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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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antun, was uns angetan wurde.«
    Während ich in die Sterne blickte, versuchte ich mir vorzustellen, wie es wäre, eine eigene Familie zu haben. Einen Mann, der mich liebte, und Kinder, vielleicht einen Jungen und ein Mädchen, die im Garten spielten oder wie Peter und ich unter einem Fliederbusch hockten und sich Geschichten und Geheimnisse erzählten.
    Doch das Bild verging recht schnell in der eisigen Winterluft, und was blieb, war der glühende Wunsch in meinem Herzen. Ich würde Lehrerin werden. Und wenn das hieß, mein Zuhause für immer zu verlassen und auf eigenen Füßen zu stehen.

35. Kapitel

    Lautes Kinderkreischen empfing Marie und Philipp, als sie sich dem Lager der Cree näherten. Offenbar hielt man sie beide für Pelzhändler. Als die Kinder Marie erkannten, blieben sie stehen.
    »Miss Lehrerin!«, rief eines der Mädchen, dann machte sie kehrt und lief eilends ins Lager zurück. Der Rest der Rasselbande folgte wenig später.
    »Hast du den Kindern etwa solch einen Schrecken eingejagt?«, fragte Philipp spöttisch. Es waren die ersten Worte, die er seit dem Morgen an sie richtete.
    Freuen konnte sich Marie nicht darüber. Sie spürte deutlich die Distanz zwischen ihnen und ärgerte sich darüber, nicht schneller eingeschlafen zu sein, um der unseligen Frage zu entgehen.
    »Nein, ich glaube, sie wollen nur Onawah Bescheid sagen. Ich hatte ihnen versprochen zurückzukehren.«
    Kaum hatten sie die ersten Tipis passiert, kam ihnen die Heilerin mit einer kleinen Abordnung von Frauen und Männern entgegen.
    »Du bist zurück, Mari! Du hast dein Versprechen gehalten.«
    Marie ließ sich aus dem Sattel gleiten und von Onawah umarmen. Erst jetzt merkte sie, wie sehr ihr die Stimme der Heilerin gefehlt hatte. Und die Kräuterdüfte, die sie umgaben!
    »Ich fürchte, ich habe keine guten Neuigkeiten für euch«, sagte Marie, als sie sich von ihr löste.
    Die Falte zwischen Onawahs Augenbrauen vertiefte sich. »Schlechte Nachrichten? Ist dir etwas passiert?«
    »Nein, mir nicht, aber ihr seid in Gefahr. Der Bürgermeister von Selkirk will eine Eisenbahnstrecke auf eurem Land bauen lassen.«
    Da sie den Eindruck hatte, vielleicht nicht richtig verstanden worden zu sein, wiederholte Philipp die Worte in der Sprache der Cree.
    »Wir sollten das dem Häuptling erzählen«, sagte Onawah dann und nahm Marie bei der Hand. »Er weiß, was zu tun ist.«
    Das Zelt des Häuptlings war noch immer das größte des gesamten Lagers. Vor einigen Monaten hatte Marie es kaum gewagt, dort einzutreten, und die Büffelfelle und Jagdtrophäen flößten ihr immer noch ziemlich viel Ehrfurcht ein, als sie durch den Eingang trat.
    Onawah war bereits vorausgegangen und hatte den Häuptling rasch von ihrem Anliegen unterrichtet. Jetzt saß sie neben ihm auf einem Büffelfell. Die Feuerstelle in der Mitte verbreitete einen seltsamen Duft; wahrscheinlich hatte die Heilerin dem Holz ein paar Kräuter beigemengt.
    »Seid willkommen, Mari und Carter«, begrüßte sie der Häuptling würdevoll und deutete auf das Fell. »Setzt euch zu uns.«
    Marie pochte das Herz bis zum Hals, als sie sich vor dem Feuer niederließ. Offenbar war dies nicht nur eine einfache Unterredung mit dem Chief. Nach und nach traten einige Krieger ein und setzten sich schweigend zu ihnen. Als alle, die die Nachricht etwas anging, versammelt waren, hob der Häuptling die Hände und sagte etwas auf Cree, so schnell, dass Marie trotz ihrer Sprachkenntnis kein Wort verstand. Die Heilerin warf ein paar getrocknete Pflanzen ins Feuer, wodurch sich die Flamme für einen Moment grün verfärbte. Dann signalisierte Onawah Marie, sie solle sprechen.
    Bemüht, ihre Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen, berichtete sie von dem, was sie gehört hatte. Dabei blickte sie immer wieder ängstlich zu den grimmig dreinblickenden Kriegern. Tanawah hatte ihnen anscheinend Englisch beigebracht, denn sie zeigten während Maries Rede kein Zeichen von Unverständnis.
    Schweigen folgte ihrem Vortrag wie ein Geist. In Gedanken versunken saßen die Krieger da; keiner wagte, das Wort zu erheben. Es war der Chief, der als Erster etwas sagte.
    »Danke, Mari, dass du geteilt hast Wissen. Nun wir beraten.«
    Das bedeutete nichts weiter, als dass die Frauen das Zelt verlassen mussten, denn das Kriegshandwerk war Männersache. Nicht einmal Onawah würde bei der Beratung zugegen sein.
    »Du bleibst bei uns?«, fragte die Heilerin, als sie das Zelt verließen.
    Marie schüttelte den Kopf. »Ich kann

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