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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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die Hand des anderen. Sie war kalt wie ein Eisklotz.
    »Sie sind ermordet worden, Master Fourbour. Cerdic Lickspittle und Eure Frau sind ermordet worden. Wißt Ihr, warum?«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Könnt Ihr mir irgend etwas sagen, wie sich der Tod Eurer Frau erklären ließe?«
    Wieder das Kopfschütteln.
    »Oder wer das Pferd Eurer Frau an den Rand des Dorfes zurückritt?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Fourbour. »Die Dorfbewohner, die das gesehen haben, meinten, es war Amelia, aber die Nacht war dunkel, und die Person auf dem Pferd trug einen Mantel.« Corbett nagte an seiner Unterlippe. Er hörte Robert, den Vogt, vor der Tür. Dieser klagte lautstark, daß man ihn warten ließe. Corbett beachtete das nicht weiter.
    »Ihr habt die Leiche Eurer Frau gesehen?« fragte er leise. Fourbour nickte.
    »Und Spuren von Gewalt waren nicht zu entdecken?«
    »Nein«, flüsterte der Bäcker.
    »Und Ihr habt nichts bei ihren Habseligkeiten entdeckt, einen Brief oder einen Zettel vielleicht, was ihren Tod erklären könnte?«
    »Nein, das habe ich nicht.« Fourbour schaute weg. »Amelia war eine liebevolle und sorgende junge Frau. Sie war dadurch, daß ihr Liebhaber sie verlassen hatte und ihr Kind gestorben war, sehr verletzt worden. Und, damit Ihr Euch diese Frage sparen könnt, sie hat diesen Liebhaber nie erwähnt.« Einen Augenblick lang sah er so aus, als wolle er noch mehr sagen, aber dann besann er sich ganz offensichtlich eines besseren.
    »Was wolltet Ihr gerade sagen?« fragte Corbett mit leiser Stimme. »Bitte, sagt es mir.« Er lehnte sich vor und ergriff den anderen beim Handgelenk. »Ich entschuldige mich für meine direkten Fragen. Eure Frau hatte vielleicht ein trauriges Leben, aber sie hatte auch einen tragischen Tod. Sie traf ihren Mörder auf dem Moor. Wollt Ihr, daß das ungesühnt bleibt?«
    Fourbour öffnete seine Brieftasche und zog eine Elfenbeinhalskette daraus hervor. Sie schimmerte und glänzte im Kerzenschein.
    »Wunderschön«, murmelte Corbett, »und wahrscheinlich sehr kostbar.«
    »Das gehörte Amelia«, sagte Fourbour, »und obwohl sie mir das nie sagte, glaube ich, daß sie sie von ihrem Liebhaber bekam.
    Es gibt für diesen Verdacht keinen Beweis, nur daß sie sie immer trug.«
    »Noch etwas?« fragte Corbett.
    »Einmal, nur einmal, bin ich ihr aufs Moor hinterhergegangen. Amelia hatte angefangen, sich über die Dorfbewohner zu beklagen. Ich sagte ihr, sie seien arme Leute. Amelia schaute mich an und lachte. Sie sagte, Hunstanton sei vermutlich reicher, als ich ahnte.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich wußte nicht, was sie damit meint. Wißt Ihr das, Sir Hugh?«
    »Nein.« Corbett stand auf und hielt dem anderen die Hand hin. »Master Fourbour, danke, daß Ihr mit mir gesprochen habt. Wenn es nötig sein sollte, werde ich mich wieder an Euch wenden.«
    Fourbour seufzte erleichtert, verließ den Raum, und Gurneys Verwalter ließ Robert, den Vogt, in die Halle. Robert schaute säuerlich auf Corbett, der auf den Hocker deutete. Der Vogt zog seinen Mantel enger um sich, sein gedunsenes Gesicht hatte einen bösartigen Ausdruck.
    »Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, Sir Hugh. Stellt Eure Fragen, aber bevor Ihr mir droht, darf ich Euch daran erinnern, daß Gilbert und seine Mutter vom Gericht schuldig gesprochen wurden. Wir haben sie auch nicht vorsätzlich getötet.«
    Corbett beugte sich vor. »Vogt, Ihr seid ein Meuchelmörder und Schinder. Ihr seid so stolz, daß Eure Geheimnisse kaum verborgen bleiben.«
    Der Vogt wurde bleich.
    »Was meint Ihr damit?« stammelte er.
    Corbett lächelte innerlich. Der Vogt hatte die Beleidigungen, die er ihm entgegengeschleudert hatte, vergessen, so groß war sein Schrecken über die Unterstellung, daß er Geheimnisse habe. Seine Knopfaugen ruhten ängstlich auf Corbett. »Geheimnisse!« rief er. »Was für Geheimnisse?«
    »Euer neuer Reichtum.«
    »Das war eine Erbschaft. Ein Vermächtnis.«
    »Von wem?«
    »Von einem entfernten Verwandten.«
    »Wo hat dieser entfernte Verwandte gelebt?«
    Der Vogt schaute weg.
    »Master Robert«, flüsterte Corbett, »ich kann dafür sorgen, daß Ihr festgenommen und nach Süden geschickt werdet, um vom obersten Gerichtshof des Königs befragt zu werden. Das wollt Ihr doch sicher nicht, oder? Eure Frau hat gerade erst wieder ein Kind bekommen, und Ihr seid, ganz zu Recht, ein bedeutender Mann in dieser Gemeinde. Ihr könntet monatelang in London festsitzen.«
    Der Vogt schaute düster drein und kaute auf

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