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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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Boden getrieben, für den Fall, dass es Tunnel gibt, von denen ich nichts weiß«, sagt Prospero. »Und ich habe die Verliese geflutet. Niemand wird meinen Ball ohne Einladung besuchen.«
    »Ich hoffe, Sie haben vorher die Gefangenen herausgeholt.« Ich wünschte, ich könnte die Worte zurücknehmen, kaum dass ich sie gesagt habe. Ich gebe ihm damit die Gelegenheit zu erkennen, wie furchteinflößend er ist.
    Die Zäune und Barrikaden sind viel zu hoch, als dass man sie erklimmen könnte. Wie soll ich es schaffen, April hier herauszuschaffen, wenn es keine Tunnel gibt?
    Der Prinz spielt mit seinen silbernen Manschettenknöpfen, auf die gleiche Weise, wie Elliott es zu tun pflegt. »Ich frage mich, welcher von denen, die um dich werben, auf meinem Ball auftauchen wird«, sagt er. »Elliott hasst es, ausgeschlossen zu sein. Und William habe ich persönlich eingeladen.«
    Mein Herz setzt einen Moment aus.
    »Wann … haben Sie Will gesehen?«
    »Als ich meine Nichte aus dem Debauchery Club abgeholt habe, natürlich. Ich habe fast damit gerechnet, dass er versuchen würde, mich davon abzuhalten. Er war auf einen Kampf vorbereitet, aber er war eindeutig unterlegen.«
    Will. Ich darf nicht daran denken, dass er unseretwegen kommen könnte. Ich will nicht, dass Prospero die Hoffnung in meinen Augen sieht.
    »Elliott wird nicht kommen«, sage ich, um mich abzulenken. Und um Prospero abzulenken. »Er muss die Stadt retten.«
    »Gegen seinen eigenen Vater? Glaubst du wirklich, er ist stark genug dafür?«
    »Ja.«
    »Ich habe versucht, ihm Unbarmherzigkeit beizubringen.« Er macht eine Pause, und als ich nicht antworte, spricht er weiter. »Sicherlich bist du ein besserer Preis als eine sterbende Stadt.«
    Ich falte meine Hände im Schoß, versuche, sie stillzuhalten. Wie schwierig wird es sein, einen Mann mit nur einer freien Hand zu erdrosseln?
    Wir kommen am ersten Tor vorbei, und ich sehe die offene Flamme einer Schmiede.
    »Sie versiegeln sie«, sagt er, obwohl ich gar nichts gefragt habe.
    Die Kutsche hält unweit eines Mannes an, der an einer Schlinge hängt. Sein Körper dreht sich zum inneren Zaun hin.
    »Was hat er getan?«, frage ich.
    Der Prinz steigt lächelnd aus. »Eine meiner Partys hat ihn überwältigt. Er ist wahnsinnig geworden. Er wollte fliehen.«
    Bedienstete und Höflinge kommen herbeigelaufen, und einer macht sich daran, mir die Handfessel abzunehmen. Ich kann nicht umhin, die saubere und schmuckvolle Kleidung zu bemerken. Die Frauen tragen bodenlange Seidenkleider. Die Männer tragen Brokatwesten.
    Ich suche in der Menge nach April, aber sicherlich ist sie bereits im Palast. Ihre Kutsche hat die Stadt lange vor uns verlassen.
    Ich reibe an den Striemen, die die Fessel an meinem Handgelenk verursacht hat, und folge dem Prinzen ins Innere. Und dort sehe ich sie. Sie steht im Schatten, und ein weißer Verband klebt an ihrer Stirn. So also verbirgt sie die Symptome der Seuche. Zumindest im Augenblick bei Kerzenlicht.
    Einige Höflinge stehen bei April und sehen sie argwöhnisch an.
    »Was ist passiert?«, frage ich sie und deute auf den Verband. Ich hoffe, sie hat eine Geschichte parat.
    »Ich bin angegriffen worden. Du weißt ja, wie es in der Stadt zugeht.«
    Die Umstehenden flüstern miteinander, sie wirken zufrieden darüber, dass sie dem Prinzen berichten können, dass seine Nichte von Grobianen angegriffen worden ist. Dass die Stadt so gewalttätig ist, wie sie es gehört haben.
    Wir gehen hinter dem Gefolge des Prinzen her. Als er seinen Platz einnimmt, wird es eine halbe Sekunde lang still im Raum. Gerade lange genug, um eine vertraute Melodie hören zu können. Irgendwo in dieser großen, hallenden Festung spielt meine Mutter Klavier.
    Und doch ist das Klavier in diesem Raum unbenutzt.
    Ich sehe mich irritiert um, aber April holt eine Dienerin, die mich vorbei an Reihen rostiger alter Kanonen durch die Burg bis zum Turm führt. Oben schiebe ich mich an der Dienerin vorbei in das Zimmer mit dem Klavier.
    Mutter trägt ein hellblaues Kleid mit einem Spitzenkragen. Sie dreht sich um, und ich sehe, wie Gefühle über ihr Gesicht huschen. Erleichterung. Scham. Sie steht nicht auf, und wir umarmen uns auch nicht.
    »Du lebst«, sagt sie, und einen Moment glaube ich, sie fällt gleich von der Klavierbank. »Gott sei Dank. Ich hatte gehofft … aber der Prinz hat gesagt, dass das Schiff explodiert ist. Ich wusste nicht, was ich glauben sollte.« Also haben meine Eltern beide geglaubt, dass ich tot

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