Das Lied der Sirenen
herumliegenden Blätter wieder ein. »Für diejenigen, die aus anderen Bereichen kommen und Inspector Jordan nicht kennen, das ist sie.« Oh, wie nett, Brandon, dachte Carol. Als ob es ganze Dezernate aus weiblichen Detectives gäbe und man sich nur einen auszusuchen brauchte.
»Inspector Jordan hat bei den Ermittlungen Zugang zu jedem Stück Papier. Ich möchte, daß sie auch über die kleinste Entwicklung informiert wird. Jeder von Ihnen, der auf eine interessante Spur stößt, hat sie mit ihr zu besprechen – wie natürlich auch mit dem zuständigen Inspector beziehungsweise Superintendent Cross. Und jede Forderung von Inspector Jordan ist als dringlich zu betrachten. Wenn mir zu Ohren kommen sollte, daß irgend jemand das anmaßende Arschloch spielen will und versucht, Inspector Jordan oder Dr.Hill aus den Ermittlungen auszugrenzen, dann werde ich keine Gnade kennen. Dasselbe gilt für denjenigen, der irgend etwas von diesem Aspekt der Morduntersuchung an die Medien weitergibt. Halten Sie sich das immer vor Augen. Wenn Sie nicht den unstillbaren Ehrgeiz haben, wieder in die Uniform zu steigen und für den Rest Ihrer Karriere im Regen durch die Straßen von Bradfield Streife zu schieben, dann werden Sie alles, was in Ihrer Macht steht, tun, ihr zu helfen. Das hier ist kein Wettstreit untereinander. Wir ziehen alle am selben Strick. Dr.Hill ist nicht dazu da, den Killer zu fassen. Das ist Ihre …«
Brandon hielt mitten im Satz inne. Niemand hatte gehört, daß die Tür geöffnet wurde, aber die Worte des Sergeants von der Fernmeldezentrale fesselten die Aufmerksamkeit jedes einzelnen schneller als ein Gewehrschuß. »Ich bitte um Entschuldigung, daß ich Sie unterbrechen muß, Sir«, sagte er, und seine Stimme zitterte vor unterdrückter Gefühlsaufwallung. »Gerade ist die Identifizierung des gestrigen Mordopfer bei uns eingegangen, Sir. Er war einer von uns.«
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Auf 3 ½-Zoll-Diskette, Beschriftung: Backup. 007 ;
Datei Love 004 .doc
Ein amerikanischer Journalist hat einmal gesagt: »Ich habe die Zukunft gesehen, und sie funktioniert.« Ich weiß genau, was er damit gemeint hat. Nach der Erfahrung mit dem Hund war ich sicher, daß Adam keinerlei Problem sein würde.
Ich verbrachte den Rest der Woche in einem Zustand nervöser Spannung. Ja, ich überlegte sogar, meine Beruhigungspillen einmal an mir selbst auszuprobieren, widerstand dann aber der Versuchung. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, Schwäche zu zeigen. Außerdem konnte ich es mir nicht leisten, die absolute Kontrolle über mich zu gefährden. Die langen Jahre, in denen ich Selbstdisziplin hatte beweisen müssen, zahlten sich jetzt aus. Ich glaube nicht, daß jemand von meinen Kollegen und Kolleginnen bei der Arbeit etwas Ungewöhnliches an meinem Verhalten festgestellt hat, außer vielleicht der Tatsache, daß ich am Wochenende keine Überstunden mehr machte, zu denen ich mich sonst immer freiwillig gemeldet hatte.
Am Montag morgen hatte ich den Höchststand der Bereitschaft erreicht. Ich war bestens vorbereitet und motiviert, ein Mensch, der nach perfekter Vorarbeit auf seinen ersten Mord lauert. Sogar das Wetter war auf meiner Seite. Es war ein frischer, klarer Herbstmorgen, ein Tag, der selbst bei den beruflichen Pendlern ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Kurz vor acht fuhr ich an Adams Haus vorbei, einem zweistöckigen Reihenhaus mit im Erdgeschoß integrierter Garage. Die Schlafzimmervorhänge waren noch zugezogen, eine Milchflasche stand vor der Eingangstür, die
Daily Mail
ragte zur Hälfte aus dem Briefkasten. Ich stellte den Wagen zwei Straßen weiter vor einer Ladenzeile ab und ging zu Fuß die Strecke zurück. Ich kam wieder in die Straße, in der sein Haus war, und registrierte zufrieden, daß meine Zeitberechnung bis jetzt stimmte. Die Schlafzimmervorhänge waren inzwischen zurückgezogen, die Milch und die Zeitung verschwunden. Am Ende der Straße schlenderte ich in den kleinen Park auf der anderen Seite und setzte mich auf eine Bank.
Ich schlug meine
Daily Mail
auf und stellte mir vor, daß Adam jetzt die Artikel las, auf die ich abwesend starrte. Nach einer Weile veränderte ich meine Sitzposition so, daß ich seine Haustür im Blick hatte. Genau nach Zeitplan wurde um acht Uhr zwanzig die Haustür geöffnet und Adam erschien. Lässig faltete ich die Zeitung zusammen, warf sie in den Papierkorb neben der Bank und schlenderte hinter ihm her die Straße hinunter.
Die Straßenbahnhaltestelle war weniger als zehn
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