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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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da ihr Denken wieder in geordneten Bahnen lief, schlich sich auch die Furcht hinein.
    Sie war entführt und entkleidet worden. Über den Rhein geschafft und in diese Burg gesperrt worden. Was aber war mit Peer geschehen? Wer hatte sie niedergeschlagen? Sie versuchte sich an die Stimmen der Männer zu erinnern. Einer von ihnen hatte sich einigermaßen gewählt ausgedrückt, einer hatte lediglich gegrunzt. Der auf dem Kahn hatte breitestes Kölsch gesprochen. Zwei Handlanger und einer, der die Sache geplant hatte.
    Wusste der Müller davon, dem sie den Wein liefern sollte? Oder hatte Merten sie mit Absicht zu der Mühle gelockt? Oder steckte dieser wütende Pfandleiher dahinter? Eine Burg auf der Deutzer Rheinseite? Ein entsetzlicher Verdacht beschlich sie. Ritter Arbo von Bachem hatte dort einst den Friesen Yskalt sterbend auf einer Burg gefunden. John hatte den Burgherrn vamme Thurme aufgesucht und war nicht eben freundlich empfangen worden. Sollte diese alte Geschichte ihre widerlichen Tentakel bis zu ihr ausgestreckt haben?
    John wollte um die Osterzeit zurückkommen.
    Oder hatte man ihn daran gehindert? Schon einmal hatten Seeräuber sein Schiff gekapert und ihn entführt.
    Und ihr Bruder? Marian war zu einer langen Reise aufgebrochen. Auch er war schon einmal überfallen worden und dabei fast zu Tode gekommen.
    Sorgen legten sich wie dunkle schwarze Wolken auf ihr Gemüt, und die Nacht wollte kein Ende nehmen.

11. Kapitel
    J ohn betrachtete das Kleid, das Catrin über den Tisch ausgebreitet hatte. Ihm war übel. Und ihm wurde noch übler, als sie den Gürtel und die Kette mit dem Siegelring danebenlegte.
    »Alyss trug dieses Gewand am Samstag, als sie mit Peer aufbrach«, sagte Robert.
    »Die Gürtelschließe habe ich ihr im vergangenen Jahr mitgebracht«, ergänzte John heiser und griff nach der Kette. »Sie trug meinen Ring.«
    Hilda und Frieder standen neben dem Tisch und betrachteten die Fundsachen ebenfalls.
    »Wir haben ihn nicht gefragt, woher er sie hat«, erklärte der junge Mann. »Weil doch der Herr Marian gesagt hat, wir sollen dem Pfandleiher keine Angst machen.«
    Hilda ergänzte: »Ich tat so, als habe ich mich einfach in das schöne Gewand verguckt und darum gehandelt. Und Frieder wollte den Ring. Der Ambrosio ist ein Halsabschneider, aber schließlich hatten wir ihn so weit runter, dass er uns den Gürtel als Draufgabe zubilligte.«
    »Ich erstatte Euch den Preis. Und dann, Robert, besuchen wir den pawnbroker .«
    »Ich möchte Euch begleiten!«
    »Also gut, Frieder«, meinte Robert, wenngleich John den Kopf schüttelte.
    Aber der junge Mann verhielt sich besonnen, auch wenn seine grimmige Miene Kampfbereitschaft ausdrückte.
    Die Pfandleihe des Ambrosio di Como glich einer dumpfen Höhle und muffelte nach ungelüfteten Kleidern und verrottendem Leder. Inmitten eines Sammelsuriums von Waren hockte Ambrosio auf einem hohen Schemel hinter einem Pult und machte Eintragungen auf einem Pergament. Sein Gesicht drückte Erstaunen aus, als die drei Männer eintraten.
    »Ah, der junge Herr Frieder!«, rief er aus, rutschte von seinem Sitzplatz und breitete seine Hände einladend aus. »Ihr habt Gefallen an meinem Angebot gefunden?«
    »Wir haben einige Fragen an Euch«, erklärte Robert mit verbindlicher Stimme. John hielt sich im Hintergrund. Seinen Part würde er spielen, wenn sich der Pfandleiher störrisch zeigen sollte.
    »Fragt alsdann. Ich habe nichts zu verbergen.« Eine Hand auf dem Herzen, verbeugte er sich.
    Das wäre neu an einem Pfandleiher, dachte John, hörte aber weiter zu.
    »Gestern hat Hilda, unsere Haushälterin, ein Gewand von Euch erworben. Könnt Ihr uns sagen, woher es stammt?«
    »Ein Nachlass, werter Herr. Ein Gatte, dessen Weib verstarb. Ich bin eine mitleidige Seele, Herr, und gab ihm ein angemessenes Geld dafür. Weit mehr, als ich dafür erhalten habe.« Die treuherzig gefalteten Hände blieben vor der Brust erhoben, doch ein giftiger Blick streifte Frieder, der sich jedoch ebenfalls mannhaft zurückhielt.
    »Stammen die Gürtelschließe und der Siegelring ebenfalls von jenem bedauernswerten Witwer?«, wollte Robert wissen.
    »Ach nein, nein. Ein fahrender Kaufmann, der Verluste hatte … Es kommen die seltsamsten Menschen zu mir, Herr, und alle haben sie Sorgen und Nöte. Ich helfe ihnen, so gut ich kann.« Südländisches Schulterzucken begleitete diese Lüge.
    »Das ist seltsam, nicht wahr, John?«
    Der trat aus dem dunklen Hintergrund hervor und musterte den um beinahe

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