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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Inzwischen war auch der Rest des Hauswesens wach geworden, und Lauryn und Lore kauerten neben dem schwarzen Hahn.
    »Er ist tot, Herr Master. Er war ene fiese Möpp, aber die Hühner mochten ihn.«
    »Ich musste ihn töten, sonst hätte er Jerkin getötet.«
    Frieder und Cedric hatten es geschafft, dem Falken die Fessel abzunehmen und ihn in den Verschlag zu tragen. Cedric hatte blutige Arme, und Frieder leckte sich das Blut von den Fingern.
    »Kaltes Wasser hilft, kühlt die Wunden, wascht das Blut ab. Denise, was treibt Euren Bruder um?«, fragte John das Mädchen, das still mit verschränkten Armen in der Tür stand.
    »Er langweilt sich, Master John.«
    »Hat er sich zu Hause nicht gelangweilt?«
    »Er hatte seine Pferde. Und Freunde.«
    Einmal mehr wünschte John sich, dass Mistress Alyss wieder das Hauswesen am Zügel führte. Es war richtig: Durch die verzweifelte Suche nach ihr und Merten hatten sie sich viel zu wenig um die jungen Leute gekümmert. Auch mit Cedric hatte er in den vergangenen Tagen nur wenige Worte gewechselt.
    »Er könnte auch hier Freundschaften schließen.«
    Denise ließ den Kopf hängen.
    »Es ist nicht Eure Schuld, Maid Denise. Geht und helft Mistress Catrin. Ich werde später mit ihm reden.«
    Die Maid war ein schüchternes Kind, ganz anders als die zupackende Lauryn und die naseweise Lore. Die beiden youngmen hatten sich am Brunnen gewaschen, und John ging zum Falkenverschlag, um den missgelaunten Falken auf mögliche Verletzungen zu untersuchen. Ein paar Federn hatte er gelassen, und etwas Blut befleckte sein Brustgefieder. Aber er nahm gierig das Fleisch an, das er ihm reichte.
    »Wird ein zäher Braten, der alte Herold«, sagte Frieder neben ihm. »Er hatte eine wüste Stimme, aber ich werde ihn vermissen.«
    »Die Hühner auch«, sagte John und sah zu dem schwarzen Federbalg hin. Lauryn scheuchte die Gänse aus dem Hof, Lore brachte einen Korb mit Körnern für die Hühner, und Benefiz schnüffelte vorsichtig an seinem Widersacher. Dann winselte er leise.
    »Wir brauchen einen neuen Hahn«, meinte Frieder.
    »Unbedingt. Ich fand diesen auf dem Heumarkt.«
    »Die Bejinge haben einen roten«, mischte sich Lore ein. »Ene Düvvelskääl. Die Frau Cornelia wollte ihn in die Suppe stecken.«
    »Würden sie ihn abgeben?«
    »Könnt sein.«
    »Cedric, begleite Maid Lore zum Eigelstein und bittet die Ladys, uns das Tier zu verkaufen.«
    »K… kann das nicht Frieder …?«
    »Häste Schiss?«
    John musste sich auf die Lippe beißen. Lore hielt nicht sonderlich viel von den männlichen Tugenden seines Schützlings.
    »Nehmt einen Weidenkorb mit. Nach dem Frühmahl. Ich gebe dir eine anständige Summe mit, Cedric. Ihr werdet nicht handeln, sondern zahlen, was gewünscht wird.«
    »Oooch …!«
    »Doch, Maid Lore. Und dann kommt auf dem schnellsten Weg zurück, wir müssen Rat halten.«
    Damit suchte er seine Kammer auf, um sich für den Tag anzukleiden.
    Zur neunten Stunde stolzierte ein kleiner, aber äußerst kämpferischer roter Hahn über den Hof, der sich recht schnell den Namen Beelzebub verdiente. Man überließ ihn seinen hähnischen Aufgaben, und im Saal versammelte sich das Hauswesen. Marian, Magister Jakob, Edward, Frau Almut und Gislindis waren ebenfalls dazugekommen.
    »Wir haben den Verdacht, dass Edgar von Isenburg an Mistress Alyss’ Entführung beteiligt war. Wir haben ebenfalls den Verdacht, dass auch Merten de Lipa etwas damit zu tun hat. Merten hat, das wissen wir inzwischen auch, eine Anzahl todeswürdiger Verbrechen begangen.«
    Ein leises Zischen ging durch den Raum.
    » Primero «, zählte Marian auf, »hat er meinen Neffen Terricus ertränkt. Secundo hat er Yskalt dem Tod überlassen. Tertio – er hat seinen Stiefvater erstochen. Quatro hat er, um diese Tat zu vertuschen, den Bettelstudenten Caspar umgebracht, und quinto , und das dürfen wir nun auch annehmen, hat er Luitgard in den Rhein gestoßen.«
    »Warum Luitgard, Marian?«
    »Weil, Frau Mutter, Merten die Amme hier im Haus kennengelernt hat. Vermutlich hat er mit ihr getändelt, hat sie auf ihren Gängen mit Terricus begleitet und wohl auch zur Buhlerei verführt. Als Hanna ihr berichtet hat, was sie damals beobachtet hat, muss Luitgard den Entschluss gefasst haben, nicht Alyss, sondern Merten aufzusuchen, um von ihm das Geld für die Fibel zu erpressen. Ein tödlicher Fehler, wie wir nun wissen. Denn wäre die Amme mit ihrem Wissen zu Alyss gegangen, hätten wir Merten bereits zur Rechenschaft

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