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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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keines dieser Rätsel gelöst wird, wenn ich nicht auf ein paar einfache Fragen ehrliche Antworten bekomme, Sir Simon!«

Kapitel 6

    U m die Mittagszeit trafen Fourbour und der Vogt im Mortlake Manor ein. Corbett empfing den Bäcker als ersten, überging die Proteste des Mannes, daß man ihn von seiner Arbeit weggeholt habe, wies ihm einen Hocker in der Ecke der Halle zu und setzte sich ihm gegenüber. Er betrachtete das silberne Haar und die teigige Haut des Bäckers, die wirkte, als sei sie von Mehl gefärbt. Fourbour war klein und dünn, hatte einen unsteten Blick und fuhr sich ständig mit der Zungenspitze über die Lippen. Außerdem hatte er ein nervöses Zucken in der Schläfe.
    »Ich möchte mit Euch über den Tod Eurer Frau sprechen«, sagte Corbett barsch.
    Die Nervosität Fourbours nahm zu.
    »Sie hieß doch Amelia?«
    »Ja«, flüsterte Fourbour.
    »Wie lange wart Ihr verheiratet?«
    »Sechs Jahre. Sie war zehn Jahre jünger als ich.« Die Augen des Mannes füllten sich mit Tränen. »Sie war sehr hübsch, Sir Hugh.« Er sah sich hastig suchend in der leeren Halle um. »Aber sie hat sich in Hunstanton nie zu Hause gefühlt.«
    »Woher kam sie denn?«
    »Sie war die Tochter des Müllers in Bishop’s Lynn. Ich war immer mal dort, um Mehl zu kaufen. Sie hieß mit Mädchennamen Culpeper.«
    Corbett schaute weg. Ein Müller an einem Ort wie Bishop’s Lynn war vermutlich sehr reich. Warum hatte er seiner Tochter erlaubt, einen Dorfbäcker zu heiraten? Fourbour schien seine Gedanken lesen zu können.
    »Amelia war in einen Skandal verwickelt. Sie wurde schwanger, aber das Kind starb.« Seine Worte überschlugen sich förmlich. »Und Ihr habt um ihre Hand angehalten?«
    »Ja, das stimmt. Ihr Vater war darüber sehr froh. Er gab ihr eine große Mitgift, und Amelia hatte nichts dagegen einzuwenden. Anfänglich war unsere Ehe glücklich, aber ungefähr vor achtzehn Monaten«, Fourbour fuhr sich mit der Hand durch sein dünnes Haar, »ja, ich glaube, es war ab da, da war Amelia auf einmal zurückgezogen und wirkte unglücklich. Sie machte lange Spaziergänge oder Ausritte über das Moor. Ich war dagegen, aber sie sagte, daß die anderen im Dorf sie nicht leiden könnten und sie gelegentlich einfach ihre Ruhe haben müßte.«
    »Wißt Ihr, wohin sie normalerweise ging?«
    »Manchmal auf jeden Fall bis zum Holy Cross Convent.«
    »Hatte sie keine Freunde?«
    »Nein, nicht wirklich. Am 1. Mai und an den Feiertagen versuchte sie sich zu den anderen Frauen auf der Allmende zu gesellen, aber die schnitten sie immer. Das war auch in der Kirche der Fall.« Fourbour fuhr sich mit der Zungenspitze über seine trockenen Lippen. »Amelia sagte, daß man sie gelegentlich sogar absichtlich rempele.«
    »Hat sie deswegen den Geistlichen aufgesucht?«
    »Zweimal. Aber Amelia mochte Father Augustine nicht sonderlich. Sie fand ihn eher unzugänglich.«
    Corbett nickte. Er konnte das verstehen. »Und der Abend, an dem Eure Frau ermordet wurde?«
    Fourbour fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Amelia war erregt«, entgegnete er langsam. »Kurz vor der Abenddämmerung sattelte sie unser Pferd und sagte, sie wolle aufs Moor reiten.« Der Bäcker konnte kaum weitersprechen. »Und dann kam das Pferd allein zurück. Ich und meine Lehrjungen gingen sie suchen. Dann fanden wir sie. Sie hing an einem Seil, das dick mit Teer beschmiert war. Der Himmel weiß, es war eine stockfinstere Nacht. Wäre ihr Gesicht nicht so fahl gewesen, hätten wir sie glatt übersehen. Einer meiner Lehrlinge sah sie zuerst dort hängen. Ich sagte, er solle sich ihr nicht nähern, konnte es auch gar nicht glauben.«
    »Wolltet Ihr die Leiche Eurer Frau nicht vom Galgen schneiden?«
    Fourbour schaute weg.
    »Ich konnte nicht«, stammelte er. »Ich wurde ohnmächtig. Einer meiner Lehrlinge rannte zum Mortlake Manor. Sir Simon, der Arzt und dieser seltsame Mann, Monck, kamen. Monck hatte eine Fackel. Er und der Arzt wagten sich vor. Monck suchte den Boden unter dem Galgen ab und stieg dann wieder aufs Pferd und schnitt Amelia herunter. Nachher sagte er, er hätte keine anderen Hufabdrücke oder Fußspuren gesehen.«
    Fourbour machte eine Pause. Er schien nachzudenken. »Am nächsten Morgen«, sagte er schließlich, »wurde der Leichnam seines Dieners ohne Kopf am Strand gefunden. Zuerst glaubte ich, daß die beiden Todesfälle etwas miteinander zu tun hätten.«
    »Wirklich?« sagte Corbett. »Warum?«
    »Einfach, weil es gleichzeitig passiert ist.«
    Corbett nahm

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