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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Graslager fallen. In der Dunkelheit, die ihn umgab, besänftigten sich seine Gefühle.
    Neunzehn Jahre ist sie alt, dachte er einmal. Ich bin fast doppelt so alt. Und sie ist nur ein armes, dummes Bauernmädchen, das weder richtig schreiben noch lesen kann. Aber woher soll sie es auch können? Gibt es hier Schulen? Wer sollte sie ein wenig Bildung lehren? Der Pfarrer? Die nächste Kirche war 30 km weit entfernt in Zabljak am Fuße des Durmitor. Und war sie überhaupt eine Christin? Konnte sie nicht eine Mohammedanerin sein? Aber weder sie noch die anderen Frauen trugen einen Schleier. War sie eine Koptin?
    Er wälzte sich unruhig auf seinen Lammfellen hin und her und versuchte, seine Gedanken von Rosa auf den Staudamm zu lenken, der unterhalb Zabaris entstehen sollte. Wieviel Kubikmeter Wasser würde das Staubecken fassen? Er rechnete im Dunkeln … 35 Millionen … 35 … Und ich bin 35 Jahre alt … und Rosa 19 … Das ist ein Unterschied von 16 Jahren. Ein großer Unterschied …
    Er erhob sich von seinem Lager und trat an das kleine Fenster. Vor ihm ragte die steile Wand des Felsens auf, blauschwarz in der tiefen Nacht. Aus einem Stall des Nebenhauses schrie eine Kuh. In der Ferne bellte ein Hund. Es könnte Tanja sein, dachte Ralf. Tanja, der Hund des finsteren Jossip.
    Er wischte sich mit der Hand über die Augen und schüttelte den Kopf. Dumme Gedanken, durchfuhr es ihn. Was kümmert es dich, daß Rosa 16 Jahre jünger ist als du? In ein paar Tagen bist du fort aus Zabari. In Foca aber wartet Elena – richtig, sie saß ja seit Tagen allein an dem großen Schreibtisch ihm gegenüber und schrieb die Briefe. Elena, die verwöhnte Tochter von Stanis Osik, dem Direktor der staatlichen Baubehörde für Montenegro.
    Sie war eines Tages zu ihm ins Büro gekommen, auf hochhackigen Schuhen und einem Sommerkleid in pariserischem Schnitt, einen großen, weißen Sonnenhut auf den blonden, sicherlich gefärbten Haaren, und sie hatte sich ihm gegenüber gesetzt, die schlanken Beine übereinandergeschlagen und gesagt:
    »Herr Meerholdt – mein Vater hat die altmodische Ansicht, daß Kinder etwas lernen müssen. Deshalb hat er mich hierher in dieses Nest geschickt, um bei Ihnen zu arbeiten. Ich soll ihre Sekretärin spielen! Wie finden Sie das?«
    Er hatte damals wenig gesagt. Sie trägt einen Nylonunterrock mit Spitzen, hatte er im stillen festgestellt. Er kostet ein kleines Vermögen in diesem Land. Und sie hat lackierte Fingernägel, nicht grellrot, aber ein deutliches Rosé, und es ist Perlmuttlack … Er mußte damals lächeln. Wie gut man sich in der Kosmetik der Frauen auskennt, dachte er.
    Es ist merkwürdig, was alles von wenigen verträumten Stunden im Gehirn haften bleibt …
    So wurde Elena Osik seine Sekretärin, und sie wurde besser, als er es zuerst geglaubt hatte. Sie arbeitete wirklich, sie tippte die umfangreiche Post, sie kochte ihm sogar seinen Frühstückskaffee, und er bedankte sich bei ihr, indem er mit ihr nach Sarajewo fuhr und amerikanische Filme ansah.
    Einmal rief Direktor Osik an: »Na, wie stellt sich meine Elena an, Herr Meerholdt?« Und als er sagte, sie sei besser, als ihr mondänes Aussehen erwarten lasse, lachte Stanis Osik laut und rief: »Um so besser! Dann behalten Sie sie da, Meerholdt!«
    Das war Elena, die in Foca auf ihn wartete. Wenn er Rosa mit Elena verglich … Er wischte sich wieder über die Augen. Rosa! Wie konnte er sie vergleichen?
    So wurden die Nächte quälend und kurz, und sein Herz schlug schneller bei dem Gedanken, daß Rosa neben ihm schlief, nur getrennt durch eine geflochtene Wand …
    An diesem Abend, dem letzten in Zabari, saßen sie nun am Feuer. Fedor und Marina gingen in ihre Kammer. Rosa hielt den Wein gegen die Flammen, denn er muß warm getrunken werden, wenn er würzig schmecken soll.
    »Du bist so still«, sagte Meerholdt, als Fedor und Marina gegangen waren.
    Sie blickte kurz auf. »Du sagst nichts mehr, Ralf.«
    »Ich werde morgen früh fortfahren.« Ralf Meerholdt schluckte. Er hatte das Gefühl, seine Kehle habe sich zugesetzt. »Und ich werde so schnell nicht wiederkommen.«
    Rosas Kopf zuckte empor, sie stellte den Wein auf die gemauerte Kante des Herdes.
    »Du wirst wiederkommen?« fragte sie. Ihre Stimme war plötzlich dunkel wie ihr Haar und ihre Augen.
    »Ja.«
    »Das ist schön. So schön …« Sie legte die Hände an die Schläfen. »Dann ist es kein Abschied für immer …«
    »Nein, Rosa.«
    »Und wann kommst du wieder?«
    »Vielleicht in

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