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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Falkner, mehr noch seine Turteleien mit der jungen Rodwyn, hatten sein Lernen beschwingt. Als er Cedric am dritten Tag verloren im Rebgarten hatte sitzen sehen, hatte er ihn in seiner heimischen Zunge angesprochen, und diese kleine Geste der Freundlichkeit trug Früchte. Cedric hatte zuvor auch schon mit Vögeln gejagt und war erfreut, als Frieder ihm den Gerfalken vorstellte. Dafür hatte Cedric ihm seinen Bogen gezeigt und ihm beigebracht, wie man Pfeile damit verschoss. Beide hatten sie Gefallen daran gefunden, und Frieder hatte aus seinen ersparten Münzen einen eigenen Bogen erstanden und gelernt, wie man Pfeile herstellte. Einige Hühner hatten dafür Federn lassen müssen, aber sein Ehrgeiz war geweckt, und wann immer er Zeit fand, übte er sich darin, auf die Holzscheibe zu schießen, die sie an der hinteren Mauer des Weingartens aufgehängt hatten. Vor zwei Tagen war es ihm sogar gelungen, ein unvorsichtiges Kaninchen zu treffen, das sie dann an Jerkin verfüttert hatten. Lucien hatte sich einmal dazugesellt, aber nur ein paar abfällige Bemerkungen zu Frieders Treffsicherheit gemacht. Cedric hatte ihm seinen Bogen gereicht und ihn aufgefordert, seine Kunstfertigkeit zu beweisen, aber der Junge hatte nur die Nase gerümpft und war weggegangen. Was für ein ewiger Nörgelpott der war. Anfangs hatte Frieder noch Mitleid mit ihm gehabt – er wusste, wie einsam man sich in der Fremde vorkam, wo man die Leute nicht recht verstand und irgendwie Heimweh hatte. Aber man konnte sich doch bemühen. Denise war zwar ein schrecklich verhuscheltes Ding, aber Frau Catrin und Lauryn, ja sogar Lore, hatten ihr schon ganz gut ihre Sprache beigebracht. Lucien wollte nicht lernen.
    Die Fähre legte vom Ufer ab, und nun bewegte sich auch Frieders Pferd unruhig. Er packte es am Zaum und redete beruhigend auf es ein. Sehr langsam glitt der breite Nachen über das leicht gewellte Wasser, und ein kühler Wind zerrte an seinen Haaren.
    »Hey, Frieder, da kommt ja ein ganzes Dorf geschwommen«, sagte Cedric plötzlich und wies rheinaufwärts.
    »Flößer, sie bringen das Holz zu den Häfen. Das dauert Tage, darum wohnen sie auf dem Floß«, erklärte er seinem Freund. Master John gesellte sich zu ihnen, betrachtete das riesige Gefährt ebenfalls und erklärte ihnen dann den Weg, den sie zu nehmen hatten. Der Pergamenthändler hatte sich als streckenkundig erwiesen. Etwas irritiert bemerkte Frieder zwei Männer, die ihnen mit offenen Mündern zuhörten, bis ihm auffiel, dass sie drei sich der englischen Zunge befleißigten. Master John bemerkte es gleichzeitig und lachte leise auf. »Es kommt dir flüssig von den Lippen, Frieder.«
    »Vielleicht fahre ich später wieder nach England, Master John. Mir hat es dort gefallen.«
    »Wir werden sehen. Jetzt wollen wir aber unsere anstehenden Aufgaben lösen. Haltet die Pferde fest, wir haben das Ufer erreicht.«
    Durch Mülheim trabten sie noch, dann begannen die Felder, und sie ließen die Pferde laufen. Cedric war ein prachtvoller Reiter, stellte Frieder fest. Er selbst hatte schon als kleiner Junge als Sohn des Gutsverwalters derer vom Spiegel reiten gelernt, und auch Master John schien einen leichten Sitz zu haben. Die Weiden flogen an ihnen vorbei, Katen und kleine Gehölze, grasendes Vieh und Frauen mit hochgeschürzten Kitteln, die in den Feldern arbeiteten, beachteten sie nicht. Master John verlangsamte schließlich den Lauf seines Pferdes, hielt in der Nähe einer der zahlreichen Mühlen an, deren Rad eifrig klapperte, und wies nach vorne. Ein hohes Gebäude ragte über einem Wassergraben auf, das mit Schieferleyen bedeckte Dach schimmerte bläulich in der Sonne, ein Turm warf seinen Schatten über den angrenzenden Weingarten.
    »Cedric, deine Aufgabe beginnt hier. Klopf ans Tor und spiele den Hilfe suchenden Fremdling. Versuch, so viel über die Bewohner herauszufinden, wie es dir möglich ist. Zur Vesper solltest du wieder aufbrechen. Lass dir den Weg zu einem Gasthaus am Mauspfad weisen. Wir treffen uns dann wieder hier an dieser Mühle.«
    »Und wenn ich Mistress Alyss finde?«
    »Dann gib ihr ein Zeichen, mehr nicht.«
    »Und versuch, mit jemandem aus dem Gesinde zu sprechen, Cedric. Die Mägde schwatzen gerne«, riet Frieder ihm noch.
    »Auch alte Männer tun das«, sagte Master John. »Und Pferdeknechte allemal. Viel Glück, youngman !«
    Cedric trabte auf das Gut zu, und sie beide lenkten ihre Rösser auf den Weg nach Holweide, um die Sybilla aufzusuchen.
    Der Garten vor dem

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