Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
Vom Netzwerk:
es sich, den Zweifeln nachzugeben. Sie würden es nicht schaffen. Nicht, wenn sie nicht bald etwas zu essen fanden und Feuer machen konnten.  
    Dann hörte er Moira seinen Namen rufen. Voller Angst. Sofort stürzte er zu ihr.  
    Moira kauerte hinter dem Strauch. Sie war leichenblass und hatte die Arme um den Leib geschlungen.  
    »Eine Schlange? Oder Spinne?« Er begann, die Umgebung abzusuchen.  
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich fühle mich ganz komisch«, flüsterte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht.  
    »Das ist der Hunger.« Duncan ging neben ihr in die Hocke und legte einen Arm um sie.  
    Moira beugte sich vor und erbrach einen kleinen Haufen Schleim. Als sie sich stöhnend zusammenkrümmte, rutschte ihr Rock hoch. Auf ihren ehemals weißen Strümpfen konnte Duncan rote Spuren erkennen. Und unter ihr, auf dem Boden, breitete sich langsam ein dunkler Fleck aus. Blut.  

14.  
     
    Ihr war heiß. Ihr war kalt. Dann spürte sie, wie es warm und feucht ihre Schenkel herunterrann. Warm wie Blut. Moira blickte unter sich und sah eine blutige Lache. Entsetzt keuchte sie auf, als sie auch schon der nächste Krampf zusammenfahren ließ.  
    »Was ist los? Was fehlt dir denn?«, stieß Duncan erschrocken hervor.  
    »Das Kind«, stöhnte sie. »Ich glaube, ich verliere das Kind!«  
    »Welches Kind?« Dann glomm Verstehen in seinen Zügen auf, und für einen winzigen Augenblick glaubte sie, einen Anflug freudiger Überraschung über sein Gesicht huschen zu sehen. Gleich darauf wurde er von Sorge überlagert. »Unseres?«  
    Moira nickte unter Schmerzen. »Es … es tut mir leid. Ich … ich wollte es dir sagen, aber –«  
    »Es ist gut«, sagte er leise und kniete sich neben sie. »Was soll ich tun?« So hilflos hatte sie ihn noch nie erlebt.  
    »Ich weiß es nicht! Ich bin doch kein Arzt!«  
    Sie fürchtete sich. Aber sie verbot sich, es auszusprechen. Wenn sie es nicht aussprach, würde alles gut werden. Und für einen kurzen, aberwitzigen Moment wünschte sie sich tatsächlich zurück nach Toongabbie, zurück zu McIntyre, der sicher am besten wusste, was in einer solchen Situation zu tun war.  
    »Es hört bestimmt gleich wieder auf«, murmelte sie, um sich Mut zuzusprechen. Sie fasste nach Duncans Hand. »Bleib bei mir!«  
    Er half ihr, McIntyres Mantel auszuziehen, und legte den schweren Stoff schützend um sie. Ein weiterer Krampf durchschoss sie. Stöhnend wand sie sich, dann spürte sie, wie etwas Winziges von innen, nach unten gegen sie drängte. Sie presste die Beine zusammen, wollte es zurückhalten, es hindern, ihren warmen, schützenden Körper zu verlassen. Mit aller Macht versuchte sie, sich dagegen zu stellen. Sie wollte dieses Kind nicht verlieren! Schluchzend legte sie die Arme um den Leib und krümmte sich zusammen, als könnte sie es damit festhalten. Doch mit jeder neuen krampfartigen Welle wurde der Drang stärker, warf sie herum, schüttelte sie, bis sie erschöpft nachgab, ihre Beine öffnete und wimmernd einen kleinen Klumpen Fleisch gebar.  
    Sie wagte nicht, Duncan anzusehen. »Es ist vorbei«, flüsterte sie mit trockenen Lippen.  
    Sie zitterte. Langsam ließ sie sich zur Seite sinken. Ihr war kalt, und sie war dankbar, als Duncan noch etwas Warmes über sie breitete. Es dauerte, bis sie erkannte, dass es sein Rock war. Wo war sie hier? Ach ja, in den Bergen.  
    »Ruh dich aus«, hörte sie seine Stimme wie aus weiter Ferne.  
    Ihr war ein wenig schwindelig, aber sie war froh, dass die Schmerzen bis auf ein leichtes Ziehen aufgehört hatten. Warm floss es aus ihr heraus. Sie schloss die Augen. Nur einen kleinen Augenblick. Sie wollte nur einen kleinen Augenblick ausruhen, dann würde sie wieder aufstehen. Sie war so müde, so müde …  
    *  
    So schwach hatte er Moira noch nie gesehen. Wenigstens hatten die Krämpfe nachgelassen. Still lag sie unter seinem Rock und McIntyres Mantel. Ihr Gesicht unter dem schwarzen Haarschopf war bleich und wirkte ein wenig spitz. Sie hatte die Augen geschlossen und schlief. Gut so. Sie musste wieder zu Kräften kommen. Sanft strich er über ihre Stirn und wischte die feinen Schweißtröpfchen ab.  
    In der rötlichen Lache lag ein kleiner Klumpen aus geronnenem Blut. Duncan konnte etwas wie eine Art Haut erkennen, einen Sack, der etwas umschloss. Er nahm einen Zweig vom Boden und tippte das Säckchen vorsichtig an. Das hautähnliche Gespinst zerriss und gab den Blick auf den Inhalt frei.  
    Duncan wurde die Kehle eng. Das

Weitere Kostenlose Bücher