Das Lied der roten Erde (German Edition)
lauernde Raubkatze. Dann ließ er sich wieder zurücksinken.
Ihre Hand glitt unter sein Hemd, fuhr über seine warme Haut, bis seine Muskeln sich allmählich lockerten und er sich ihr zuwandte. Sanft, aber bestimmt drängte sie ihn nach unten.
Er verstand die stumme Aufforderung nur zu gut. »Du bist ein böses Mädchen«, flüsterte er und schob ihren Rock nach oben. Sie sah ein Funkeln in seinen Augen, bevor er sich dem geheimen Reich zwischen ihren Schenkeln widmete.
Von ihrem Schoß stieg ein immer stärker werdendes Ziehen auf, dann erfüllte ein heißes Prickeln ihren Körper. Als die Lust sie überflutete, krallte sie eine Hand in Duncans Haar und biss sich in die Faust, um ihr Stöhnen zu unterdrücken. Es war so herrlich, was er da tat, so –
Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Sie drehte den Kopf – und schrie auf.
Wie in einem wahrgewordenen Alptraum erblickte sie McIntyre auf der Leiter. Er starrte sie beide an, als sähe er einen Geist. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Lautlos schnappte er nach Luft, ruderte mit den Armen, verlor das Gleichgewicht und kippte mitsamt der Leiter aus ihrem Blickfeld.
Für einen entsetzlichen Moment herrschte Stille. Moiras Herz schien für einen Augenblick auszusetzen. Dann stürzte erst Duncan und gleich darauf Moira an den Rand des Heubodens und blickten hinunter.
Ihr Atem stockte, sie spürte, wie ihr am ganzen Körper der Schweiß ausbrach: McIntyre lag rücklings auf dem Boden des Kutschenhauses, über sich die Leiter, und rührte sich nicht.
Duncan keuchte auf. Im nächsten Moment war er die mehr als doppelte Mannshöhe hinuntergesprungen. Behutsam hob er die Leiter an, stieß sie zur Seite und kniete sich neben McIntyre.
»Ist er … tot?«, fragte Moira verstört.
Duncan legte seine Hand auf McIntyres Brust, dann seufzte er auf. »Nein. Er atmet.«
»Ich komme.« Ein Teil ihrer Gedanken funktionierte erstaunlich klar und losgelöst von dem rasenden Schreck, der durch ihre Adern pulsierte. Sie setzte sich an den Rand des Heubodens. Ob sie auch springen sollte? Es war ziemlich hoch.
»Warte.« Duncan erhob sich und stellte die Leiter auf. Im nächsten Moment war er wieder bei McIntyre.
»Er hat sich den Kopf aufgeschlagen«, sagte er hilflos, als Moira neben ihn trat. Zum ersten Mal sah sie flackernde Panik in seinen Augen. Er atmete mehrmals rasch ein und aus und ballte die Fäuste, dann blickte er auf. »Ich muss verschwinden.«
»Was? Nein!«
»Doch.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Niemand würde mir glauben, dass es ein Unfall war.«
»Ich kann es bezeugen!«
»Und du meinst, man würde dir glauben? Nach allem, was er« – er deutete auf McIntyre – »gerade gesehen hat?«
»Ich lasse dich nicht gehen!« Ein Gefühl, als hätte sie einen Ziegelstein verschluckt, füllte ihren Magen aus.
»Wenn ich bleibe, werden sie mich hängen. Willst du das?«
»Wie kannst du so etwas sagen?« Sie funkelte ihn zornig an. »Wo willst du denn hin?«
»Was weiß ich. Nur weg.«
Ein aberwitziger Gedanke raste durch Moiras Kopf. Im nächsten Moment hatte sie ihn ausgesprochen: »Ich komme mit!«
»Jetzt sei nicht verrückt.« Duncan schüttelte erneut den Kopf, und doch sah sie in seinen Augen einen Funken Hoffnung aufleuchten. »Du kannst nicht mitkommen.«
»Was glaubst du denn, was mich erwartet, wenn ich hierbleibe? Er hat gesehen, was zwischen uns ist. Er wird mich zum Teufel jagen!«
Ein tiefes, langgezogenes Stöhnen ließ sie zusammenfahren. Es kam von McIntyre.
»Was machen wir mit ihm?«, fragte Moira erschrocken. »Hier kann er nicht bleiben.«
»Wir bringen ihn in einen Pferdeverschlag.« Duncan griff McIntyre unter den Achseln und begann, den schlaffen Körper über den Boden zu ziehen.
McIntyres rötlich braunes Haar war voller Blut. Auch auf dem Boden, wo er aufgeschlagen war, konnte man einen feuchtglänzenden Fleck sehen. Mit zittrigen Fingern streute Moira etwas Stroh über den Blutfleck, dann klaubte sie den Dreispitz auf, der McIntyre bei seinem Sturz vom Kopf gefallen war, und nahm ein Zaumzeug vom Haken. Duncan hatte McIntyre in die hinterste Ecke des Verschlags gebracht und auf eine Pferdedecke gelegt und war jetzt dabei, ihm den schweren dunklen Mantel auszuziehen. Er arbeitete schweigend, verbissen, wie jemand, der nichts mehr zu verlieren hat.
Als er fertig war, reichte er ihr den feuchten Mantel. »Willst
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