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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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›Adler‹. Der liegt auf ihrem Rückweg, und sie mag das Essen dort. Und die Gesellschaft. Master John, sie kennt Merten, und zwar ziemlich gut. Er hat ihr ein paar Mal Wein spendiert, sagt sie, und er sei ein so höflicher Mann. Sie weiß auch, dass er Herrn Arndts Stiefsohn ist.«
    »Tatsächlich? Maid Lauryn, ihr habt einen sprudelnden Born gefunden, will mir scheinen.«
    »Oh ja, Master John, und es sprudelte noch mehr aus ihr. Merten tut ihr leid, denn er wurde von seinem Stiefvater und dessen gottlosem Weib um sein Erbe betrogen. Sie hat Frau Alyss die bösesten Dinge unterstellt – ich frage mich, ob Merten ihr das so eingeflüstert oder ob sie das bei der Adlerwirtin aufgeschnappt hat.«
    »Hat sie Mistress Alyss je kennengelernt?«
    »Nein, aber sie hält sie für ein hartes, ruchloses Weib, das nur an den eigenen Profit denkt und jetzt, da ihr Gatte tot ist, gewiss ein Lotterleben begonnen hat. Ganz bestimmt ist sie mit einem fahrenden Händler fortgezogen, der ihr Gold und Flitterkram versprochen hat.«
    »Welch eigenwillige Vorstellung.«
    »Ja, nicht wahr? Aber das ist wohl Tillis Wunsch, also das mit dem Flitterkram. Sie wurde sehr gesprächig, als ich ihr die Perlen anbot. Und Flitterkram hat sie wohl auch von Merten erhalten. Für eine Gegenleistung, Master John.«
    »Leiblicher Art?«
    »Nein, das nicht. Es war etwas schwierig, das so richtig aus ihr herauszukriegen, aber ich glaube, sie hat im vergangenen Jahr, als Herr Arndt heimlich zurückgekommen ist, Merten eine Nachricht überbracht. Dabei spielte ein kleines Holzkreuz eine Rolle, das sie bei Frau Trude abliefern sollte, wenn Mertens Vater wieder bei ihrer Herrin eintraf.«
    »Oh, das ist bemerkenswert, Maid Lauryn. Warum ein Holzkreuz?«
    »Weil das nichts über die Botschaft aussagt und die Trude nicht wissen sollte, dass Merten auf den Arndt gewartet hat, denke ich. Die hätte das bestimmt herumgetratscht.«
    »Und wann hat sie das Kreuz übergeben? Habt Ihr das auch herausgefunden, kluge Maid?«
    »Ja, hab ich. Sie hat dieses Kreuz am Freitag vor der Rübenernte abgeliefert. Ihr wisst doch, der Lukastag ist der Tag, an dem die Bauern die Rüben aus dem Feld holen. Deshalb erinnert sie sich daran, weil sie am Dienstag die ersten Rüben zum Markt gebracht hat.«
    »Arndt wurde in der Nacht zum Montag ermordet«, murmelte John. »Merten wusste also, dass sein Stiefvater wieder nach Köln zurückgekommen war, obwohl der zuvor der Stadt verwiesen wurde.«
    »Glaubt Ihr, Merten hat sich mit Herrn Arndt getroffen?«
    »Glaubt Ihr das nicht, Maid Lauryn?«
    »Warum hatte Merten das dann verschwiegen? Welche Geschäfte hatten Stiefvater und Sohn am Tag von Arndts Tod zu regeln? Wann und wo haben sie sich getroffen?«
    »Ihr stellt kluge Fragen, Maid Lauryn. Und ich werde mich bemühen, Antworten zu finden.«
    Dass er dazu dem Hurenhaus der Wynfrida einen Besuch abzustatten hatte, erwähnte er nicht vor den keuschen Ohren seiner Begleiterin. Aber die Besitzerin der »Eselin« hatte schon einmal kurz vor Arndts gewaltsamem Abschied aus der Welt der Lebenden eine bedeutsame Rolle gespielt.
    »Denkt Ihr, dass Merten auch etwas mit Frau Alyss’ Verschwinden zu tun hat?«
    »Ich kann es mir vorstellen, wobei mir kein Grund einfallen will. Habt Ihr eine Vorstellung, warum er Mistress Alyss entführen und gefangen halten sollte?«
    »Nein, nein, überhaupt nicht. Sie ist immer nett und großzügig zu ihm gewesen, und er ist immer willkommen im Haus.«
    Sie hatten den Dom bereits hinter sich gelassen, und das Haus derer vom Spiegel lag wenige Schritte vor ihnen.
    »Wir wollen sehen, ob man uns empfängt. Ich muss mit Marian sprechen. Wollt Ihr mich begleiten oder zur Witschgasse weitergehen?«
    »Wenn es Euch nicht stört, Master John, komme ich mit. Ich möchte Frau Almut meine Aufwartung machen.«
    John wollte eben an der Tür klopfen, als diese aufschwang und fünf Männer heraustraten. Verblüfft blieb John stehen und sah ihnen nach. Sie waren schäbig gekleidet, der Jüngste vielleicht zwanzig, der Älteste ein gekrümmter Greis – aber allen war eines gemein: Sie hatten mindestens ein Blumenkohlohr.
    »Gleich fünf?«, staunte Lauryn.
    »Fünf, die es nicht waren, möglicherweise finden wir drinnen den sechsten. Und dem Gnade Gott.«
    Der Haushofmeister erkannte sie, und sie wurden ohne Umstände eingelassen.
    »Herr Marian ist mit dem Herrn im Kontor, Master John.«
    »Dann will ich sie aufsuchen. Maid Lauryn würde gerne Lady Almut

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