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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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befohlen hatte. In der nächsten Stunde herrschte ein großes Durcheinander. Alice wurde auf ihr Zimmer gebracht. Hier kümmerte sich Selditch um sie, der selbst seine Nerven mit einer größeren Menge Wein beruhigen mußte. Catchpole wurde ins Pfarrhaus geschickt, um es zu durchsuchen. Gurney gab den Dienern die Anweisung, die Leiche wegzuschaffen, und saß dann etwas verwirrt vor dem Kamin. Er schaute Corbett finster an.
    »Ihr hättet ihn nicht hierherbringen sollen. Warum, verdammt noch mal, konntet Ihr ihn nicht einfach verhaften?«
    Corbett schaute über die Schulter auf Ranulf, der den Dienern genauere Anweisungen gab.
    »Was hätte ich tun sollen, Sir Simon? fragte er, während er sich setzte. »Ihn in seiner Kirche stellen? Der Himmel weiß, welche Waffen er dort hortet Er hätte mich dort umbringen können, wie er Cerdic und Monck umgebracht hat.«
    Corbett erzählte, wie Father Augustine Monck ermordet hatte. Gurney pfiff leise durch die Zähne.
    »Und das alles für einen obskuren Schatz?«
    »Warum sollen wir ihn verurteilen?« fragte Corbett. »Ihr habt diesen Schatz ebenfalls gesucht. Wie hättet Ihr wohl darüber gedacht, wenn Ihr das Gefühl gehabt hättet, daß der Schatz eigentlich Euch gehört, da er mit dem Blut eines Eurer Vorfahren bezahlt worden ist?«
    »Aber er war doch Geistlicher!«
    »Er war verrückt. Selbst am Schluß konnte er nur noch an den Schatz denken. Er konnte diesem Traum genausowenig entkommen wie ein Verurteilter auf dem Schafott dem Beil des Henkers.«
    »Glaubt Ihr, daß er über die Pastoureaux Bescheid wußte?« fragte Gurney.
    »Schon möglich. Er benutzte sie, um seine eigenen Aktivitäten zu tarnen. Deswegen hat er auch Cerdics Leiche verstümmelt.« Corbett hielt inne, da sich Selditch - leichenblaß - zu ihnen gesellte.
    »Lady Alice ruht jetzt. Ich gab ihr einen Schlaftrunk.« Selditch schüttelte den Kopf. »Wenn Euer Diener Ranulf nicht gewesen wäre...«
    Corbett starrte in die Flammen und lauschte seinem Bediensteten, der mit Maltote über irgendeine Bagatelle stritt.
    »Ranulf entkommt aus jedem Gefängnis«, sagte er.
    »Er zwängte sich durch das Fenster wie eine Katze«, murmelte Gurney. »Den einen Augenblick saß er noch da, im nächsten hatte er schon seine Armbrust und die Bolzen aufgelesen.« Gurney seufzte. »Hugh, wißt Ihr wirklich, wo der Schatz ist?«
    »O ja«, entgegnete Corbett. »Und morgen früh werde ich Euch das Versteck zeigen, sobald es hell wird.«
    Fourbour, der Bäcker, trat heran. Es war mehr der Kummer, der ihm zusetzte, als das, was er über Father Augustine erfahren hatte. Er ergriff Corbetts Hand.
    »Ich danke Euch«, murmelte er. In seinen Augen standen Tränen. »Ihr seid Euch sicher, daß sie nicht lange gelitten hat?« Corbett vermochte ihm nicht in die Augen zu sehen. »Ich denke nicht.«
    »Wenn sie mir nur etwas davon gesagt hätte!«
    Corbett schaute weg. Der Bäcker murmelte immer noch sein hilfloses Bedauern, als er die Halle verließ.
    »Ist es nicht seltsam?« flüsterte Corbett. »Amelia liebte, aber erkannte nicht, wen sie eigentlich liebte?«
    »Welche Rolle spielten die Schwestern vom Heiligen Kreuz bei alldem?« fragte Gurney mürrisch.
    »Sir Simon, das geht nur Euch und die Priorin etwas an.«
    »Und der Schatz?« bohrte Gurney. »Ihr sagt, er liegt ganz hier in der Nähe?«
    »Davon gehe ich aus«, entgegnete Corbett. »Und ich habe den Verdacht, daß Father Augustine wußte, wo er sich befindet. Wir müssen bis morgen warten, bis zur Ebbe. Mir ist immer noch nicht klar, wie Alan of the Marsh ihn ganz alleine verstecken konnte.« Corbett stützte sein Kinn auf und starrte in die Flammen. »Das ist immer noch ein Rätsel. Das andere Rätsel ist, woher Father Augustine seine Informationen hatte. Monck hatte sie aus dem Archiv des Königs, ich habe sie aus den Bekenntnissen Eures Großvaters. Aber woher konnte Father Augustine das alles wissen?«
    Corbett lehnte sich im Stuhl zurück. Er hörte geistesabwesend, wie Ranulf und Maltote sagten, sie würden auf ihr Zimmer gehen.
    »Sir Simon«, fragte Corbett, »wie lange gibt es das Dorf Hunstanton schon?«
    »Seit Menschengedenken.«
    »Und seit Menschengedenken gibt es Mord«, sagte Corbett »Und ich habe fast den Verdacht, daß wir noch einen weiteren Mord aufzuklären haben!«

Kapitel 14

    K urz nach Tagesanbruch versammelten sie sich müde und übernächtigt in der kalten Halle. Gurney vermutete, daß Alice immer noch schlief. Sie frühstückten und lauschten

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