Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
Vom Netzwerk:
hier.« Ich werfe meinen Mantel nach unten, und er fängt ihn mit einer Hand auf. »Deck sein Gesicht ab, und dann komm wieder hier hoch!«
    Er fängt den Mantel auf, gibt aber nicht zu erkennen, ob er meine Bitte oder die Dringlichkeit in meiner Stimme mitbekommen hat. »Zeig dich!«, ruft er. Ich bin nah genug bei ihm, um sehen zu können, dass seine Augen seine ruhige Haltung Lügen strafen. Er beäugt jedes mögliche Versteck im Sumpf. Sein Finger streicht zärtlich über den Abzug des Gewehrs.
    April, die inzwischen die Treppe zur Hälfte hinuntergestiegen ist, wirkt ebenfalls souverän und bereit. Will packt meinen Arm fester, und Kent späht durch sein Fernglas.
    »Wer immer da draußen ist, ist nicht dumm. Er wird sich nicht sehen lassen. Araby hat recht. Geht aufs Dach – na los!« Kent schiebt das Mädchen die Treppe hoch.
    Elliott rührt sich nicht. Es ist, als würde er sich selbst als Zielscheibe anbieten.
    April beugt sich zur Seite, legt den größten Teil ihres Gewichts auf das Geländer.
    Niemand sonst scheint zu sehen, wie schwach sie ist. Mein Herz pocht in meinen Ohren. Ich versuche, etwas zu rufen, aber meine Stimme verklingt im Nichts.
    Eine halbe Sekunde, bevor April zusammenbricht, landet ihre Muskete scheppernd auf der Treppe.
    Elliott dreht sich um, und ein weiterer Schuss fetzt über den Sumpf.

Fünf
    E ndlich finde ich meine Stimme wieder und schreie. Ich stürze los, aber Will hindert mich daran, die Treppe hinunterzurasen, hält mich von April und Elliott fern. Ich weiß noch nicht einmal genau, wen ich zuerst zu erreichen versuche.
    April liegt ohnmächtig auf der Treppe, und wenn da nicht das Blut auf Elliotts Wange gewesen wäre, hätte sein überraschter Gesichtsausdruck ziemlich spaßig sein können.
    »Alle zurück zum Luftschiff«, ruft Kent. »Der Schuss hat ihn knapp gestreift.«
    Elliott hebt seinen Ärmel zum Gesicht, und seine Augen funkeln.
    Will hebt April auf und trägt sie die Stufen hoch. Wie sollen wir es schaffen, sie aufs Dach zu bringen?
    Das Mädchen hebt eine Hand, will uns vielleicht bitten, ihren Freund nicht den Krokodilen zu überlassen, aber niemand beachtet sie. Kent klettert aufs Dach, und Will reicht ihm April. Er hat Elise und Henry im Schlepptau.
    »Komm mit«, sage ich zu dem Mädchen. Der Blick, den sie mir zuwirft, ist alles andere als dankbar, aber sie gehorcht.
    Während wir auf das Dach klettern, wirft Kent Elliott eine Axt hinunter. Er hackt auf die Stufen ein, befördert das verrottete Holz mit ein paar Fußtritten ins Wasser.
    Unten schwärmen die Krokodile, schnappen nacheinander. Die Leiche des Jungen ist bereits verschwunden. Ich ziehe das Mädchen vom Rand weg, damit sie es nicht sehen kann, dann drehe ich mich wieder zu Elliott um, für den Fall, dass er Hilfe braucht.
    Er verpasst einem letzten Haufen verfaulter Holzstufen einen Tritt, der sie nach unten zu den in Raserei verfallenen Krokodilen befördert.
    »Ich fordere alle – oder alles – heraus: Versucht doch, hier hochzuklettern.« Er gibt Kent die Axt zurück, als ein weiterer Schuss ertönt.
    Kent schreit, und die Axt fällt zu Boden.
    »Meine Hand«, keucht er.
    Ich will zu ihm hin, aber Will ist bereits bei ihm.
    »Es ist dein Handgelenk«, sagt Will. »Es könnte viel schlimmer sein.«
    Kents Gesicht ist weiß, und er hält sich den Arm. Es ist das erste Mal, dass ich ihn aufgebracht erlebe. »Ich muss in der Lage sein, das Schiff zu steuern.«
    Inzwischen hat Elliott sich hochgezogen. Er untersucht Kents Handgelenk. »Will hat recht. Wir werden die Wunde säubern und verbinden, und du wirst uns hier rausbringen. Es wird alles gut werden.«
    Hinter den beiden Schornsteinen, an denen das Luftschiff befestigt ist, geht die Sonne unter. Als das Mädchen das sieht, bleibt es stehen; die Kinnlade fällt ihm herunter.
    »Ihr seid nicht von hier«, sagt sie. »Ihr seid keine Sumpfbewohner.« Sie klingt erleichtert.
    »Natürlich nicht«, schnappt April, die wieder ganz wach ist. Sie sitzt dicht hinter der Türschwelle der Kabine und winkt das Mädchen zu sich herein. »Sehen wir aus wie Leute, die in einem Sumpf leben?« Ihr Kleid ist schmutzig und zerrissen, aber Aprils Haltung würde niemanden auf die Idee kommen lassen, dass sie von irgendwo anders herkommen könnte als aus der Stadt. Der Oberstadt.
    Draußen bereiten die Jungen das Schiff zum Abheben vor. Kent hält sich das Handgelenk und bellt Anweisungen, die Will und Elliott eilig befolgen.
    »Wir wollten zum Palast«,

Weitere Kostenlose Bücher