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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Hochwertige Wolle, die bei den flämischen Webern sehr gefragt ist«, antwortete die Schwester noch selbstbewußter.
    Corbett warf einen letzten gründlichen Blick auf das Kruzifix und folgte dann seiner Führerin wundervoll möblierte Gänge entlang zur Zelle von Lady Cecily. Die Priorin schien erfreut zu sein, ihn zu sehen. Sie ließ Wein und Konfekt kommen und geleitete Corbett zu einem großen, thronähnlichen Stuhl vor einem prasselnden Feuer. Corbett setzte sich und schaute sich um. Das Gemach der Königin in Westminster konnte es mit diesem Zimmer nicht aufnehmen - wollene Teppiche, golddurchwirkte Gobelins, silberne Öllampen, kostbare Kandelaber, Gemälde und silberne Wasserkannen, Becher und Teller schmückten den Raum.
    »Damit Ihr nicht erst fragen müßt, Sir Hugh«, sagte Lady Cecily und stellte einen Becher Wein neben ihn hin, »wir Schwestern vom Holy Cross legen kein Armutsgelübde ab. Wir sind eine Stiftung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, gute Werke zu tun, zu beten und Frauen aus guter Familie eine Zuflucht zu bieten vor einer Welt, die man nur als gewalttätig bezeichnen kann.«
    Corbett murmelte einen Dank und starrte ins Feuer. Solche Gründungen waren nicht selten, überlegte er, die auf großzügigen Stiftungen beruhten und die laufenden Ausgaben durch eine regelmäßige Einkommensquelle bestritten.
    »Wie lange gibt es dieses Kloster schon?« fragte er.
    »Der Großvater von Sir Simon gewährte dem Orden die ersten Privilegien. Das Gebäude wurde 1220 fertiggestellt. Ich bin die fünfte Priorin, und unsere Gemeinschaft besteht aus sechzig Schwestern.«
    »Ihr habt also nichts gegen die Pastoureaux einzuwenden? Ihr seht sie nicht als Konkurrenz?« fragte Corbett, um die Priorin etwas zu provozieren. Diese ließ sich anmutig in einen großen gepolsterten Stuhl sinken.
    Lady Cecily schüttelte den Kopf.
    »Natürlich nicht. Wir gewähren den Pastoureaux Hilfe, wo es uns nur möglich ist. Wir sind mehr als froh darüber, daß sie in unseren Stallungen, auf unseren Feldern und in unseren Gärten arbeiten. Sie haben uns noch nie Probleme bereitet.«
    »Ihr habt von dem Mord gehört?« fragte Corbett unvermittelt »Das Mädchen Marina?«
    Lady Cecily nickte. »Natürlich. Das arme Mädchen. Sie bewarb sich für diesen Orden. Sie wollte als Laienschwester zu uns kommen, aber...« Lady Cecily zuckte mit ihren feisten Achseln und hatte einen Ausdruck dermaßen gespielter Trauer im Gesicht, daß Corbett unter anderen Umständen gelacht hätte. »War Master Monck bereits hier?«
    »Ja, heute morgen.«
    »Warum?«
    »Er kam wegen seines Dieners, Cerdic Lickspittle, den sie ermordet am Strand gefunden haben.«
    »Und?« fragte Corbett etwas gereizt.
    Lady Cecily wurde etwas nervös. »Um genau zu sein, er wollte wissen, ob Lickspittle am Tage seines Todes hiergewesen ist. Ich habe mit Ja geantwortet.« Lady Cecily spielte mit den Falten ihres wollenen Gewands. »Aber sein Besuch hier war sehr kurz. Er war zudem ein Ärgernis - unsere Schwestern sahen ihn ständig, wie er auf die Landzunge hinausritt und aufs Meer starrte. Mit Master Monck ist es nicht besser.«
    »Vielleicht waren sie bekümmert?« suggerierte Corbett. »Worüber?«
    »Über eine Schwester Eures Ordens, Lady Agnes, diejenige, die vom Kliff herabstürzte.«
    Lady Cecily wurde sichtlich erregt.
    »Das war ein Unfall!« sagte sie kurz angebunden.
    »Aber Lady Cecily«, beharrte Corbett, »was hatte eine Eurer Schwestern mitten in der Nacht auf der Landzunge zu suchen?«
    »Das weiß ich nicht. Wir sind ein Zusammenschluß für adlige Damen, kein Gefängnis. Wir schützen uns gegen Eindringlinge, hindern unsere Schwestern aber nicht daran, zu kommen und zu gehen. Ich kann nur vermuten, daß Schwester Agnes einen Spaziergang machen wollte.«
    »Auf einem sturmumtobten Kliff«, sagte Corbett ungläubig, »mitten in der Nacht?«
    Lady Cecily breitete ihre dicken Arme aus.
    »Schwester Agnes war ganz robust.«
    »Welche Stellung bekleidete sie?«
    »Sie war für unsere Finanzen verantwortlich.«
    »Habt Ihr ihren Tod untersucht?«
    »Ja. Sir Simon war hier und Master Monck. Sie untersuchten die Landzunge, fanden aber keine anderen Spuren außer solchen, die darauf schließen ließen, daß Agnes ausglitt und abstürzte.«
    »Es existieren also keine verdächtigen Umstände?« fragte Corbett.
    »Nein, überhaupt keine. Wir fanden die Tote auf den Felsen unterhalb des Kliffs, und jetzt liegt sie auf unserem Kirchhof begraben. Gott sei ihrer Seele

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