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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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die Priester sagten, dass die Krypta voll wäre. Vater hat sein Angebot erhöht, bis die Priester sich einverstanden erklärt haben. Aber sie haben die Beerdigung nie durchgeführt. Sie haben das Geld genommen und ihre Leiche entsorgt, weil sie Angst hatten, einen der Steine zu lösen und die Grabgewölbe zu öffnen. Im ganzen Gebäude sind lateinische Warnungen angebracht. ›Hüte dich vor dem Grabgewölbe.‹ Im Innern waren haufenweise unidentifizierte Gebeine, die Opfer einer Seuche. Die Priester glaubten, dass eine schreckliche Krankheit auf die Stadt losgelassen würde, wenn sie die Gruft öffnen.«
    Prospero tritt über die Schwelle und berührt mit einem behandschuhten Finger die schneckenförmige Verzierung neben der Tür.
    Ich folge ihm, suche in der Schneckenverzierung nach so einer Warnung. Könnte die Seuche in Wirklichkeit von hier, aus dieser Kathedrale, stammen und nicht aus dem Labor meines Vaters?
    Prospero redet weiter. Er hat den Klang seiner eigenen Stimme schon immer geliebt, ganz besonders hier, wo selbst ein Flüstern weit trägt und von den Mauern widerhallt.
    »Diese Priester waren Narren. Mein Bruder und ich haben einen Tunnel zur Gruft gegraben. Wir haben Ringe, Juwelen und sogar ein Medaillon mit einer Haarsträhne gefunden. Jahre später habe ich dieses Medaillon deinem Vater gegeben, als ich ihn gebeten habe, eine Lösung für unser Rattenproblem zu finden. Er war aufgeregt angesichts der Gelegenheit, eine uralte Seuche studieren zu können.«
    Mir sinkt das Herz. Ich sollte aufhören, immer wieder nach einer Möglichkeit zu suchen, wie Vater der Schuld entkommen könnte. Sie kehrt doch immer wieder zu ihm zurück.
    »Komm rein.« Prinz Prospero winkt aus der gähnenden Dunkelheit. Ohne dass es mir bewusst geworden ist, bin ich auf der Schwelle stehen geblieben. Seine kalten Augen leuchten aus den Schatten und bringen mich zum Frösteln, auch wenn dies eine für diese Jahreszeit ungewöhnlich warme Nacht ist.
    In sämtliche Bodenplatten unter unseren Füßen sind Namen eingemeißelt. Trittsteine, Grabsteine – in einer so uralten Kirche wie dieser gibt es keinen Unterschied. In einige sind Bilder eingraviert, die so abgenutzt sind, dass man sie nicht mehr erkennen kann. Teile einer gewaltigen Orgel liegen herum und zerfallen weiter. Ein Stück Nachthimmel wird an einer Stelle sichtbar, wo das Dach eingebrochen ist.
    Der Prinz murmelt etwas, und als ich mich bemühe, seine Worte zu verstehen, höre ich etwas anderes: das sanfte Rauschen von Tausenden von Schwingen, die sich unruhig in der Dunkelheit der Dachvorsprünge bewegen. Die Kathedrale ist voller Fledermäuse. Gewaltige, aufgedunsene, die Seuche übertragende Fledermäuse.
    Prospero erstarrt, und sein Blick geht nach oben, ganz langsam. Ist es möglich, dass er nicht gewusst hat, dass überall in der Stadt Fledermäuse in die verlassenen Kirchen eingezogen sind? Das weiß doch jedes Kind.
    Inzwischen ist der Himmel vollkommen dunkel. Das leiseste Geräusch könnte die Fledermäuse wecken. Ich habe Angst, auch nur zu atmen.
    Aber Prospero geht den Mittelgang entlang nach vorn, entfernt sich leichtfüßig etwa hundert Schritte von mir und kniet sich hin. Seine Männer stehen unter der Tür und beobachten mich. Sie halten ihre Waffen bereit. Prospero legt beide Hände auf den Altar und drückt darauf, bis ein Stück der Vertäfelung herausspringt – eine Holzschublade. Er nimmt die Schlüssel aus der Innentasche seiner Weste, aber bevor er sie in die Schublade legt, ertönt das Knirschen von Stein auf Stein, und eine der Bodenplatten hebt sich. Eine Gestalt in einem dunklen Umhang steigt schweigend von unten herauf. »Du solltest eigentlich erst morgen hier sein«, sagt Prospero mit krächzender Stimme.
    Die Schlüssel klirren ein einziges Mal, während er sie über das geheime Fach hält, als wisse er nicht genau, was er mit ihnen tun soll. Und dann höre ich nur noch das Flüstern ruheloser Schwingen.

Siebzehn
    E ine einzelne Fledermaus verlässt die Sicherheit des Daches und stürzt sich in die Tiefe, und dann ist alles wieder still.
    Malcontent schlägt seine Kapuze zurück. Weiße Strähnen durchziehen seine Haare, und seine Augen sind blutunterlaufen.
    Während Prospero kalt ist, brennt Malcontent. Und trotzdem … in beiden ist ein bisschen was von Elliott.
    »Wie passend, dich hier zu treffen«, sagt Malcontent, »wo deine Verbrechen begonnen haben.« Er tritt von der Platte aus Kalkstein weg, die wohl eher einen

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