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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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wirft Will einen raschen, empörten Blick zu, dann ignoriert sie ihn und lehnt sich an mich. »Gott sei Dank brechen wir auf. Ich hasse den Sumpf.«
    Er geht um das Schiff herum, lässt uns allein.
    April und ich hatten noch keine Zeit, uns zu unterhalten. Ein Teil von mir sehnt sich danach, über den Schmerz zu sprechen, der mit Will zu tun hat. Vielleicht kann sie mir helfen, es zu verstehen. Vielleicht kann sie entwirren, was zwischen mir und Elliott passiert, wie sich unsere Pseudoromanze in etwas sehr Reales zu verwandeln scheint. Und vielleicht kann sie mir auch sagen, was es mit dem heimlichen, angedeuteten Lächeln auf sich hat, das sie nie ganz unterdrücken kann, wenn Kent in der Nähe ist.
    Sie führt mich aufs Deck des Luftschiffs und direkt zu Kent. Ich bin überrascht, dass er nicht auf dem Schiff herumläuft und alles noch einmal überprüft.
    »Wie geht es Will?«, fragt er.
    »Seine Lippe blutet«, sage ich, obwohl ich weiß, dass er danach nicht gefragt hat. Kent sieht mich an, und ich erkenne, dass er versteht. Wir schlagen uns beide auf Elliotts Seite. Zum Wohl der Stadt. Und für April.
    »Dein Vater war mein Held«, sagt Kent. » Ist mein Held. Seit ich ein Junge war.«
    Er möchte, dass ich ihm sage, dass die Gerüchte Lügen sind. Ich möchte, dass er das Gleiche zu mir sagt. Stattdessen sagt keiner von uns etwas. Wir starren auf die verwüstete Landschaft hinaus. Der Sumpf hat alles umschlossen. Die letzten Überreste einer Rosenlaube verfaulen, noch während ich hinsehe.
    »Wunderschön, nicht?«, sagt Kent schließlich.
    Ich sehe ihn scharf an und merke, dass er es ernst meint. Was sieht er sonst noch durch seine Korrekturlinsen? April nimmt seine Hand.
    »Elliott hilft mir seit Jahren bei meinen Erfindungen, seit wir uns als Jungen kennengelernt haben. Und Will ist mein bester Freund«, sagt Kent schließlich.
    Die Art, wie er sich zwischen seinen beiden Freunden hin- und hergerissen fühlt, ist erhabener als das, was mir passiert ist. Ich habe immerhin beide geküsst.
    »April ist meine beste Freundin. Mein Hauptanliegen besteht darin, sie zu meinem Vater zu bringen. Ich will keinen Flirt. Keine Romanze. All das kann warten.«
    April tut so, als würde sie uns nicht hören, aber ich sehe den Anfang eines winzigen Lächelns. Sie genießt es, der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu sein, selbst wenn sie es nur deshalb ist, weil sie stirbt. Kalte Angst liegt mir bleiern im Magen. Es scheint für sie noch nicht sehr real zu sein, dass sie stirbt; die Wunden sind kaum mehr als ein Ärgernis. In ein paar Wochen wird es sehr viel schlimmer sein. Vielleicht sogar schon früher. Wir haben nicht die Zeit, bei Prosperos Palast Halt zu machen.
    »Glaubst du den Gerüchten?«, frage ich. »Dass Vater irgendein Heilmittel hatte? Dass er es in der Nacht weggeworfen hat, als Finn gestorben ist?«
    »Zum Teil. Aber ich weiß, er würde so etwas Kostbares nie wegwerfen. Er hätte es behalten. Er würde es immer noch haben.«
    Unsere Blicke begegnen sich, und ich spüre das Flattern einer Hoffnung. Dass Vater nichts darüber geschrieben hat, heißt nicht, dass er es nie erschaffen hat.
    Kent schaut mich nachdenklich an; er hält immer noch Aprils Hand fest. »Meiner Erfahrung nach besteht die einzige Möglichkeit, in dieser Welt zu überleben, darin, etwas zu finden, für das es sich zu leben lohnt. Für mich waren es meine Erfindungen. Für meinen Vater war es die Perfektionierung dieser Brillengläser, die es mir ermöglichen zu sehen. Für Elliott ist es Macht. Will hat dieses Etwas noch nicht gefunden, aber ich glaube, er ist nah dran.«
    »Und was denkst du – was ist es?« Meine Stimme klingt schroffer, als sie sollte, angesichts dessen, dass ich in der letzten Nacht so nah dran war, ihm zu vergeben.
    »Menschen zu helfen. Den Schwachen zu helfen.«
    Ich war schwach. Aber ich bin es nicht mehr.
    Ein Platschen vom Sumpf erinnert uns daran, dass wir alle in Gefahr sind. Kent wendet sich an April. »Das Schiff ist so gut wie bereit zum Abheben. Ich brauche nur noch ein paar Augenblicke …«
    Ich lasse sie allein und mache mich auf die Suche nach Elliott.
    Er steht am Bug des Schiffes, dicht am Steuerrad, und beobachtet den Sumpf. Er hat ein Gewehr in der Hand. Dies ist meine letzte Gelegenheit, ihn davon zu überzeugen, dass es eine Chance für April gibt – und dass sie wichtiger ist als die Art und Weise, wie sich seine Rückkehr gestaltet.
    Elliott weiß, was ich sagen werde.
    »Was ist, wenn

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