Das Lied des roten Todes
Tunnel als eine Gruft verbirgt. Zwei seiner Männer folgen ihm.
»Elliott könnte viel tun, damit es der Stadt besser geht«, sagt Prospero zu seinem Bruder. »Ich vertraue darauf, dass du ihn aufhalten wirst.«
In diesem Moment erschlägt meine Abscheu für sie beide jedes andere Gefühl. Sie sind darauf aus, alles zu zerstören, was von der Stadt noch übrig ist, und alles zu sabotieren, was Elliott zu tun versucht.
»Es war sehr freundlich von dir, einem Treffen mit mir bei Mutters leerem Grab am morgigen Tag zuzustimmen.« Malcontent lacht kurz. »Aber meine Männer haben mir gesagt, dass du offensichtlich heute Nacht aufbrechen willst, und ich wollte dich noch einmal sehen.« Er macht einen Schritt vorwärts. Prosperos Männer sind zwar immer noch in der Kathedrale, aber sie haben ihren Posten an der Tür nicht verlassen. Sie können immer noch weglaufen, wenn sich die Dinge für den Prinzen weiterhin so schlecht entwickeln.
»Packt ihn«, sagt Malcontent.
Zwei von Malcontents infizierten Männern treten links und rechts neben den Prinzen. Der Prinz rudert mit den Armen, als einer der in dunkle Umhänge gehüllten Männer ihm die Maske wegnimmt. Prospero erstarrt.
Das Geräusch, mit dem die Maske in der allumfassenden Stille auf dem Boden aufprallt und zerbricht, ist entsetzlich. Der andere Mann, dessen Gesicht von schwärenden Wunden übersät ist, stürzt sich auf den Prinzen und schmiert ihm seinen üblen Eiter ins Gesicht. Die Bewegungen sind routiniert. Ich kann daran erkennen, dass er so etwas nicht zum ersten Mal macht.
Prosperos Schrei hallt durch die Kirche. Die Fledermäuse über uns schlagen mit den Flügeln. Malcontents Männer lassen den Prinzen wieder los. Sie lachen, und Prospero trippelt wie eine verängstigte Krabbe rückwärts. Er ist jetzt so nah, dass ich ihn fast berühren kann. Die Schlüssel fallen auf den Boden.
Ich schätze die Entfernung zur Tür ab, behalte aber gleichzeitig den Mann mit der Seuche im Blick. Ich will seine Aufmerksamkeit nicht auf mich ziehen, aber wenn er die leiseste Bewegung in meine Richtung macht, bin ich weg.
Malcontent sieht mich und bedeutet mir, zu ihm zu treten. Erst ein paar Stunden zuvor hatte ich vorgehabt, mich freiwillig in seine Hände zu begeben, aber jetzt ist April auf dem Weg zum Palast. Ich muss bei Prospero bleiben, ob es mir gefällt oder nicht.
Ein Messer blitzt in der fast vollkommenen Dunkelheit auf. Prospero wirft die Klinge aus einer unwürdigen Hocke. Sie streift Malcontents Ohr, aber sein Bruder hält das Kinn hochgereckt, sogar dann, als Blut auf den Boden tropft. Das Messer trifft eine Statue hinter ihm und fällt klirrend zu Boden.
Über uns schlagen Tausende von Flügeln.
»Ist das … dasselbe Messer?«, fragt Malcontent und nimmt die Klinge in die Hand. Wut verzerrt sein Gesicht. Er starrt nach oben, aber nicht auf die von Fledermäusen bevölkerte Decke, sondern auf die Statuen, die überall in der Kirche stehen, singt dabei leise etwas vor sich hin. Während er mit dem Messer spielt, das Prospero gerade nach ihm geworfen hat, ertönen Schritte. Aus den Tunneln steigen noch mehr Männer herauf.
Unsere einzige Hoffnung besteht darin, zurück in die wartende Dampfkutsche zu gelangen.
Prospero und Malcontent beäugen sich aus einigem Abstand. »Sucht die Schlüssel«, sagt Malcontent zu seinen Soldaten. Niemand achtet auf mich.
Ich greife in meine Tasche, so langsam, dass es niemand bemerkt. Der Elfenbeingriff der Pistole liegt schwer in meiner Hand. Ich ziehe die Waffe aus der Tasche, ziele auf die Decke, schließe die Augen und drücke ab.
Der Knall wird auf einen Schlag ergänzt vom Kreischen der Fledermäuse und den Schreien der Männer, als die wahnsinnig gewordenen Kreaturen herunterkommen.
Ich hebe auch meinen anderen Arm, um meine Haare so gut wie möglich zu schützen, und laufe. Die Fledermäuse rasen in alle Richtungen, stürzen sich von der Decke in die Tiefe und schießen dann wieder nach oben. Jemand prallt hart gegen mich, und ich falle auf den Boden. Etwas berührt meine Haare, und ich schreie.
Winzige Kieselsteine regnen von oben herunter, zusammen mit kleinen Mörtelstückchen.
Ich krieche über den Boden, und meine Finger finden etwas Kühles, Metallisches. Der goldene Schlüsselring. Alle in der Kathedrale wehren sich gegen den Schwarm. Ich habe Prospero aus den Augen verloren, und ich kann auch Malcontent nicht sehen. Ich packe die Schlüssel und krieche in eine kleine Kapelle.
Ich kann die
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