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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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auf und klopfte mit ihr auf die Tischplatte.
    »Bishop’s Lynn!« sagte er. »Sind die Taschen gepackt?«
    Ranulf nickte.
    »Dann sollten wir aufbrechen. Ich möchte noch vor Einbruch der Dunkelheit dort sein.«
    Ranulf und Maltote gingen zu den Ställen hinüber, und Corbett folgte ihnen mit den Satteltaschen. Er blieb stehen, um sich von Gurney zu verabschieden, der erregt zu sein schien, daß sie so unvermittelt aufbrachen. Er bestand darauf, daß sie noch eine Kleinigkeit essen und sich vom Koch etwas Proviant für die Reise mitgeben lassen sollten. Corbett zögerte, seinen Gastgeber noch weiter zu verärgern, und willigte deshalb ein. Der Verwalter deckte den Tisch in der großen Halle und servierte einige kleine Gerichte und Käse. Catchpole erklärte ihnen, welchen Weg sie nehmen sollten.
    Eine Stunde später ritten sie los. Corbett fluchte leise. Der Himmel war inzwischen bedeckt, und ein kalter, nasser Nebel kroch von See über das Kliff herauf. Als sie die Weggabelung endlich erreichten, war der Nebel bereits sehr dicht. Maltote und Ranulf stritten sich, welche Richtung sie einschlagen sollten.
    »Haltet euch an den Wegweiser«, unterbrach Corbett sie barsch. »Das hat Catchpole uns auch so erklärt.«
    Er ritt als erster. Keine Stunde später stieg ein böser Verdacht in Corbett auf. Catchpole zufolge hätte die Straße breiter sein sollen, und sie hätten durch eine Reihe kleiner Dörfer kommen müssen. Da sie aber nicht viel sehen konnten, glaubte Corbett, daß sie immer weiter ins Hinterland, ins Moor gerieten. Schließlich blieb er stehen und fluchte leise. Die Pferde bemerkten die gespannte Stimmung und traten unruhig auf der Stelle. Sie schnaubten und wieherten in der schwarzen Stille des Moors. Corbett wendete sein Pferd.
    »Wie lange sind wir jetzt schon seit Mortlake unterwegs?« Ranulf zuckte mit den Achseln und blies sich auf die starren Finger. »Ungefähr zwei Stunden. Maltote, was ist los?«
    Der junge Bote schaute in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Maltote!« fuhr ihn Corbett an. »Verdammt noch mal, du bist so ängstlich wie eine Küchenmagd!«
    Maltote wandte sich ihm zu, bleich und mit furchtsamen Augen. »Ich weiß nicht recht«, murmelte er. »Hinter der Weggabelung blieb ich etwas zurück. Ich bin mir sicher, daß wir verfolgt
    werden.«
    »Unsinn!« spottete Ranulf.
    »Ich bin mir da ganz sicher«, beharrte Maltote. »Ich habe das Klimpern von Zaumzeug gehört.«
    »Verdammt, Herr!« sagte Ranulf aufbrausend. »Wir haben uns verirrt und werden erfrieren, wenn wir noch lange hier stehenbleiben.«
    Corbett tätschelte seinem Pferd den Hals. »Wir können nur eines tun, zur Weggabelung zurückkehren.«
    »Schaut!« rief Ranulf. »Vielleicht ist doch alles in Ordnung!«
    Er deutete in den Nebel, der sich bewegte wie Dampf über einem Wasserkessel. Corbett sah den Lichtschein ebenfalls, den
    Ranulf gesehen hatte. Ein Bauernhof, vielleicht eines der Dörfer Er ritt weiter, verließ den Weg und überquerte das regennasse Moor in Richtung des Lichtes. Sein Pferd sträubte sich, aber Corbett trieb es weiter. Das Pferd wieherte erneut. Corbett zog die Zügel an, aber sein Pferd war steckengeblieben. Entsetzt schaute er nach unten. Sein Pferd steckte bis zu den Fesseln in einem grünlichen Morast, der sie auf allen Seiten umgab. Corbett fluchte und drehte sich um.
    »Bleibt zurück!« brüllte er Ranulf und Maltote zu.
    »Bleibt stehen, Herr!« drängte ihn Ranulf. »Je mehr das Pferd sich bewegt, je schneller sinkt Ihr ein!«
    Corbett gehorchte, strich seinem Pferd über den Hals und redete beruhigend auf es ein. Das Pferd warf den Kopf zurück, es hatte vor Entsetzen die Augäpfel verdreht. Ranulf stieg ab und kam näher. Er hatte das Seil in der Hand, das er immer benutzte, wenn er sein Pferd festbinden mußte oder wenn er schnell ein Zaumzeug benötigte. Maltote ging voran, führte sein eigenes Pferd am Zügel und prüfte sorgfältig, daß die Erde vor ihm auch nicht nachgab.
    »Hier gibt es eine Art Weg«, sagte er, »da, wo die Erde fest ist.« Corbett mußte sich sehr zusammennehmen, nicht die Selbstkontrolle zu verlieren. Das Pferd unter ihm sank immer weiter, der Morast erreichte schon den Bauch. Ranulf und Maltote gingen vorsichtig den Streifen fester Erde enüang. Als sie nur noch ein paar Schritte von Corbett entfernt waren, warf Ranulf ihm das Seil zu. Es gelang Corbett, es seinem Pferd um den Hals zu binden. Maltote befestigte das andere Ende an seinem eigenen

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