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Das Lied des Achill

Das Lied des Achill

Titel: Das Lied des Achill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Miller
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einziges Bett, dick gepolstert mit Tierhäuten. Darin sollte Achill schlafen. Der Zentaur selbst schien kein Lager zu haben. Vielleicht brauchte er keins.
    »Setzt euch«, sagte er. Nach der heißen Sonnenglut war es angenehm kühl in der Höhle, und ich ließ mich dankbar auf eines der Kissen fallen, auf die der Pferdemensch zeigte. Er ging zur Quelle, füllte zwei Becher und brachte sie uns. Das Wasser schmeckte süß und frisch. Ich trank gierig. Cheiron betrachtete mich und sagte: »Spätestens morgen werden euch sämtliche Glieder im Leib wehtun. Ihr solltet euch kräftigen und etwas essen.«
    Aus einem Topf, der über einem kleinen Feuer im hinteren Teil der Höhle hing, schöpfte er einen Eintopf aus Gemüse und Fleisch in zwei Schalen. Es gab auch Früchte, rote Beeren, die er in einer kleinen Einbuchtung der Höhlenwand aufbewahrte. Ich aß mit großem Appetit und wunderte mich selbst, wie hungrig ich war. Mein Blick wanderte immer wieder zu Achill zurück. Ich war überglücklich.
    Mit neu gewonnenem Mut zeigte ich auf die bronzenen Gegenstände an der Wand und fragte: »Was sind das für Sachen?«
    Cheiron hatte sich vor uns auf dem Boden niedergelassen. »Chirurgische Instrumente«, antwortete er.
    »Chirurgische?« Das Wort war mir fremd.
    »Zur Heilung. Ich vergaß, dass ihr, die ihr aus dem Tiefland kommt, Barbaren seid.« Seine Stimme klang nüchtern und sachlich. »Manchmal muss ein kranker Körperteil abgetrennt werden, damit der Rest gesunden kann. Diese Geräte da sind zum Schneiden, jene zum Vernähen von Wunden.« Er bemerkte, dass ich mit ungläubigem Staunen auf das Sägeblatt mit den scharfen Zacken starrte.
    »Würdest du gern lernen, wie man heilt?«
    Ich errötete. »Davon habe ich keine Ahnung.«
    »Du antwortest auf eine Frage, die ich gar nicht gestellt habe.«
    »Tut mir leid, Meister Cheiron.« Ich wollte ihn nicht verärgern. Er wird mich sonst zurückschicken .
    »Das muss dir nicht leidtun. Antworte einfach.«
    »Ja, gern«, stammelte ich. »Die Heilkunde ist nützlich, nicht wahr?«
    »Sehr nützlich«, bestätigte er und wandte sich an Achill, der bislang nichts gesagt hatte.
    »Und was meinst du, Pelides? Hältst du die Medizin ebenfalls für nützlich?«
    »Natürlich«, antwortete Achill. »Bitte, nenn mich nicht Pelides. Ich bin Achill.«
    In den dunklen Augen des Pferdemenschen zeigte sich etwas, das als Zeichen der Belustigung hätte gedeutet werden können.
    »Also gut. Hast du eine Frage zu den Dingen, die du hier siehst?«
    »Ja.« Achill zeigte auf die Musikinstrumente, die Leiern, Flöten und die siebensaitige Kithara. »Kannst du darauf spielen?«
    »Allerdings«, antwortete Cheiron.
    »Ich auch«, sagte Achill. Und dann: »Ich habe gehört, du hast Herakles und Theseus unterrichtet. Stimmt das?«
    »So ist es.«
    Ich konnte es kaum fassen. Er kannte diese beiden Helden persönlich, von Kindesbeinen an.
    »Ich würde mich freuen, von dir zu lernen.«
    Cheirons strenge Miene löste sich ein wenig. »Darum bist du zu mir geschickt worden. Damit ich dir beibringen kann, was ich weiß.«

    Im Licht der Abendsonne führte uns Cheiron durch das Gelände nahe der Höhle. Er zeigte uns, wo die Berglöwen ihren Bau hatten, und wo der Fluss war, der gemächlich dahinplätscherte und klares, von der Sonne erwärmtes Wasser führte.
    »Du könntest ein Bad nehmen, wenn du willst.« Er schaute mich an. Ich hatte vergessen, wie schmutzig ich war, fuhr mit der Hand durch die Haare und wühlte den Staub darin auf.
    »Ich will«, sagte Achill, und schon hatte er seine Tunika abgestreift. Ich folgte ihm. In der Tiefe war das Wasser kalt, aber nicht unangenehm. Cheiron belehrte uns vom Ufer aus: »Das da sind Schmerlen. Seht ihr sie? Und hier, ein Barsch. Dort drüben schwimmen Zährten. Die gibt’s nur hier. Man erkennt sie an den silbernen Bäuchen und dem Wulst, der wie eine Nase aussieht.«
    Seine Stimme mischte sich mit dem Rauschen des Wassers und linderte, was es an Spannungen zwischen Achill und mir noch gegeben haben mochte. Cheirons ruhige, gutmütige und zugleich bestimmende Art machte uns wieder zu Kindern, die nur diesen Augenblick im Sinn hatten und sich um nichts weiter kümmerten. In seiner Nähe war fast vergessen, was sich am Strand zugetragen hatte. Ja, wir kamen uns sogar wieder klein und schmächtig vor neben seiner mächtigen Gestalt. Wer hatte uns bloß eingeredet, dass wir erwachsen wären?
    Erfrischt und gereinigt stiegen wir aus dem Wasser und schüttelten im

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