Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)
Schläfen.
»Das war alles, was wir herausfinden konnten. Und ob das der Kerl war, der bei Ambrosio die Kleider verkauft hat, wissen wir nicht.«
»Und heute werdet ihr nicht die Schenken am Fischmarkt aufsuchen, sondern Mistress Catrin und Hilda zur Hand gehen.«
Von einer Bestrafung sah John ab, sowohl Cedric als auch Lucien litten genug unter den Folgen der Sauferei, und Frieder hatte sich recht gut gehalten. Er verließ die Küche, um sich dem Falken zu widmen und dabei seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Jerkin hüpfte John bereitwillig auf den Handschuh, im Weingarten angekommen, schwang er sich zum grauen Himmel auf. Der Boden war nass, die Reben tropften vom nächtlichen Regen, doch die Luft roch süß und nach Frühling.
Sie hatten einige Fährten – Constantin vamme Thurme, der Freund von Merten, den John als überheblichen Flegel in Erinnerung hatte, die Buhle in Riehl und den Mann mit dem Blumenkohlohr. Wer sollte welche Spur aufnehmen?
Ihn drängte es, nach Dellbrück zu reiten, um sich diesen Constantin vorzunehmen. Doch der Weg könnte sich als unergiebig erweisen, solange nicht bekannt war, ob dieser Constantin sich in der heimischen Burg befand. Das herauszufinden würde er Edward überlassen, beschloss John. Sein Handelsgehilfe war geschickt darin, Informationen zu sammeln, und die Herren vamme Thurme kannten ihn nicht.
Den Hafen nach dem Blumenkohlohr abzusuchen würde heute, an einem Sonntag, wenig bringen, diese Angelegenheit wollte er morgen weiterverfolgen. Aber eine wohlhabende Witwe besuchen, das war eine passende Beschäftigung für den Tag des Herrn.
Jerkin hörte Johns Ruf und kam artig auf seine Hand zurück. Er schüttelte sein Gefieder aus und beäugte ihn mit seinen schwarzen Vogelaugen.
»Ich wünschte, du könntest von dort oben sehen, wo man meine Mistress gefangen hält, Jerkin«, sagte John und strich ihm über die Flügel.
Jerkin ließ es geschehen.
Er konnte Falken für die Jagd abrichten, mit Futter und Federspiel, mit Häubchen und Riemen, aber die Fähigkeit, die Alyss hatte, fehlte ihm. Sie konnte sich mit den Tieren auf eine weit innigere Art verständigen.
Aus dem Futterbeutel nahm John einen Fleischfetzen, und Jerkin verschlang ihn. Malefiz strich um seine Stiefel und blickte hoch.
»Mirrr!«, sagte er, und John erkannte, dass auch er selbst die Sprache einiger Tiere beherrschte. Für ein zweites Stückchen Fleisch wurde er mit einem kräftigen »Mau!« belohnt.
»Ihr verwöhnt den Kater«, sagte Lauryn neben ihm und bückte sich, um den schmatzenden Malefiz zu kraulen.
»Jeder in diesem Haus verwöhnt die Tiere, Maid Lauryn. Ihr steckt dem Spitz unter dem Tisch Wurstzipfel zu, und der Jennet habt Ihr die Hälfte Eures Apfels abgegeben.«
»Na ja, die Eselin ist so lange hungrig gewesen, Master John. Und Benefiz mag so gerne Wurst. Und Frau Alyss hat gesagt, der heilige Franziskus hat gesagt, die Tiere sind unsere Freunde. Und das sind sie doch auch, oder?« Ein verschmitztes Lächeln folgte. »Heute Morgen kam Malefiz aus Eurem Zimmer.«
»Ertappt, Maid Lauryn.« John brachte den Falken zu seinem Verschlag, und eine Idee flog ihn an. »Ihr seid eine einfühlsame junge Frau, Maid Lauryn. Wäret Ihr bereit, mich nach Riehl zu begleiten, um eine Magd auszufragen?«
Das Mädchen erglühte förmlich.
»Ja, das könnte ich wohl. Ich würde so gerne helfen, Frau Alyss zu finden. Was soll ich tun?«
»Überlegen wir mal – die Witwe, die wir aufsuchen, war die Buhle von Arndt van Doorne.«
»Ich weiß.«
»Ja, Ihr seid recht lebensgewandt. Das Weib hat eine Magd, so hat Herr Marian herausgefunden, die den Kohl und die Rüben auf dem Markt in der Stadt verkauft und häufig im ›Adler‹ anzutreffen ist. Sie hört und verbreitet Gerüchte. Ich würde gerne herausfinden, ob die Buhle etwas mit Mistress Alyss’ Verschwinden zu tun hat.«
»Arndt van Doorne bereitet Frau Alyss noch immer Schwierigkeiten, auch wenn er unter der Erde liegt«, grummelte Lauryn. »Es ist noch nicht zu Ende, da habt Ihr recht, Master John. Er hat eine böse Saat gelegt.«
»Die nun wohl aufgegangen ist. Wir wollen gemeinsam nach Riehl gehen, doch dort trennen sich unsere Wege. Ich suche die Witwe auf, Ihr versucht, die Magd ausfindig zu machen. Vielleicht nehmt Ihr ein paar bunter Bänder oder dergleichen mit. Es heißt, dass sie eitel ist.«
»Wann brechen wir auf?«
»Nach dem Mittagsmahl.«
Es war ein wenig aufgeklart, und die Wanderung am Ufer des träge
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