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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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ließ sie in einem Vorzimmer warten, bevor sie sie in ihr prächtiges Gemach vorließ. Hier saß sie zusammen mit Father Augustine auf Stühlen mit hoher Lehne vor dem Kamin. Ranulf und Maltote mußten mit Hockern vorliebnehmen, die eine betagte Laienschwester herangeschoben hatte. Der alte Meister Langschädel hatte doch recht gehabt, dachte Ranulf. Er zwinkerte Maltote frech zu. Die Priorin sah sie von oben herab an und lächelte säuerlich, während sie ihre Robe aus feiner Wolle enger um sich zog.
    »Was will Sir Hugh Corbett dieses Mal von mir?« fragte sie. »Einfache Antworten auf einfache Fragen«, entgegnete Ranulf. »Lavinius Monck war zu Gast bei Euch, bevor er starb?«
    »Ja, ja, der arme Mann.« Lady Cecily sah Father Augustine schüchtern an. »Unser Kaplan«, sie betonte dieses Wort besonders, »hat uns die Neuigkeiten bereits überbracht. Was für eine Tragödie! Was für schreckliche Zeiten!«
    »Warum war Monck hier?« fragte Ranulf noch einmal.
    »Nun, es würde mir nie einfallen, Master Moncks Gedanken lesen zu wollen. Gott sei seiner Seele gnädig! Aber er suchte immer noch herauszufinden, warum sein Diener Cerdic hierhergekommen war.«
    »Und welche Antwort habt Ihr ihm gegeben?«
    »Dieselbe wie Master Corbett. Daß ich es nicht weiß.«
    Father Augustine hustete und räusperte sich.
    »Lady Cecily«, sagte er, »kann nicht für alle Leute, die sie aufsuchen, die Verantwortung tragen.«
    »Und warum seid Ihr hergekommen, Pater?«
    »Ich bin Kaplan dieses Klosters.« Der Geistliche lächelte Ranulf an. »Ich komme schon seit vielen Jahren hierher. Schon als ich Hilfsgeistlicher in Swaffham war, kam ich jeden Sommer, um mich von meinen seelsorgerlichen Pflichten auszuruhen.«
    Ranulf wußte nicht, wen er mehr verabscheute, die hochmütige Priorin mit ihrer falschen, lächelnden Schüchternheit oder diesen Priester mit dem langen, säuerlichen Gesicht. Ranulf fühlte sich in der Gegenwart der Geistlichkeit immer unwohl - die Leute waren stets von oben herab oder schienen sich insgeheim über ihn lustig zu machen. Dieses Mal war es nicht anders. Er streckte seine schmutzigen Stiefel absichtlich in Richtung Feuer, reckte sich und lächelte, als er die Verärgerung der Priorin über seine schlechten Manieren bemerkte.
    »Wir machen uns nach Bishop’s Lynn auf den Weg«, kündigte er an. Er gähnte, streckte die Hände nach dem Feuer aus, rieb sie und schlug sich dann auf die Oberschenkel. »Ihr könnt Euch jedoch auf eine Sache verlassen.«
    »Und was ist das?« fragte Father Augustine scharf.
    »Sir Hugh Corbett ist ein schrecklicher Mann«, erklärte Ranulf. »Er gräbt nach der Wahrheit und geht jedem Geheimnis auf den Grund, er ist für Mörder wie die Rache Gottes.«
    »Dann wird es ja Zeit, daß er mehr Erfolg hat!« erwiderte Lady Cecily kurz angebunden. »Glaubt mir, Master...?«
    »Ranulf.«
    »Ach ja, Ranulf. Ich habe die Absicht, dem König zu schreiben. Ich habe etwas dagegen, daß der Frieden und die Ruhe meines Hauses durch diese ständigen Besuche gestört werden!« Ranulf lächelte zuckersüß. »Mit allem Respekt, Lady Cecily. Ihr könnt dem Heiligen Vater persönlich schreiben, und trotzdem wird Sir Hugh Corbett Euch immer aufsuchen, wenn er das für angebracht hält.«
    Das teigige Antlitz der Priorin war verärgert. Nur noch eine weitere Provokation, dachte Ranulf.
    »Natürlich«, mischte sich Father Augustine ein, »hat Lady Cecily den Wunsch, Euch behilflich zu sein, aber das hier ist ein Nonnenkloster.«
    Eher ein Luxusbordell, dachte Ranulf und schaute sich in dem Zimmer um: Wandteppiche mit Samtquasten, Ziergegenstände aus Gold und Silber, polierte Möbel und Bienenwachskerzen. »Sagt Euch der Name Alan of the Marsh etwas?« fragte er unvermittelt.
    Er hätte sich vor Freude beglückwünschen mögen. Lady Cecily setzte sich kerzengerade auf und fing vor Nervosität an, mit dem Kruzifix zu spielen, das sie an einer Kette um den Hals hängen hatte.
    »Nun?«
    »Alan of the Marsh?« stotterte Lady Cecily. »Wer soll das sein?«
    »Erlaubt mir diese Bemerkung, aber das war nicht die Frage. Habt Ihr den Namen schon einmal gehört?«
    »Natürlich nicht!« fuhr sie Ranulf an.
    »Irgendwie scheint er Euch aber nicht ganz gleichgültig zu sein.«
    »Natürlich.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Warum sollte der Name eines Mannes der Priorin eines Klosters etwas bedeuten? Was wollt Ihr damit andeuten?«
    »Nichts«, entgegnete Ranulf frech. »Also kann ich Sir Hugh berichten,

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