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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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hatten. Elliott hatte die Soldaten zurückgerufen, aber einer war seinem Onkel gegenüber loyal gewesen und hatte trotzdem auf Vater geschossen.
    »Dr. Worth versteckt sich. Ich möchte, dass du ein paar Spione organisierst, die das Universitätsgelände absuchen. Ihr Einsatz wird bezahlt, und sie bekommen sogar eine Belohnung, wenn sie den Mann finden.« Elliott nimmt eines der Uhrwerke vom Tisch und spielt damit.
    Der Uhrmacher neigt den Kopf. »Ich werde eine vollumfängliche Suche in Gang setzen. Wenn er auf dem Campus ist, werden wir ihn finden.« Der Junge schaut zu uns auf und zieht die Aufmerksamkeit seines Herrn und Meisters auf sich. »Die anderen werden suchen. Du musst arbeiten«, sagt der Uhrmacher und wendet sich wieder an Elliott. »Er ist mein einziger ausgebildeter Lehrling, und wir haben einen großen Auftrag. Von deinem Onkel.«
    Elliott fällt das Uhrwerk aus der Hand, und es prallt mit einem lauten, dumpfen Geräusch auf die hölzerne Tischplatte.
    »Der Prinz möchte eine große Uhr. Die größte, die ich jemals gebaut habe. Und er will sie schon bald haben.« Der Uhrmacher deutete auf den hölzernen Korpus dessen, was eine riesige Großvater-Uhr aus Ebenholz werden wird. Er ist handgearbeitet und wunderschön, und das dunkle Holz und die strenge Linienführung sind beeindruckend.
    »Warum?«
    »Prinz Prospero lässt sich nicht dazu herab, einem Uhrmacher zu sagen, warum er eine Uhr möchte«, antwortet der Mann.
    »Ist sie für seine Party?«, fragt Elliott. »Zeigt sie nur die Stunden an, oder tut sie noch etwas darüber hinaus?« Er geht zu der Uhr und legt seine Hände auf die hölzerne Verkleidung. »Sind da irgendwelche Waffen drin? Verströmt sie ein giftiges Gas?«
    »Wenn er irgendwelche Folterinstrumente darin anbringen will, muss er das selbst tun. Ich entwickle nur das Uhrwerk.«
    »Mein Onkel liebt Kuriositäten«, murmelt Elliott. »Aber eine riesige Uhr?« Er betrachtet den Kasten ein letztes Mal. »Ich dachte, du hättest geschworen, nie mehr etwas für ihn zu machen.«
    »Der Junge macht es.«
    Ich räuspere mich. Diese kryptische Unterhaltung hilft nicht dabei, meinen Vater zu finden.
    Der Uhrmacher dreht sich zu mir um. Sein Blick ist durchdringend. Er mustert mich eine Weile, bevor er Elliott fragt: »Liebt sie dich?« Trotz der Kühnheit dieser Frage sieht er Elliott nicht wieder an. Mein Gesicht brennt angesichts der persönlichen Frage, und in mir steigt Wut darüber auf, dass auf diese Weise über mich gesprochen wird. Dennoch möchte ich Elliotts Antwort hören.
    »Noch nicht«, sagt Elliott. »Aber sie wird es tun. Araby ist daran gewöhnt, Menschen zu lieben, die schreckliche Dinge getan haben.«
    Ich runzle die Stirn. »Darauf würde ich mich nicht verlassen«, sage ich ruhig; ich mache mir ebenfalls nicht die Mühe, Elliott anzusehen. Wenn ihm nichts Besseres einfällt, als mich zu ignorieren oder an meiner Stelle zu sprechen, hat er es nicht besser verdient.
    Der Uhrmacher lächelt, als würden meine Worte ihn erheitern. »Sollen wir sie prüfen?«, fragt er. Ohne auf eine Antwort zu warten, hebt er seine übel zugerichteten Hände. »Das hat Elliott getan«, sagt er.
    Der Schock dieser Enthüllung fühlt sich an wie damals, als Finn mir auf die Brust gesprungen ist und mir die Luft aus der Lunge gedrückt hat.
    »Er war nicht viel älter als mein Lehrling«, sagt der Uhrmacher. »Seine Hände waren allerdings nicht so ruhig. Dieser Junge ist gut ausgebildet.«
    »Das war ich auch.« Aus Elliotts Gesicht ist jegliche Farbe gewichen, und seine Stimme klingt heiser.
    Über das Gesicht des Uhrmachers wandern ganz unterschiedliche Gefühle. Hass auf Elliott, Reue, Sorge.
    »Meine Frau und meine Kinder sind sehr früh an der Seuche gestorben«, sagt er. »Der Prinz hatte nie Gelegenheit, sie zu verletzen. Sei vorsichtig, meine Liebe.«
    »Ich habe genug davon, vorsichtig zu sein«, sage ich. Sein Schmerz tut mir leid, und Elliotts Schuldgefühl tut mir leid. Aber nichts davon wird mir helfen, April zu retten. Ich gehe wieder auf den Flur zu und bemerke eine kleine, beinahe verborgene Tür.
    »Wie bezahlt dich Prospero?«, fragt Elliott den Uhrmacher.
    »Mit Uhrwerkteilen und Altmetall aus seinem Lager. Und mit dem hier.« Er geht zu einem Wandschrank und drückt die Tür mit einem Handgelenk auf. Sein Daumen ist gerade noch beweglich genug, dass er unbeholfen einen dicken Umschlag herausnehmen kann. Es ist eine Einladung zum Ball des Prinzen.
    »Wieso solltest du dir

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