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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Ebenbild ihres Zwillingsbruders ab. Zu Pferd hielt sie sich mit müheloser Grazie, und wieder einmal mehr wünschte John sich, mit ihr zur Falkenjagd reiten zu können.
    Später. Ganz gewiss.
    Der böige Aprilwind trieb seine Wolkenschafe über das Rheintal, als sie zur Fähre ritten und auf die Überfahrt warteten. Sie sprachen wenig miteinander, sie kannten ihr Ziel und ihre Aufgabe. Als sie am anderen Ufer wieder aufsaßen, brauchten sie kaum eine Stunde, um im zügigen Trab den Besitz derer vamme Thurme zu erreichen. Das Tor war geschlossen, aber Johns mächtige Schläge an das Holz brachten einen grimmigen Torwächter dazu, die Mannpforte zu öffnen. John fragte nicht viel, sondern stieß den Mann nach hinten. Frieder und Marian saßen ab und folgten ihm, Cedric und Alyss nahmen die Zügel der drei Pferde und warteten vor dem Tor.
    Im Hof arbeiteten einige Leute, und Marian schnappte sich einen Jungen, der eine Milchkanne trug.
    »Wir suchen Constantin vamme Thurme.«
    »D… der Herr ist i… im Haus.«
    »Führ uns zu ihm!«
    Der Junge blieb erstarrt stehen und sah sie mit großen Augen an. John nahm ihm die Kanne aus der Hand und schubste ihn zum Herrenhaus.
    »Das macht der Majordomus, Herr, ich darf das nicht.«
    »Klappe.«
    Doch der Bengel war zäh, er fing an zu kreischen: »Überfall! Mord! Räuber!«
    »Idiot«, sagte John und stieß ihn in den Staub. Immerhin waren einige andere auf sie aufmerksam geworden, und ein gewichtiger Herr in rotem Wams trat auf sie zu.
    »Was wollt ihr hier?«
    »Den Constantin vamme Thurme sprechen. Es geht, wie der Bursche es schon richtig herausplärrte, um Überfall und Mord. Richtet Herrn Constantin aus, John of Lynne wünscht ihn zu sprechen. Er kennt mich.«
    »Das möchte ich bezweifeln.«
    »So möchte er wohl dem Herrn Marian vom Spiegel seine Aufmerksamkeit widmen?«, sagte Marian mit einem gewinnenden Lächeln. »Sicher hat Ritter Arbo von Bachem meinen Namen erwähnt. Er ist meiner Base Leocadie anverlobt.«
    John mäßigte seine Ungeduld. Er hatte den falschen Ton getroffen. Da der Ritter Arbo ein Anverwandter des Gutsherrn war, konnte der Majordomus kaum leugnen, dass er ihn kannte.
    »Ich werde Euer Eintreffen melden. Worum geht es, Herr Marian vom Spiegel?«
    »Um Überfall und Mord.«
    Der Mann kehrte ins Haus zurück, und John grummelte: »Besser gemacht als ich. Verzeih, es tobt die Wut in mir.«
    »In mir auch. Lassen wir sie aber nicht an diesem Constantin aus.«
    »Einverstanden.«
    Der junge Herr trat auf den Hof, und seine Miene verfinsterte sich.
    »Was wollt Ihr schon wieder?«
    »Eine kleine Auskunft nur, Constantin vamme Thurme. Vor wenigen Tagen haben mein Freund John und mein Schwager Robert Euch nach dem Verbleib von Merten gefragt – ach, wie geht es der Jagdhündin und ihren Welpen?«
    Constantin erblasste.
    John lächelte ihn an.
    »Ach ja, Ihr liebt Eure wertvolle Zucht, wie ich mich gut erinnere. Wo ist Merten?«
    »Weiß ich nicht, verdammt!«
    »Der arme Mann brauchte ärztliche Hilfe, als wir ihn das letzte Mal trafen. Habt Ihr ihm das Messer aus dem Arm gezogen?«
    Constantin schluckte schwer.
    »Was wollt Ihr von mir?«
    John witterte die Angst des Mannes und trat bedrohlich näher:
    »Wo. Ist. Merten?«
    »Weiß. Ich. Nicht.«
    »Wollt Ihr genauso von ihm gemeuchelt werden wie sein Freund Isenburg, Constantin?«, schnurrte Marian. »Wir waren Zeugen, wie er ihn hinterrücks niedergestochen hat.«
    »Ihr lügt. Er musste um sein Leben fürchten.«
    »Also haltet Ihr ihn wirklich hier versteckt. Wo, Constantin, beherbergt Ihr den Mörder meines Neffen?«
    »Er hat niemanden …«
    »Doch, er hat. Mindestens sieben Menschen. Und Hunde mag er auch nicht.«
    Die angstgeweiteten Augen des jungen Mannes sagten John genug.
    »Zur Jagdhütte, Marian, Frieder.«
    Und damit stürmte er zum Tor.
    Marian und Frieder folgten ihm, Constantin brüllte nach seinem Pferd.
    John schwang sich auf sein Ross.
    »Mir nach!«
    Im Galopp stoben sie über den Feldweg zu der Jagdhütte.
    Die Hunde schlugen an, als sie sich näherten, und die Tür öffnete sich.
    Merten.
    Er erkannte offensichtlich die Gefahr, die ihm drohte, er schlug die Tür wieder zu, und kaum hatten sie die Umfriedung erreicht, preschte er auch schon auf einem großen, braunen Ross davon.
    »Jagt ihn zum Rhein!«, rief Alyss, und ihr Pferd stieg auf der Hinterhand, als sie es in die Richtung zwang.
    Zum Rhein, dachte John. Zum Rhein, natürlich. Er folgte ihr und bewunderte die

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