Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
Vom Netzwerk:
überhaupt wünschen, zum Palast zurückzukehren?«, fragt Elliott.
    Während sie beschäftigt sind, gehe ich ein paar Schritte näher an die kleine Tür heran. Als ich mit Vater und Finn im Keller gelebt habe, hat es in dem Zimmer, das mein Vater zu seinem Labor gemacht hatte, auch so eine Tür gegeben. Er hat sie immer mit schweren Kisten und einem Kleiderschrank zugestellt.
    »Ich hätte nie geglaubt, dass ich es einmal tun würde, aber wenn hier alles noch schlechter wird, werde ich dort vielleicht um Asyl ersuchen.«
    »Asyl?« Elliott ist aufrichtig überrascht.
    »Die Einladung ist für zwei. Ich könnte den Jungen retten. Besser, er lebt unter bösen Menschen, als dass er am Roten Tod stirbt.«
    Ich strecke die Hand nach der Tür aus und drehe den grünstichigen Messingknauf. Weder Elliott noch der Uhrmacher bemerken meine Bewegung, nur der kleine Lehrling schaut einen Moment auf.
    »Du musst nicht gehen«, sagt Elliott. »Ich arbeite daran, die Stadt sicher zu machen.«
    »Das werden wir sehen.«
    Elliott setzt dazu an, etwas zu sagen, und lässt es dann doch. Er schüttelt den Kopf. »Ich habe eine andere Frage. Es ist wichtig.«
    Ich schiebe mich noch ein bisschen näher an die kleine Tür, aber die Dringlichkeit in seiner Stimme lässt mich innehalten.
    »Erzähl mir etwas über die Vorrichtung, die den Sumpf zurückhalten soll.«
    Der Blick des Uhrmachers schießt hoch. »Darüber reden die Leute schon seit Jahren. Die allgemein akzeptierte Überzeugung ist, dass so etwas nie existiert hat.«
    »Aber du glaubst das nicht.«
    Der Uhrmacher lächelt. »Nein, ich glaube das nicht. Ich weiß, dass sie existiert, denn ich habe Teile dafür hergestellt.«
    Elliott macht einen Schritt auf ihn zu. Der Uhrmacher weicht zurück, duckt sich beinahe. Aber Elliott entschuldigt sich nicht, nicht jetzt. »Wo?«, fragt er. »Wo ist sie?«
    »Das ist das eigentliche Rätsel. Ich habe sie nie als fertiges Ganzes gesehen. Die Wissenschaftler, die sie gebaut haben, sind entweder gestorben oder in den Kerkern deines Onkels verschwunden. Alles, was ich dir sagen kann, ist, dass es zwei Schlüssel gibt. Sie sehen aus wie Uhrenschlüssel, nur größer. Um die Maschine in Gang zu setzen, müssen beide Schlüssel gleichzeitig umgedreht werden.«
    »Und wo sind diese Schlüssel?«
    »Sie befinden sich in Prosperos Thronsaal«, höre ich mich sagen. Sowohl Elliott als auch der Uhrmacher wirbeln herum und sehen mich an. Ich erinnere mich daran, dass ich sie bei dem schrecklichen Besuch gesehen habe, den Elliott und ich nur ein paar Wochen zuvor dem Schloss abgestattet haben. Sie lagen auf einem Tisch unter einem grünen Glasfenster. Zwei goldene Schlüssel inmitten der Folterwerkzeuge, die den Tisch bedeckten.
    »Was bedeutet, dass Prospero die Vorrichtung gefunden und zerstört haben muss. Er genießt es zu zerstören.« Der Uhrmacher starrt auf seine Hände. »Die Minuten ticken davon, und ich muss noch eine Uhr anfertigen.«
    Beinahe hätte ich meine Hand nach Elliott ausgestreckt, der furchtbar mitgenommen wirkt, aber ich bin nicht nah genug. Stattdessen versuche ich, die Spannung zwischen den beiden zu lösen. »Wohin führt die hier?«, frage ich und deute auf die kleine Tür, und als wäre die Bewegung meiner Hand magisch, öffnet sie sich quietschend einen Spalt. Ich schiebe sie weiter auf und spähe in die Dunkelheit dahinter. Eine grobe Steintreppe führt nach unten.
    »Dieser Gang führt zu unterirdischen Tunneln.« Elliott hat das Zimmer durchquert und ist nun hinter mir. »Viele der älteren Gebäude haben einen Zugang dazu.«
    »Die Tunnel, die Malcontent übernommen hat?«
    »Sie sind alle miteinander verbunden.« Elliott dreht sich zum Uhrmacher um. »Kommt man über den hier irgendwo in der Nähe raus?«
    »Ja, wenn ihr runtergeht und nach links abbiegt. Ihr werdet bei der Bibliothek rauskommen.«
    »Perfekt«, sagt Elliott.
    Ich gehe zwei Schritte nach unten, taste mit den Fingern über das zerbröckelnde Gemäuer. Kleine Stückchen aus rotem Ziegelstein regnen auf den schmutzigen Boden. Dann drehe ich mich um und warte auf Elliott. Der Uhrmacher reicht ihm eine Kerze in einem metallenen Halter.
    »Ich bin mir sicher, dass du etwas dabeihast, um sie anzuzünden.«
    Als Antwort zündet Elliott ein Streichholz an der Mauer an. Dann verbeugt er sich förmlich. »Wie immer tut es mir leid.«
    Ich warte nicht darauf, ob der Uhrmacher irgendetwas darauf antwortet.
    Am Fuß der Treppe wird der Tunnel breiter, wenn auch

Weitere Kostenlose Bücher