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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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herausfand, dass Arndt seinen Bruder Robert ermorden ließ. Damals muss er auf die Idee gekommen sein, Arndt mit seinem Wissen zu erpressen. Als dein Vater Arndt der Stadt verwies und man von der Auflösung der Ehe sprach, änderte Merten sein Verhalten. Du hast ja gemerkt, dass er sich bei dir einschmeichelte.«
    »Ja, aber ich hatte es nicht richtig gedeutet. Ich dachte, er wollte wirklich sein Geld mit dem Handel verdienen.«
    »Er hat dir schöne Augen gemacht.«
    »Ja, aber ich habe es nicht ernst genommen.«
    »Und er hat Vorsorge getroffen, herauszufinden, ob Arndt doch wieder zurückkommen würde. Er wusste von der Buhle in Riehl. Deren Magd hat der Trude bei Arndts Eintreffen das Holzkreuz überbracht. Die wusste zwar nicht, was das bedeutete, hat es aber Merten getreulich ausgehändigt.«
    »Und er hat den Caspar angeheuert, Mats trunken zu machen, hat Arndt erstochen, den armen Mats neben die Leiche gelegt, die du dann gefunden hast. Arme Catrin.«
    »Das ist vorbei. Schlimmer ist, dass Merten dann den Caspar vor Marians und Johns Augen umgebracht hat. Und damit geglaubt hat, dass du nun als reiche Witwe seine Werbung annehmen würdest.«
    »Aber ich bin doch gar keine reiche Witwe.«
    Catrin lächelte leise.
    »Er glaubte es. Er wusste von dem Hurenhaus, und als er vor Weihnachten bei der ›Eselin‹ war, hat er erfahren, dass der Erbe es verkauft hatte. Er war sicher, dass du damit eine große Summe erzielt hattest.«
    Alyss schüttelte nur verständnislos den Kopf.
    »Warum ist er so hinter dem Erbe her, Catrin?«
    »Robert meint, es ist weniger das Erbe als das Geld als solches. Er ist ein Gimpel, ein eitler Geck, der sich mit anderen Gimpeln misst. Nicht mit Händlern, nicht mit Gelehrten, nicht mit Gutsbesitzern, sondern mit Tagedieben, die sich aus reicher Schatulle bedienen können. Die er bei dir vermutet. Ein schönes Weib dazu, das redlich arbeitet, hätte er dann auch noch gewonnen.«
    »Aber John …«
    »Ihr habt es gut geheim gehalten, Alyss. Und Merten scheint sich für einen begehrenswerten Mann zu halten.« Und dann wischte Catrin sich eine vorwitzige Haarlocke aus dem Gesicht und steckte sie unter ihrer Haube fest. »Merten hat auch Trudes ganzes Geld verprasst, er hat ihren Sparpfennig unter ihrer Matratze gefunden. Sie ist jetzt auf Almosen angewiesen.«
    »Wir müssen ihn finden.«
    »Wir werden ihn finden.«
    Alyss begann, ihre inzwischen getrockneten Haare zu flechten, und Catrin übernahm den zweiten Zopf.
    »Lore, Alyss, würde dich gerne sehen. Sie war uns eine große Hilfe.«
    »Dann schick sie doch zu mir. Ich bin sicher, sie ist unten und schnattert mit ihren Gänsen.«
    »Sie hat nicht viel geschnattert, Alyss.«
    »Dann müssen wir sehen, dass sie etwas findet, an dem sie sich den Schnabel wetzen kann.«
    Catrin lächelte und band das Zopfende mit einem Lederbändchen fest.
    Lore kam angepoltert.
    »Frau Herrin«, schnaufte sie. »Frau Herrin, ich war so blöd.«
    »Nein, Jungfer Lore, du warst sehr mutig.«
    »Nennt mich doch nicht alle immer Jungfer oder Maid. Ich bin doch nur ene Gassenbalch.«
    »Möchtest du immer ein Gassenbalg bleiben, oder möchtest du eine Jungfer sein?«
    Lore trat von einem Fuß auf den anderen. Ihre roten Haare ringelten sich kurz gerupft um ihren Kopf, sie steckte in einem sauberen Kittel und roch – sauber. Ihr Arm war fest bandagiert und lag in einem bunten Tuch, das Alyss irgendwie bekannt vorkam.
    »Jungfern müssen höflich sein.«
    »Ja, und feine Sitten haben. Setz dich, Lore. Und erzähl mir, was du gerne sein möchtest.«
    Lore nahm auf dem äußersten Rand des Schemels Platz und starrte verlegen auf ihre – sauberen – Füße.
    »Vielleicht Köchin, nicht bloß Küchenmagd«, murmelte sie.
    »Vielleicht sogar Hauswirtschafterin?«
    »So was wie Hilda?«
    »Ja, so etwas.«
    »Ich muss nicht heiraten oder so?«
    »Nein, das musst du nicht. Es sei denn, du willst es.«
    Heftigstes Kopfschütteln.
    Das Mädchen hatte zu viele schreckliche Erfahrungen mit Männern gemacht, dachte Alyss. Und das so jung noch.
    »Gut, dann wirst du zukünftig Hilda mehr zur Hand gehen, und für die Gänse werden wir eine andere Magd finden.«
    »Aber das Messveech, darum kümmer ich mich weiter.«
    »Wenn du möchtest.«
    Die Eselin war ihr offensichtlich ans Herz gewachsen.
    Und dann brach aus Lore die ganze Geschichte der Luitgard heraus, und wieder wollte Alyss die dunkle Wolke der Trauer überkommen. Doch als sie das Mädchen betrachtete, das aus

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