Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)
gezogen.«
»Ja, sie war ein leichtfertiges Ding«, sann Lady Almut.
»Und Peer, Peer hat er auch erschlagen«, sagte Hilda leise.
»Oder zumindest veranlasst, dass er erschlagen wurde, richtig.«
»Erhebt Ihr Anklage?«, wollte der Notarius wissen.
»Erst einmal müssen wir ihn finden und gefangen nehmen. Dann sehen wir weiter.«
Der Magister nickte.
»Wie sollen wir ihn finden?«, fragte Frieder. »Er hat offensichtlich die Stadt verlassen.«
»Er wird sich dort aufhalten, wohin man auch Mistress Alyss verschleppt hat. Und damit kommen wir zu Isenburg.«
»Ich verstehe nicht, was dieser Mann von meiner Tochter will, Master John.«
»Ich auch nicht. Aber der Kerl schuldet Merten einen Gefallen, wie Magister Jakob herausgefunden hat. Und er hat ein großes Gut, fast eine Burg, auf der man jemanden lange gefangen halten kann.«
»Wir werden die von Isenburg aufsuchen, Frau Mutter. Nur müssen wir überlegen, wie wir es machen, damit Alyss nicht in Gefahr gerät, wenn man sie dort festhält.«
»Aber warum?«, fragte Lauryn. »Warum hält man sie da fest? Sie hat doch keinem etwas getan?«
»Offensichtlich bildet sich aber jemand ein, sie hätte Schuld an etwas.«
»Könnte Merten glauben, dass sie von seinen Freveltaten weiß?«
Das war ein erschreckender Gedanke, den Frieder da äußerte. John wurde kalt.
»Dann hätte er sie umgebracht«, sagte Marian. »Aber meine Schwester lebt noch.«
»Hör auf zu zappeln, Lore«, flüsterte Hilda der Maid zu, und John sah sie aufmerksam an.
»Maid Lore, sag, was du zu sagen hast.«
»Is nur ene Enfall, Herr Master. Weil, also, der Merten, der hat doch der Frau Herrin den Hof gemacht. Und der hat nicht gemerkt, Herr Master, dass sie Euch leev hat. Aber der Merten, der tut vielen Frauen schön.«
»Ja, Lore, da hast du recht«, sagte Gislindis. »Und wenn er nicht bekommt, was er will, dann nimmt er es sich.«
»Evvens. Und die Frau Herrin kriegt er nicht. Die hält ihn für einen netten Jungen und sonst nichts. Aber er denkt, sie ist reich. Denkt er. Glaub ich. Wegen dem Hof und dem Hurenhaus und dem Geschäff und dem Schmuck und alles.«
»Hurenhaus?«
»Ja, doch, wohledle Frau Herrin. Das, wo sie vom Herrn Gatten geerbt hat.«
»Marian, was weiß ich nicht darüber?«
»Was wir aller Welt verschwiegen haben, Frau Mutter. Der Arndt hat, nachdem der Allmächtige ihn der Stadt verwiesen hat, das Haus der Wynfrida gekauft. ›Zur Eselin‹ hieß es, und Robert hat es, als wir davon erfahren haben, gegen die Jennet eingetauscht.«
»Arndt hat – heilige Maria, wenn das der Herr vom Spiegel erfährt!«
»Er sollte es nicht erfahren, und wenn er nun davon hört, Frau Mutter, gebt ihm zu bedenken, dass Arndts Kadaver seit über einem halben Jahr verwest ist.«
Die Vorstellung, dass Lord Ivo eigenhändig eine Grabschändung vornehmen würde, brachte Johns skurrilen Sinn für das Lächerliche für einen kurzen Augenblick an die Oberfläche. Er unterdrückte das Bild tapfer und sagte: »Verfolgen wir den Gedankengang von Maid Lore weiter. Er scheint mir hilfreich zu sein. Merten glaubt Mistress Alyss also im Besitz von Reichtümern.«
»Ja, und er scharwenzelt um sie herum. Und sie will ihn nicht. Und sie gibt ihm auch nichts mehr. Und sie ist eine Witwe.«
»Von dem Hurenhaus wusste er«, sagte Robert. »Und von Wynfrida hat er gehört, dass sie es verkauft hat. Von dem Tausch der Eselinnen jedoch kann er nichts wissen. Also muss er annehmen, dass Alyss es veräußert und vermutlich einen ordentlichen Preis dafür erzielt hat.«
»Er kennt auch den Brautschatz«, sagte Lauryn. »Davon hat er gehört, als die Brautkrone gestohlen wurde.«
»Von der Brautschatzfreiung wusste er jedoch auch.«
»Die bei einer neuerlichen Eheschließung nichtig wird«, kam es tonlos von dem Notarius.
Alle schwiegen, denn damit war der mögliche Grund genannt, der hinter der Entführung stehen konnte.
»Wenn er sie nur mit einem Finger anrührt …«, zischte John leise.
»… wird es ihm sehr wehtun, John. Alyss weiß sich zu wehren.«
Gislindis legte ein Blatt Pergament auf den Tisch.
»Mats wollte auch helfen«, sagte sie. »Ihr habt schon einmal einen Mann gefunden, weil er sein Gesicht gezeichnet hat. Hier ist ein Abbild von Merten. Mag sein, dass sich jemand an ihn erinnert.«
»Klug, Gislindis, wirklich klug. Sag Mats meinen Dank.« Marian betrachtete die Zeichnung. »Er ist gut getroffen.« Er schob das Blatt John hin.
»Ja, damit können wir ihm
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