Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
Vom Netzwerk:
Blick in die Ecke, in der Will gesessen hat, aber er ist verschwunden. Ich stopfe das Tagebuch unter mein Kleid und deute auf den freien Platz auf dem Sofa. »Möchtest du dich setzen?«
    Er lässt sich so schnell neben mir auf das Sofa fallen, dass ich überrascht bin, warum er überhaupt auf die Einladung gewartet hat. Elliott ist nicht der Typ, der wartet. Die Haut unter seinen Augen sieht mitgenommen aus. Er hat nicht geschlafen.
    »Ist der Sturm vorbei?«, frage ich.
    Er nickt. »April beobachtet den Sumpf. Sie schießt am besten von uns, und sie war ruhelos. Ich denke, sie möchte von den Kindern weg sein.« Er wirft mir einen Blick von der Seite zu. »Wir werden heute aufbrechen.«
    »Um zur Stadt zurückzukehren?«
    »Araby …« Er streckt die Arme aus, als würde er mich umarmen wollen, aber ich hebe die Hände, um ihn zurückzuhalten. Daher verschränkt er seine Finger mit meinen, und die Art, wie unsere Hände zusammenpassen, fühlt sich überaus persönlich an, genau auf die Weise, die ich vermeiden wollte.
    »Wir müssen reden«, sage ich.
    »Müssen wir das?« Er lächelt süffisant, aber ich ignoriere es. Ich habe das Recht, meine Meinung zu sagen.
    Er muss begreifen, dass alles verloren ist, wenn wir zum Palast gehen. Das Echo meines Vaters hält mich zurück, noch bevor ich angefangen habe.
    Thom streckt seinen Kopf um die Ecke. »Habt ihr den Gefangenen woanders hingebracht? Die Tür steht offen. Und er ist weg.«
    Elliott springt sofort auf. »Geh und sag Kent und April Bescheid. Wir müssen uns bewaffnen«, sagt er. »Er ist gefährlich.« Thoms Blick zuckt zurück in den Flur. Er verbirgt etwas, aber Elliott sieht sein Gesicht nicht. Er sieht stattdessen Will an, der nach dem Jungen ins Zimmer gekommen ist. Thom geht eilig weg.
    Will bleibt stehen und mustert Elliott, aber bevor er etwas sagen kann, macht Elliott einen Satz auf ihn zu. »Das warst du«, wirft er ihm vor. »Du hast ihn gehen lassen.«
    Will kämpft, um ihn von sich fernzuhalten.
    »Du wolltest ihn töten.« Wills Stimme ist ruhig, aber nicht weniger vorwurfsvoll.
    »Ja, das wollte ich. Wie lange? Wie lange ist er schon weg?«
    Will windet sich aus Elliotts Griff und verschränkt die Arme, als er antwortet.
    »Er ist während des Sturms gegangen. Sein einziges Verbrechen hat darin bestanden, die Seuche zu haben und zu versuchen, aus der Stadt wegzukommen.«
    Ich glaube, es ist Wills Lässigkeit, die Elliott den Rest gibt. Er stürzt sich auf Will, drängt ihn gegen die Wand. Elliotts Faust trifft einmal, und dann schlägt Will zurück. Er trifft Elliott direkt über dem Auge, und Elliotts Kopf schnellt zurück.
    Elliott wischt sich ein dünnes Rinnsal Blut von der Augenbraue und sagt: »Er hat dich manipuliert. Seine Verbrechen waren sehr viel schlimmer als das. Ich habe ihn erkannt – er hat für meinen Onkel gearbeitet, bevor er an der Seuche erkrankt ist. Und dann hat er angefangen, die Drecksarbeit für Malcontent zu machen. Die Unterstadt zu verwüsten. Kinder zu töten und an die Krokodile zu verfüttern.«
    Will wird blass. »Er ist Der Jäger ?«
    »Ah, dann kennst du die Geschichten also?«
    Will nickt.
    »Er wird den richtigen Augenblick abpassen, um uns zu töten«, sagt Elliott. »Den Augenblick, in dem es eine Herausforderung sein wird. Wenn ich du wäre, würde ich in der Nähe meiner Geschwister bleiben, bis wir von hier weg sind.«
    Will reagiert darauf, als wäre es eine Drohung, und schiebt Elliott zurück. »Wieso hast du uns nicht gesagt, wer er ist?«, ruft er.
    Elliott lacht spöttisch; er ist mehr als kampfbereit.
    Ich werfe mich zwischen die beiden, sehe Elliott an. Meine Arme sind in beide Richtungen ausgestreckt, als wären wir Kinder, die irgendein Spiel spielen. Aber die Wut in diesem Zimmer hat nichts Kindliches.
    »Sie wollen uns alle töten, weißt du«, sagt Elliott. »Er hat mir von Malcontents Plan erzählt. Sie haben die Anweisung, anzugreifen und so viele Menschen zu berühren wie möglich. Sie werden alle anstecken, die in der Stadt sind.«
    Will ist erschüttert. »Er hat mir von seiner Familie erzählt. Dass er wegen der Seuche nicht bei ihnen leben kann. Dass er sich Sorgen gemacht hat …«
    »Du bist ein Idiot.« Elliott macht einen Schritt nach vorn, sodass meine Hand hart gegen seinen Brustkorb drückt. Er spricht über meine Schulter hinweg mit Will. »Wir werden erst in Sicherheit sein, wenn Kent uns von hier wegschaffen kann, und trotzdem hast du einen Mörder in den Sumpf

Weitere Kostenlose Bücher