Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
seinen schmutzigen Fingernägeln.
    »Ich habe das Geld auf ehrliche Weise erhalten.«
    »Von wem?«
    Der Vogt seufzte.
    »Ich will die Wahrheit hören«, beharrte Corbett.
    »Ein Hausierer kam nach Hunstanton. Er hatte eine Nachricht von Edward Orifab, einem Goldschmied in Bishop’s Lynn, die besagte, daß dieser eine bestimmte Summe Geldes für mich habe. Ich ging dorthin und bekam von Orifab fünf Silbermünzen und ein Goldstück.«
    Corbett schaute ihn durchdringend an: »Und Ihr habt nicht gefragt, wer Euch einen solchen Reichtum schenkt?«
    Robert schüttelte den Kopf. »Der Goldschmied bestand darauf, daß er mir nichts sagen dürfe.«
    Corbett sah den Vogt nachdenklich an. Du lügst, ging es ihm durch den Kopf.
    »Seid Ihr Euch da ganz sicher, Robert?«
    »So sicher wie in der Frage, daß Gott die Äpfel grün gemacht hat, Sir Hugh.«
    »Und Eure Tochter Blanche?«
    Robert lächelte. »Die hat sich den Pastoureaux angeschlossen und das Dorf verlassen.«
    »Ihr scheint froh darüber zu sein.«
    »Sie fehlt mir, aber ich muß sieben Münder satt kriegen, und was hätte Blanche auch sonst tun sollen? Sie war zu arm, um in ein Kloster zu gehen, und wen hätte sie schon heiraten sollen? Etwa jemanden wie Gilbert? Ich bin ein armer Mann, Sir Hugh. Blanche ist sicher glücklich.«
    Corbett nickte. Er dankte dem Vogt und entließ ihn. Dann saß er einfach da und starrte an die Wand. »Bishop’s Lynn! Bishop’s Lynn!« sagte er leise vor sich hin.
    »Herr?«
    Corbett blickte auf. Ranulf stand über ihn gebeugt.
    »Setz dich, Ranulf. Fühlst du dich jetzt besser?«
    »Ja, es ist schon ein Wunder, was ein Spaziergang in Gottes frischer Luft bewirken kann.«
    »Gut! Hör zu, Ranulf, wir tappen hier noch vollkommen im dunkeln. Monck wieselt durch die Landschaft und tut weiß der Himmel was. Es wird Zeit, daß wir selbst etwas unternehmen. Ich will, daß du mit Maltote morgen ins Dorf gehst und zusiehst, was ihr herausfinden könnt. Und rede mit Gilbert. Er war viel auf dem Moor unterwegs und hat vielleicht etwas gesehen.« Ranulf verzog das Gesicht. Insgeheim war er jedoch über die Aussicht erfreut, unabhängig einmal nicht unter dem wachsamen Auge Meister Langschädels arbeiten zu dürfen.
    »Noch etwas, Herr?« fragte er unschuldig.
    »Nein, benutze deinen gesunden Menschenverstand«, sagte Corbett. »Hilf mir dabei, dieses Rätsel zu lösen, denn der Teufel ist auf dem Moor von Hunstanton unterwegs, das versichere ich dir!«
    »Und Ihr reitet nach Bishop’s Lynn, Herr?«
    Corbett schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht. Erst nach Walsingham. Wenn Monck mir nicht die Wahrheit sagt, dann werde ich eben den König selbst fragen. Entweder gibt er mir die gewünschten Auskünfte, oder wir brechen hier unsere Zelte ab, und Monck muß allein herausfinden, was hier vorgeht.« Corbett erhob sich. »Und du kannst dich immer noch nicht daran erinnern, wo du Master Joseph früher schon einmal gesehen hast?« Ranulf schüttelte den Kopf.
    »Nun gut. Laß Maltote wissen, was geplant ist.«
    Corbett ging zurück auf ihr Zimmer, packte seine Satteltaschen, zog Stiefel und Mantel an und schnallte sich sein Schwert um. Dann starrte er aus dem Fenster. Es war ein schöner Tag, aber immer noch etwas neblig. Er wollte ins Dorf reiten und mit Father Augustine über die geschändeten Gräber sprechen. Dann wollte er noch zum Holy Cross Convent und von dort aus weiter nach Walsingham.
    Corbett fand den Geistlichen damit beschäftigt, alles für die Begräbnismessen von Gilberts Mutter und Marina vorzubereiten. Die beiden Särge standen auf Holzböcken vor dem Lettner. Father Augustine beschnitt die Dochte der purpurnen Begräbniskerzen, die neben den Särgen standen. Er legte das Messer hin, als Corbett durch das Kirchenschiff auf ihn zukam.
    »Sir Hugh, ich hoffe, es gibt nicht noch mehr tragische Nachrichten?«
    Corbett schüttelte den Kopf.
    »Wo sind alle anderen?« fragte er. »Das Dorf war wie ausgestorben.«
    Father Augustine wies ihn zu einer der Bänke im Querschiff. »Meine Schäfchen versuchen die verlorene Zeit wieder hereinzuholen. Was auch immer geschieht, die Äcker müssen gepflügt werden, der Boden duldet es nicht, vernachlässigt zu werden.«
    »Ihr habt gesagt, daß Ihr in Bishop’s Lynn geboren worden seid. Ihr seid also selbst kein Bauer?« fragte Corbett.
    »Nein, mein Vater war Händler. Aber raus mit der Sprache, Ihr seid ein vielbeschäftigter Mann, Ihr seid doch sicher nicht hergekommen, um mich über meine

Weitere Kostenlose Bücher