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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Wahl aus all den Gütern zu treffen, die darin niedergelegt wurden. Anschließend wurden sie neu verpackt und zum Weitertransport nach Süden auf die Oberländer verladen. Der Reichtum der Stadt begründete sich nicht unerheblich aus diesem Stapelrecht.
    Eine reiche Stadt, eine lebhafte Stadt, eine fromme Stadt. Wenn man der Anzahl der Kirchtürme glauben durfte.
    »Das dort, Cedric, wird einst der neue Dom zu Köln sein, eine gewaltige Kathedrale, deren Doppeltürme bis in den Himmel ragen werden.«
    »Sieht aus wie ein altes Gerippe.«
    »Sie gewinnt bei näherer Betrachtung. Und solltest du in der nächsten Zeit zu Unbotmäßigkeiten neigen, bin ich sicher, dass der Kranmeister dich dort oben einige Stunden strampeln lassen wird«, meinte John und wies auf den riesigen Tretkran, der auf dem Turmstumpf stand. An seinem Ausleger baumelte ein Steinquader und bewegte sich allmählich in die Höhe.
    Cedric schauderte.
    Das Schiff kam knirschend am Kai zum Halt, Befehle wurden gebrüllt, Taue flogen durch die Luft, eine Planke wurde zum Ufer geschoben. Auf ihr kam ihnen Edward entgegen, ein grauhaariger Mann mit scharfen Augen.
    »Master John, Fuhrwerke und Männer stehen bereit, um die Ladung zu übernehmen. Aber Master Robert hat sich eingefunden und bittet Euch, umgehend zu ihm zu kommen.«
    »Dann überwach du das Entladen. Cedric wird dir zur Hand gehen.«
    John sprang über die Planke an Land und fand seinen Geschäftspartner Robert neben dem Kran stehen. Auch er erkannte ihn und eilte mit wehender Heuke auf ihn zu.
    »John, dem Herrn sei Dank, dass du so frühzeitig eintriffst.«
    »Nun, wir hatten guten Wind und … Robert, ist etwas passiert?«
    »Ja, John. Es ist, nun ja …«
    »Lord Ivo?«
    »Nein, er ist wohlauf. Gott, John, es gibt keine Art, es dir schonend zu sagen …«
    »Mistress Alyss?«
    Die klammen Finger der Angst umkrallten sein Herz.
    »Ja, Alyss. Man hat sie entführt, John. Vor zwei Tagen. Marian ist ebenfalls eingetroffen und sucht nach ihr.«
    »Wer? Wo? Wie?«
    »Nicht hier. Lass uns zum Haus gehen, John.«
    »Ich habe einen Jungen dabei. Cedric.«
    »Nimm ihn mit. Catrin wird sich um ihn kümmern. Wir haben Lucien und Denise mitgebracht. Ach, es ist alles recht verworren.«
    »Cedric!«, rief John, und der Junge kam zu ihm.
    »Master Robert ist mein Geschäftspartner. Ich erwarte ausgesuchte Höflichkeit.«
    »Ja, Master John. Master Robert!«
    Cedric zeigte eine elegante Verbeugung, und Robert begrüßte ihn in dessen eigener Sprache, was den Jungen beeindruckte, wie es John erschien.
    »Folge uns, y oungling . Vom Hafendienst bist du für heute befreit.«
    Auf dem Weg zur Witschgasse sprach Robert nur von den Geschäften, während in John die Unruhe brodelte. Aber es war richtig so: Was immer Alyss geschehen war, brauchte die Öffentlichkeit nicht zu erfahren.
    Als er durch die Toreinfahrt in den Hof trat, überkam ihn trotz der schrecklichen Nachricht ein Anflug von Freude. Jennet iahte lauthals, zischend watschelten die heidnischen Völker auf ihn zu, Benefiz umsprang ihn kläffend, und der Kater beäugte ihn verschlagen von Jerkins Verschlag aus. Hilda aber hatte rote Augen, und Lauryn schmiegte sich an ihn, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Ein schüchternes junges Mädchen wurde ihm als Denise vorgestellt, sie legte Lauryn den Arm um die Hüfte und zog sie von ihm weg.
    »John, wie gut, dass Ihr da seid«, sagte Catrin ruhig und reichte ihm die Hand.
    »Mistress Catrin, ich grüße Euch. Ist es gestattet, hier Quartier zu nehmen? Ich habe einen jungen Freund mitgebracht und bürde Euch weitere Last auf.«
    »Ihr bürdet uns nichts auf, John. Ich grüße dich, mein Junge.«
    Cedric murmelte etwas, das wie ein verunglückter deutscher Gruß klang, und verbeugte sich. Lore schoss um die Ecke und prallte gegen ihn. Sie beachtete ihn nicht, sondern klammerte sich an Johns Hand.
    »Herr Master, Herr Master, die Frau Herrin is wech, und ich bin so bang.«
    »Maid Lore, lass mich erst einmal zu Luft kommen. Dann sehen wir, was wir tun können.«
    »Wenn die in den Aduchten is …«
    Auch John hatte die unheimlichen unterirdischen Gänge kennengelernt und sandte Catrin einen fragenden Blick.
    »Gewiss nicht. Kommt in die Küche, Master John, dann berichten wir. Lore, scheuch die Gänse in den Stall.«
    Lore schniefte und sah um Hilfe heischend zu John auf.
    »Gehorche, Maid Lore, dann komm zu uns in die Küche.«
    Wieder wurde Rat gehalten, und schließlich stellte John seine

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