Brennen im Hals und musste schlucken.  
    »Zum größten Teil habe ich diese Kreaturen selbst gefangen«, erklärte der Major voller Stolz. »Andere wurden mir lebend gebracht. Wie dieser hier. Seht her«, er nahm einen kleinen Glasbehälter vom Tisch, in dem ein schwarzer Käfer mit leuchtend grüner, symmetrischer Strichzeichnung versuchte, seinem gläsernen Gefängnis zu entkommen. Mit einer raschen Bewegung öffnete der Major das Glas und stülpte es auf den Tisch, in die Mitte des Rahmens. Er stellte das Glas weg und hinderte den Käfer mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand am Davonlaufen. Alistair vermeinte einen schwachen Geruch nach Eukalyptus und Honig zu riechen, den das Tier

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