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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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uns Geld beschaffen? «
    » In den Augen der meisten Menschen dieser Stadt sind wir doch auch nur Abschaum, Caspar « , brachte Sebastian hervor.
    » Na und? Bisher hast du ganz gut davon gelebt, oder etwa nicht? Aber wenn du dein Gewissen entdeckt haben solltest, sag es lieber gleich, dann arbeite ich in Zukunft wieder allein. «
    » Das ist vielleicht das Beste « , hörte Sebastian sich sagen.
    Der Einarmige maß ihn mit einem abschätzigen Blick. » Du kündigst mir die Freundschaft? Wie du willst. « Abrupt wandte er sich um und verschwand im Inneren der Bude.
    Unschlüssig blieb Sebastian vor dem Eingang der Garküche stehen, um schließlich seine Schritte Richtung Hauptmarkt zu lenken. Am Schönen Brunnen ließ er sich auf den Stufen nieder und stützte den Kopf in die Hände. Zwei Knaben und ihr Vater näherten sich und betrachteten den Aufbau, den kunstvoll gearbeitete Figuren zierten: die vier Evangelisten, Propheten, Kirchenväter und Heilige.
    » Ganz oben, das ist Moses mit den Gesetzestafeln und den Geboten Gottes « , erklärte der Mann seinen Kindern. » Durch sie wissen wir, wie wir leben müssen, um nicht ins Feuer der Hölle zu kommen, wenn wir sterben. « Dann gingen sie weiter.
    Die Zehn Gebote. Er hatte in den letzten Wochen gegen mehr als nur eines von ihnen verstoßen.
    Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht begehren, was dein Nächster hat. Du sollst den Feiertag heiligen. Wie lange war es her, seit er eine Kirche von innen gesehen hatte?
    Sebastian bewunderte das prächtige Portal der Frauenkirche schräg gegenüber. Was hinderte ihn, hineinzugehen und bei einem der Priester zu beichten? Er erhob sich, überquerte den Platz und zog einen der Türflügel auf. Im Inneren des Gotteshauses war es kühl. Sebastian sah sich um, betrachtete die Statue der Heiligen Jungfrau und schritt durch das gewaltige Kirchenschiff auf den Altar zu. Ganz in der Nähe waren die Beichtstühle. Aus einem drang Gemurmel, und er trat näher an den Holzkasten heran. » … wieder gefehlt, Hochwürden. «
    » Es hat Euch erneut nach dem Bruder Eures Mannes gelüstet? «
    » Gestern Abend erst war ich bei ihm. Mein Mann liegt schon seit Tagen krank danieder. Ich schäme mich so. Bitte, sprecht mich von meinen Sünden frei. «
    » Lasst Euch versichern, wir Menschen sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den wir bei Gott haben sollten. So schreibt es der Apostel Paulus in seiner Epistel an die Römer. «
    » Ich verstehe nicht. «
    » Legt Eure Hand auf meinen Schoß, dann werdet Ihr verstehen. «
    » Aber Hochwürden! «
    » Ihr seid eine schöne junge Frau. «
    » Ihr schmeichelt mir. «
    » Bitte, tut es. «
    Im Beichtstuhl wurde es still. Kurz darauf stöhnte der Priester auf. Angeekelt wandte sich Sebastian ab, stürzte den Gang hinunter zum Ausgang und trat ins Sonnenlicht hinaus.
    Gegenüber der Kirche hatten sich ein paar Männer und Frauen um einen weiß geschminkten Spielmann geschart. » Oh hört, ihr Leut der stolzen Stadt « , stimmte er sein Lied an und zupfte dazu die Saiten seiner Laute, » der Schwarze Tod geht um, er holt sich Bettler, Bürger, Pfaff, ganz gleich, ob alt, ob jung. Der Knochenmann ruft: ›Tanzt mit mir, bevor das Ende naht. Kein Bußgebet, kein Elixier – nichts hilft, der Tod schon wart.‹ «
    Sebastian lief weiter, aber in seinem Rücken hörte er den Mann noch immer singen.
    » So mancher nun aus Nürnberg flieht, solange er’s noch kann, den and’ren sing ich dieses Lied, das ich für Euch ersann. «

KAPITEL 10
    I ch werde mir wieder Arbeit suchen, entschied Sebastian, nachdem er den Hauptmarkt verlassen hatte und durch die Gassen rund um Rathaus und Sebaldkirche streifte. Viel zu lange hatte er das Leben eines Diebes geführt. Während der nächsten Stunden klopfte er an Dutzende Türen, neben denen bemalte Holzschilder das jeweilige Handwerk des Hausherrn verrieten – vergeblich. Ob Schuster, Schneider, Korbmacher oder die Weißgerber unten am Fluss, niemand konnte einen Burschen gebrauchen, welcher ihm für ein paar Pfennige am Tag und ein Bett für die Nacht zur Hand ging. Vor der letzten Tür einer Häuserreihe in der Schildgasse blieb Sebastian stehen. Das Schild darüber verkündete, dass hier ein Sattler sein Handwerk betrieb. Sebastian klopfte.
    Ein kräftiger Bursche in Sebastians Alter steckte den Kopf heraus. » Was gibt’s? «
    » Gott zum Gruße, mein Name ist Sebastian Stäubling. Ich bin auf der Suche nach Arbeit. « Er nickte in Richtung des

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