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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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kamen, warfen ihm einen ärgerlichen Blick zu und schienen ihn halblaut zu verfluchen.
    Corbett fand Father Augustine in einer kleinen Sakristei neben dem Hochaltar. Robert der Vogt, der auch das Amt des Kirchendieners versah, war ebenfalls dort. Er sah Corbett verdrossen an. Der Priester hieß ihn jedoch willkommen.
    »Wie kann ich Euch helfen, Sir Hugh?«
    »Ihr habt die Tauf-, Todes- und Eheschließungsregister hier?«
    »Das stimmt, Sir Hugh. Wir haben in der Tat gerade versucht, etwas Ordnung da hineinzubringen. Warum? Wie können diese Dokumente Euch weiterhelfen?«
    »Ich suche nach dem Namen eines Dorfbewohners, der hiervor etwa hundert Jahren lebte. Ein wahrscheinlich ziemlich wohlhabender Mann, der Alan of the Marsh hieß.«
    »Warum?« Robert, der Vogt, trat mit aufgerissenen Augen und zusammengepreßten Lippen vor.
    »Warum nicht?« entgegnete Corbett mürrisch.
    »Weil er mit mir verwandt ist. Er ist einer meiner Vorfahren.«
    »Ist er hier begraben?«
    »Nein, das ist er nicht. Nicht eigentlich...« Der Vogt hüstelte verlegen. »Er ist nicht wirklich ein Verwandter, was die Blutsbande angeht. Meine Großmutter war mit ihm verheiratet. Sie war aus Bishop’s Lynn. Aber Alan verschwand kurz nach ihrer Hochzeit. Sie hatten keine Kinder, und meine Großmutter heiratete ein zweites Mal. Father Augustine kann Euch die Einträge zeigen.«
    Der Geistliche war bereits zu einer großen, eisenbeschlagenen Truhe auf der anderen Seite der Sakristei gegangen und wühlte in ihr herum. Schließlich zog er ein großes, ledergebundenes Buch und einige Pergamentrollen hervor und legte sie auf den Sakristeitisch. Robert, der Vogt, war ganz klar fest entschlossen, sich nicht zu entfernen. Er stellte die Kerzen neu auf und fing dann an, das Weihrauchfaß aus Messing zu polieren. Corbett versuchte ihn nicht weiter zu beachten, als Father Augustine das große Buch öffnete.
    »Hier«, der Geistliche deutete mit einem mageren Finger auf einen Eintrag. Die Tinte verblaßte bereits auf dem Pergament. Ein lange vergessener Priester hatte die Ehe von Adele Holcombe und Alan of the Marsh am 8. November 1215 beurkundet.
    »Das wird der einzige Eintrag hier sein«, sagte Father Augustine. Er schloß das Buch wieder und wandte sich einer knisternden, vergilbenden Pergamentrolle zu. »Das hier ist das Sterberegister für die Jahre 1215 bis 1253.« Er rollte das Pergament auf und fand den Eintrag über das Begräbnis von Adele Holcombe, jetzt Adele-atte-Reeve, auf dem Kirchhof. »Und das hier«, er zeigte auf eine weiter Pergamentrolle, »ist das Taufregister.« Gemeinsam mit Corbett überflog er die Namen, konnte jedoch keine Kinder von Alan of the Marsh entdecken.
    »War das Grab von Adele Holcombe eines der Gräber, die geöffnet wurden?« fragte Corbett.
    »Nein, das glaube ich nicht.« Father Augustine sah den Vogt an. »Oder?«
    Der Vogt schüttelte nur den Kopf.
    »War es für eine Frau wie Adele leicht«, fragte Corbett, »eine Ehe annullieren zu lassen, um wieder zu heiraten?«
    Der Geistliche setzte sich an den Tisch und legte die Arme über eine Stuhllehne. »Nach dem kanonischen Recht kann die Ehefrau um Annullierung nach fünf Jahren nachsuchen, wenn der Ehemann verschwindet und die Ehe kinderlos ist. Adele hat das vermutlich getan. Sir Hugh, ich möchte nicht neugierig erscheinen, aber warum interessiert Ihr Euch für Leute, die schon so lange tot sind?«
    »Es tut mir leid, Pater, aber diese Frage kann ich Euch im Moment nicht beantworten. Aber«, fuhr er fort, »das bedeutet doch, daß Adele gewußt haben muß, daß Alan tot ist.«
    »Nicht notwendigerweise. Sie hat vielleicht einfach nur nach den fünf Jahren einen anderen Freier gefunden und dann beim Bischof um Annullierung nachgesucht. Solche Fälle sind ziemlich häufig.«
    Corbett schaute den Vogt an. »Master Robert, darf ich Euch eine Frage stellen? Ihr dürft aus ihr folgern, was Ihr wollt. Gibt es in Eurer Familie irgendwelche Legenden oder Geschichten über verborgene Schätze?«
    Der Vogt schaute ihn herablassend an, seine Augen hatten jedoch etwas Schuldbewußtes.
    »Herr Vogt«, beharrte er. »Ich schlage vor, daß Ihr ehrlich mit mir seid.«
    Der Vogt faltete die Hände und schaute zur Decke. »Das sind doch alles nur Legenden.«
    »Legenden über den Schatz König Johns?«
    Der Vogt zuckte zusammen, als hätte Corbett einen wunden Punkt getroffen.
    »Master Monck hat mir dieselbe Frage gestellt.«
    »Kam er hierher?« fragte Corbett.
    »O ja«, entgegnete

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