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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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dein Vater an meinem Tisch gespeist hat. Ich glaube nicht, dass er sich je davon erholt hat. Und er hat nie die Wahrheit erfahren, nicht wahr? Darüber, wie dein Bruder gelitten hat, als er gestorben ist?«
    Vater weiß es nicht. Aber ich weiß es. Ich versuche, meinen ganzen Abscheu in meinen Blick zu legen, aber er wird nie ganz begreifen, wie sehr ich ihn hasse, bis meine Klinge seine Kehle durchtrennt.
    Ich lausche auf Kampfgeräusche oder Schreie. Auf Geräusche, die auf einen Hinterhalt hindeuten. Sicher wird Elliott seine Männer ausgeschickt haben, um zu versuchen, die Dampfkutsche des Prinzen und all die anderen aufzuhalten.
    Aber nichts passiert. Niemand greift an. Wir sind allein, er und ich.
    Mit der linken Hand schiebe ich die Fensterabdeckung ein wenig zur Seite, wobei ich damit rechne, dass er mich tadelt, aber er schweigt. Wir haben die Lichter der Stadt hinter uns gelassen.
    »Dann ist dies also das Ende für Sie und die Stadt«, sage ich.
    »Ja.« Er sieht mir zu, wie ich aus dem Fenster starre. »Es ist eine Schande, dass dein Vater meine Pläne ruiniert hat, als er diese Seuche erschaffen hat, die alle tötet, Reiche und Arme ohne Unterschied. Aber zumindest habe ich tausend dieser edlen Bürger gerettet. Sie werden die Erfahrungen eines ganzen Lebens machen und vor den sterbenden Massen geschützt sein.«
    Ich habe diesem Mann nichts zu sagen, und so fahren wir schweigend weiter.
    Irgendwann bemerkt er, dass er den goldenen Schlüsselring verloren hat. Ich sehe, wie er in seinen Taschen kramt, aber er sagt mir nicht, was er sucht.
    »Ich dachte, Sie haben sie Malcontent gegeben«, sage ich.
    »Nicht, nachdem er versucht hat, mir einen Hinterhalt zu legen. Nicht, nachdem er –« Er spricht nicht weiter, sondern wischt sich wieder über das Gesicht. Er kann nicht aussprechen, was der infizierte Mann ihm angetan hat.
    Er hat es verdient. Aber er wird nicht lange genug leben, um an der Seuche zu sterben.
    »Also gehören die Schlüssel zu … einer Vorrichtung, die die Stadt vor dem Sumpf retten kann?«, frage ich.
    Er zuckt mit den Schultern. »Meine Wissenschaftler haben behauptet, dass es funktionieren würde. Ich habe es nie versucht.«
    »Wo ist es?«
    Er lächelt breit.
    »Weiß Malcontent es?«
    »Mein Bruder ist zu sehr damit beschäftigt, seinen Seuchenkult bis zum Durchdrehen zu betreiben. Aber er würde es wissen, wenn er aufmerksam wäre. Ich bin überrascht, dass er und seine Akolythen noch nicht darübergestolpert sind.«
    Der Sumpf. Die Vorrichtung ist im Sumpf. Der Doktor, der aus dem Kerker entkommen ist, hat gesagt, dass die anderen Wissenschaftler dorthin gelaufen sind. Aber wohin?
    Wenn ich nur besser aufgepasst hätte, als wir über den Sumpf geflogen sind. Wo würde jemand, der den Sumpf zurückhalten will, eine entsprechende Vorrichtung bauen? Und dann … muss ich an das Herrenhaus denken. An den Schrecken, den die Familie erlitten haben muss, als der Sumpf sich ihrem Zuhause genähert hat. Und ich erinnere mich, dass alle Türen abgeschlossen waren. Das war der Grund. Dahinter war die Vorrichtung versteckt. Jetzt weiß ich, wo sie ist, und ich weiß, wo die Schlüssel sind. Und ich bin in einer Kutsche gefangen, die unterwegs zu Prosperos Festung ist.
    Als wir den Wald hinter uns lassen, geht die Sonne auf. Eine Gestalt steht auf der Klippe, sieht auf Prosperos Festung hinunter. Ich hoffe, es ist jemand, der gekommen ist, um zu kämpfen, aber weder Will noch Elliott hätten vor uns hier sein können. Oder?
    Prospero sieht mich spöttisch an.
    »Du bist nicht die erste Gefangene in dieser Kutsche, die mich töten will«, sagt er. »Keiner von den anderen hat bisher Erfolg gehabt.«
    »Wieso sollte ich Sie töten wollen?«, frage ich und versuche, Aprils sarkastischen Ton nachzuahmen. Er ignoriert meine Worte, hält aber den Blick weiter auf meinen Mund gerichtet, der jetzt, ohne Maske, offen zu sehen ist.
    »Du weißt, dass ich dafür sorgen kann, dass du entsetzliche Qualen leidest«, sagt er wie beiläufig.
    »Ich habe bereits entsetzliche Qualen erlitten«, sage ich.
    Er lächelt, als würde er andeuten, dass er mich eines Besseren belehren kann. Dass er es tun wird.
    Als wir uns dem Palast nähern, wird klar, dass dies der Ort ist, an den sich sämtliche Schmiede der Stadt begeben haben. Riesige Eisentore umgeben den Palast, größer als je zuvor. Sie bilden einen Ring um die anderen Zäune und letztlich um die Festung selbst.
    »Sie haben die Eisenstäbe tief in den

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