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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Schildes. » Hier gibt es eine Sattlerei? «
    » Sie gehört meinem Vater. Keine Ahnung, ob er jemanden braucht. «
    » Es wäre sehr freundlich, wenn du ihn fragen würdest. «
    » Sehr freundlich. « Der andere grinste. » Manchmal kann ich das sein, obwohl meine Schwester oft genug das Gegenteil behauptet.«
    » Sepp, wer ist denn da draußen? « , erklang eine Frauenstimme aus dem Inneren des Hauses.
    » Nur jemand, der Arbeit sucht, Mutter. «
    » Dann bitte ihn herein. «
    Der Bursche zog die Tür auf, und Sebastian folgte ihm in eine kleine Küche, wo ihm eine Frau freundlich entgegensah.
    » Gott zum Gruße, ich bin Frau Stadler. Du suchst also Arbeit. «
    Sebastian nickte.
    » Dann geh mit Sepp in die Werkstatt hinüber und frag meinen Mann. «
    Die beiden verließen die Küche und liefen über einen ungepflasterten Hinterhof zur Werkstatt. Ein Mann mit einer hohen Stirn, in die ihm flachsblondes Haar fiel, stand mit aufgekrempelten Ärmeln und einer Ahle in der Hand über einen Balken gebeugt, sodass Sebastian seine kräftigen Armmuskeln sehen konnte. Ein helles Lederstück lag darüber, in das der Sattler bereits mehrere Löcher gebohrt hatte. An den Wänden sowie auf einem großen Eichentisch befanden sich weitere Ahlen, Scheren und Messer in verschiedenen Größen und Stärken.
    Als sein Sohn die Tür hinter sich schloss, sah der Mann auf. » Was gibt’s? Ein neuer Freund, Sepp? «
    Der Junge schüttelte den Kopf. » Hat bei uns angeklopft. Sprich schon selbst, oder hast du keinen Mund? « , fügte er an Sebastian gewandt hinzu.
    Dieser nannte seinen Namen. » Könnt Ihr jemanden brauchen, der Euch zur Hand geht, Herr Stadler? «
    » Vielleicht. Kannst du denn mit Leder umgehen, Junge? «
    » Ich hab’s noch nie gemacht, aber man kann alles lernen. «
    » Wohl wahr. Was hast du denn bisher gearbeitet? «
    » War bei einem Beinschnitzer. «
    » Beinschnitzer, so. «
    Frau Stadler erschien in der Werkstatttür. » Das Essen ist fertig. Kommt ihr? «
    » Kann Sebastian mitessen, Mutter? « , fragte Sepp.
    » Natürlich. «
    Der Sattler stach ein weiteres Loch in das weich gegerbte Leder. » Geht nur schon rüber, ich bin gleich so weit. «
    Wenig später saß die Familie am Küchentisch. Auch Sepps Schwester Margarete, ein aufgewecktes Mädchen von etwa fünf oder sechs Lenzen, und Niclas, der älteste Sohn der Stadlers, waren erschienen. Während Sepps Bruder nur ein- oder zweimal den Kopf hob, um Sebastian über seinen Teller hinweg einen verstohlenen Blick zuzuwerfen, begann Margarete sofort, ihn auszufragen. Sebastian gab ausweichende Antworten und war froh, als Frau Stadler die Kleine ermahnte, ihren Gast in Herrgotts Namen endlich in Ruhe essen zu lassen.
    » Ich könnte tatsächlich zusätzliche Hilfe in der Werkstatt gebrauchen « , meinte der Sattler, nachdem seine Frau die Teller abgeräumt und sie zum Abwaschen in eine Wanne mit Wasser gelegt hatte.
    » Bei einem Beinschnitzer hast du bisher gearbeitet, sagtest du? «
    » Ja, aber der wollte mich nicht mehr. «
    » Und deine Eltern? « , wollte Frau Stadler wissen. » Was ist mit denen? «
    » Sie leben nicht mehr. «
    Sepps Mutter machte ein bekümmertes Gesicht und legte ihm die Hand auf die Schulter. Dann sah sie zu ihrem Mann. » Wenn der Junge niemanden mehr hat, sollten wir ihn aufnehmen. Es ist doch Christenpflicht, sich gerade in diesen schweren Zeiten um Waisen zu kümmern, nicht wahr, Adam? «
    » Warum nicht? Auf einen Esser mehr am Tisch kommt es nicht an, und zu tun habe ich genug. Ich stelle allerdings eine Bedingung. Du wirst für die nächsten beiden Tage bei mir zur Probe arbeiten. Gut reden kann so mancher, ich will sehen, dass du es ernst meinst und dich bemühst. Bist du einverstanden? «
    » Gern, Herr Stadler. Soll ich sofort anfangen oder morgen früh? «
    Dunkle Wolkenfelder kündeten von weiteren Regenfällen, und der Sonne gelang es nicht, sich ihren Platz am Himmel zurückzuerobern. Ständig lauschte Anna auf die Glocken, die die nächste volle Stunde ankündigten. Wenn es nun am folgenden Tag ebenfalls regnen würde … Die Vorstellung, bei diesem Wetter zu flüchten, verbunden mit der Gewissheit, die Nächte im Freien verbringen zu müssen, ließ sie schaudern.
    Das Frühstück hatte sie schweigend eingenommen, doch zur Mittagszeit stocherte sie so lustlos in dem Eintopf herum, dass Schwester Griseldis sie, nachdem der Tisch abgeräumt war, beiseitenahm und sie einer freundlichen, aber eingehenden Prüfung

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