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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Sattelknauf. Dann redete er seinem Pferd leise zu, rückwärts zu gehen. Das Seil spannte sich. Im ersten Moment bewegte sich Corbetts Pferd nicht. Das Seil, das sich um seinen Hals zusammenzog, verstärkte nur noch seine Panik. Corbett weitete die Schlinge etwas und zog sie auch noch über den Sattelknauf. Ranulf und Maltote zogen und zerrten. Plötzlich kam Corbetts
    Pferd frei und erreichte mit Mühe wieder den Weg. Corbett stieg vorsichtig ab und redete sanft auf sein Pferd ein, wie es ihm Maltote geraten hatte. Schließlich waren sie alle wieder auf dem festen Weg, von Morast bedeckt.
    Eine Weile lang war Corbett zu nichts anderem in der Lage, als neben seinem Pferd zu knien und zu versuchen, Herr seines Schreckens zu werden. Ranulf drückte seinem Herrn etwas Brot und einen Weinschlauch in die Hand.
    »Ihr solltet einen Schluck trinken!«
    Corbett kaute das Brot, hatte jedoch Schwierigkeiten damit, zu schlucken, spuckte das Brot also wieder aus und goß etwas Wein in die hohle Hand. Er roch und leckte dann vorsichtig daran. »Was ist los, Herr?«
    »Was zum Teufel meinst du, was los ist?« fuhr ihn Corbett an. »Ich will nicht auch noch vergiftet werden!« Er lächelte entschuldigend. »Er scheint jedoch in Ordnung zu sein.« Corbett nahm einen großen Schluck und gab Ranulf den Weinschlauch zurück. »Danke«, murmelte er. Dann schaute er Maltote an. »Wenn du nicht gewesen wärst, wären wir jetzt vielleicht alle tot.« Er stand auf und gab Maltote die Hand. »Das werde ich nicht vergessen, weder dir noch Ranulf.«
    »Und den Pferden auch nicht!« scherzte Ranulf, den der Dank seines sonst so wortkargen Herrn in Verlegenheit gebracht hatte.
    Corbett stand auf. Seine Beine waren eiskalt, und er fühlte sich seltsam schläfrig, seit er im Moor festgesessen hatte. Er schaute in den wirbelnden Nebel.
    »Wir müssen zur Weggabelung zurückreiten«, murmelte er. »Was ist mit dem Licht?« fragte Maltote.
    »Man hat uns hereingelegt«, fuhr Ranulf ihn an. »Ich habe Schmuggler dabei beobachtet, wie sie auf dem Watt in der Themsemündung denselben Trick benutzt haben. Sie entzünden Lichter, und die Reisenden machen den Fehler, zu denken, daß diese Lichter Sicherheit bedeuten. Einige grausame Verbrecher verdienen sogar ihren Lebensunterhalt damit, daß sie Schiffe auflaufen lassen.«
    »Aber wie haben sie wissen können, daß wir hier sind?« fragte Maltote.
    »Ich denke, das werden wir an der Weggabelung erfahren«, sagte Corbett leise. »Kommt jetzt!«
    Sie führten ihre Pferde den Weg zurück bis zur Weggabelung, doch der buntbemalte hölzerne Wegweiser war verschwunden. Ranulf tastete im Dunkeln herum.
    »Er ist umgefallen!« rief er, als er Holz unter den Fingern spürte. Corbett warf Maltote die Zügel seines Pferdes zu und ging zu ihm hinüber.
    »Das bezweifle ich«, sagte er. »Ich denke, er wurde gelockert und umgedreht, so daß er in die falsche Richtung zeigte. Er ist dann entweder umgefallen oder von diesem herzlosen Schwein mit der Laterne umgeworfen worden.«
    »Das heißt also, daß wir verfolgt worden sind?« fragte Maltote. »Wahrscheinlich«, sagte Corbett. »Aber irgend jemand muß auch vor uns gewesen sein. Es wußten weiß Gott genug Leute von unserer Reise. Das ist wirklich ein alter Räubertrick - finde einen Fremden, locke ihn in die falsche Richtung, und warte ab, was passiert. Jemand aus Hunstanton war vor uns an der Weggabelung, drehte den Wegweiser um, wartete ab, bis wir die falsche Richtung eingeschlagen hatten, und versuchte dann, uns mit einer Laterne ins Moor zu locken. Vergeßt nicht, daß wir länger in Mortlake Manor verweilten und daß die Dorfbewohner, oder wer immer es auch gewesen sein mag, jeden Weg und Pfad in dieser Gegend gut kennen.«
    »Aber wer?« fragte Ranulf. »Wer ist dieses Schwein? Damit wir ihm die Kehle durchschneiden können!«
    »Das könnte jeder gewesen sein«, entgegnete Maltote voll Selbstbewußtsein nach dem Lob seines Herrn. »Sir Hugh hat recht. Sie sind uns vorausgeeilt und haben uns in eine Falle gelockt.« Seine Brust war stolzgeschwellt. »Wir Boten sind solche Irreführungen gewohnt. Was tun wir jetzt, Herr? Reiten wir nach Mortlake zurück?«
    »Nein, Maltote, du weißt, welchen Weg wir eingeschlagen haben und wie das mit der falschen Abzweigung ging. Also, aufgestiegen und so schnell geritten wie der Wind. Wenn du Lichter siehst und es dieses Mal ein Weiler oder ein Dorf ist, dann komm zurück!«
    Maltote gehorchte. Der Hufschlag seines Pferdes

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